Polen – zweiundzwanzigster Tag, Donnerstag, 02.10.2025
Zur Kirche ganz aus Holz
Ich hatte von der Erzengel-Michael-Kirche in Kattowitz gehört, die komplett aus Holz gebaut worden ist und noch nicht einmal Metallnägel Verwendung fanden. Diese Kirche soll eines der wertvollsten Baudenkmäler Polens sein.
Nach etwas über einer Stunde Fahrt über die Autobahn, auf der wir zweimal etwa 4,-€ Maut zahlen mussten, die in Polen nur auf privat betriebenen Autobahnen erhoben wird, trafen wir am Rande von Kattowitz ein. Über die Stadt selber hatte ich gelesen, dass sie nichts Besonderes zu bieten hat, also verzichteten wir auf einen Besuch. Lediglich die Kirche wollten wir sehen.
Nach etwas schwieriger Parkplatzsuche gingen wir dann zu Fuß zur Kirche. Im Internet hatte ich bereits gelesen, dass sie temporär geschlossen sein soll, aber stimmt immer alles, was im Internet steht?
In diesem Fall ja, die Tore zum Kirchhof waren verschlossen, nur über die Mauer konnten wir sehen und ein paar Fotos machen. Als „eines der wertvollsten Baudenkmäler Polens“ ein ziemlich mageres Bild.
Also nach wenigen Fotos und ein paar Schritten rund um die Kirche ging es zurück zum Wagen. Etwas Enttäuschung zeigte sich, doch wenigstens war die Sonne wieder zu sehen und es versprach ein schöner Tag zu werden. In Ostpolen hatten wir genau so schöne Kirchen gesehen.

Abstecher nach Norden
Von der „schwarzen Madonna von Tschenstochau“ hatte zumindest ich schon in meiner Jugend gehört als die Nachrichten über den Besuch des Papstes Johannes Paul II in Tschenstochau 1979 um die Welt gingen. Nun hatten wir die Gelegenheit, dieses nationale Symbol Polens und die heiligste Reliquie des Landes im Original zu sehen. Hierzu mussten wir nochmal etwa eine Stunde nach Norden fahren und dann auf einen Parkplatz beim Kloster Jasna Gora. Dieser wird zwar rund um die Uhr bewacht, kostet aber lediglich eine Spende, deren Höhe jeder selbst bestimmen kann. Also auch schon beim Parken zeigt sich christliche Barmherzigkeit.
Glaubenszirkus in der Kirche
Das Kloster Jasna Gora ist der Hauptwallfahrtsort Polens, den jährlich mehrere Millionen Pilger aus der ganzen Welt besuchen. Entsprechend groß ist die gesamte Anlage. Die Hauptkirche ist prunkvoll geschmückt mit viel Gold und besitzt einem prächtigen Altar.
Massen von Besuchern bewegten sich hier und in den angrenzenden Räumen und der Seitenkapelle, in der das von allen Gläubigen so verehrte Bildnis der Maria mit dem Kind zu sehen ist. Gesicht und Hände der Maria und des Kindes sind recht dunkel, daher der Name „schwarze Madonna“. Überall an den Wänden hingen Rosenkränze, Bilder und Herzen sowie jede Menge Gehhilfen, die von Geheilten hier hinterlassen wurden, wenn Maria geholfen hat.


Viele Leute knieten vor dem Altarraum, bekreuzigten sich oder waren im Gebet versunken. Ein spezieller Weg führt an der linken Seite der Kapelle um den Madonnenaltar herum und an der rechten Seite wieder zurück. Etliche Menschen legen diesen Weg auf Knien rutschend zurück. Im Laufe der vielen Jahrhunderte dieser Praxis waren in den Steinboden schon zwei spürbare Rillen hineingeschliffen worden. Auch wir gingen diesen Weg, allerdings aufrecht. Mir kommt diese so zur Schau gestellte Frömmigkeit und dieser Marienkult ohnehin sehr befremdlich vor, egal ob in Polen oder anderen Ländern und egal bei welcher Religion.
Lange hielten wir uns in der Kirche, den angrenzenden Räumlichkeiten und der Umgebung auf. Überall konnte man hinein ohne Eintritt zahlen zu müssen. Selbst die Schatzkammer mit ihren wertvollen Ausstellungsstücken war frei zugänglich.
Wieder zurück nach Gleiwitz
Bis nach 16:00 Uhr hielten wir uns auf dem Klostergelände auf, dann ging es zum Wohnmobil und wieder Richtung Süden mit dem Ziel Gleiwitz.
Dort fanden wir etwas außerhalb der Stadt in einem Park einen schönen, kostenlosen und sehr ruhigen Parkplatz. Wir nutzten die noch nicht allzu weit fortgeschrittene Zeit für einen kleinen Spaziergang durch den den Parkplatz umgebenden dichten Wald. Ganz in der Nähe befand sich ein kleines Gradierwerk, leider gerade wegen technischer Revision für zwei Tage außer Funktion. Vielleicht hätte die salzige Luft bei unserem schon länger andauernden Husten ein wenig Linderung gebracht. So musste die frische Waldluft ausreichen.
Der Standort unseres Wagens unter einer Kastanie bescherte uns in der Nacht mehrere Male ein heftiges Donnern, als Kastanien auf unser Dach plumpsten. Den Schlaf störte dies nicht.
Gefahrene Kilometer: 277,5 km

Die schwarze Madonna von Tschenstochau ist auch mir ein Begriff. Sicher eindrucksvoll, sie in echt zu sehen.