Armenien – einundfünfzigster Tag, Dienstag, 27.05.2025
Besuch im Militärmuseum
Der Tag begann mit dem Umparken des Wohnmobils auf den Platz hinter dem Denkmal „Mutter Armeniens“, weil wir vermuteten, dass uns dort kein Parkgebühreneintreiber nerven wird.
Dann ging es zur Vorderseite des Denkmals durch die geöffnete Tür hinein in das im Sockel befindliche Militärmuseum. Hier im Erdgeschoss geht es bildlich und mit einigen Ausstellungsstücken um den Abwehrkampf der Armenier gegen Aserbaidschan in den diversen Konflikten um Nagorny Karabach, den die Armenier leider letztlich im September 2023 verloren und damit einen großen Teil ihres Staatsgebietes abtreten mussten. Sowohl die Russen, die bisherige Schutzmacht Armeniens als auch der Westen sahen tatenlos zu, wie 100.000 Armenier zunächst wochenlang ausgehungert und dann aus ihren angestammten Heimatgebieten vertrieben wurden.
Aserbaidschan wird halt als Rohstofflieferant gebraucht, Armenien kann nichts liefern, so ist das in der internationalen Politik.
Im Untergeschoss befindet sich eine Ausstellung, die die Beteiligung armenischer Soldaten in der Sowjetarmee im großen Vaterländischen Krieg zeigt. Alle armenischen hochrangigen Offiziere der roten Armee sind hier mit Bild und Namen ausgestellt.
Durch die Ausstellung, in der das Allermeiste in armenisch beschriftet ist, nur sehr sporadisch auch in englisch, führte uns eine Museumsmitarbeiterin, die ein paar Brocken englisch und deutsch konnte. Sie zeigte uns auch die Ruhmeshalle, in der an der Wand die Namen der gefallenen Generäle der Sowjetunion und gegenüber der Armeniens verewigt worden sind.
Mit ganzem Stolz wurde uns zum Schluss nach Anschalten des Lichts ein großes Diorama der Erstürmung des Berliner Reichstages im April 1945 durch die rote Armee präsentiert. Angeblich handelt es sich um ein Geschenk aus Deutschland.
Der Eintritt ins Museum ist frei, wir wurden aber um eine Spende gebeten.
Hinunter ins Zentrum
Den gleichen Weg und auf die gleiche Art wie gestern ging es über die Kaskaden hinunter ins Zentrum.
Hier standen nun etliche Besichtigungen und Besuche an. Zunächst ging es zur blauen Moschee in Jerewan, ein schiitisches Gotteshaus aus dem 18. Jahrhundert. Diese Moschee wird von den Gläubigen rege genutzt. Über zwei Eingänge darf man sie betreten, einer für Männer, der in den großen Gebetsraum führt, einer für Frauen in einen kleineren Raum für Gebete. Interessant allerdings, dass verschleierte Frauen auch den Männereingang benutzen dürfen. Wahrscheinlich, weil sie in der Ganzkörperverschleierung ohnehin nicht mehr als Frau zu erkennen sind.
Dann ging es vorbei an einem kleinen Kaffeekiosk, wo wir uns jeder einen Kaffee gönnten, zum Platz der Republik. Es ist nämlich ein Muss, im Kaffeetrinkerland Armenien an einem dieser zahlreichen kleinen Buden, die überall im Land verteilt sind, einen heißen Kaffee zu sich zu nehmen.
Am Platz der Republik befindet sich auch das Regierungsgebäude mit angegliedertem Finanzministerium und das Nationalmuseum. In der Nähe des Regierungsgebäudes passierte etwas Merkwürdiges: unsere Smartphones konnten plötzlich das Internetsignal von dem Hotspot unseres Tabletts, das Beate im Rucksack als Server mitführte, nicht mehr empfangen. Was wir auch versuchten, kein Internetsignal mehr. Auch das Internet auf dem Tablett war schwer zu empfangen und sehr langsam. Selbst das GPS-Signal war weg.
Kaum hatten wir uns von diesem Gebäude in die umliegenden Straßen entfernt, ging alles wieder problemlos.
Marktbesuche
Wir steuerten auf den armenischen Markt zu, besuchten aber vorher noch die 2001 geweihte Kathedrale von Jerewan, die größte armenisch-apostolische Kirche der Welt. Zugegeben, sie ist riesig im Inneren, doch wo sonst auf der Welt sollte es größere armenisch-apostolische Kirchen geben?
Der armenische Markt in einer großen Halle war enttäuschend, Unmengen dieser typisch armenischen Trockenfruchtarrangements auf Tellern wurden angeboten und wenig das sonst auf solchen Märkten Übliche wie landwirtschaftliche Produkte, Fisch und Fleisch.
Etwas Käse und Wurst kauften wir, dann zum nächsten Markt, dem Vernissage – Markt. Hier gab es allerdings nur sogenanntes Kunsthandwerk und sonstigen „Gruscht“, den man eigentlich nicht braucht.
Zum Ausruhen besuchten wir ein kleines Café, tranken Bier und Cola, dann ging es weiter, wieder zurück Richtung Kaskaden. Zwar war es noch früh, erst kurz vor halb sechs, doch wollten wir nochmal ein Restaurant zum Abendessen aufsuchen. Gleich neben dem von gestern fanden wir Platz, ich bestellte köstliche Rinderleber (Danke an Beates Cousin Alfons für diesen Tipp) und Beate gebratenes Schweinefleisch, wobei mehr Kartoffeln in der Schüssel waren als Fleisch. Dafür war es günstig.
Glänzende Schuhe
Direkt vor dem Restaurant hatte sich ein Schuhputzer niedergelassen, so einer, wie man ihn vielleicht aus alten Filmen kennt, mit Thronsessel auf einem Podest und zwei Absätzen, worauf man seine Füße stellt, damit sie in Arbeitshöhe des Schuhputzers sind. Meine Lederstiefel hatten hier auf dieser Reise schon arg gelitten, eigene Versuche, sie wieder zum Glänzen zu bringen, waren bisher gescheitert, also warum nicht mal professionell und nach alter Art seine Schuhe putzen lassen?
Der Schuhputzer ging an die Arbeit und sein Tun und meine Position oben auf dem Thronsessel erregten auch bei Passanten Aufsehen. Nach ca. 15 Minuten war er fertig, 1000 DRAM, ca. 2,35 € wechselten den Besitzer und meine Schuhe strahlten wie neu.
Schnell zurück zum Wohnmobil
Es blieb uns nun nicht mehr viel Zeit für die Rückkehr zu den Kaskaden, wollten wir noch die im Inneren laufenden Rolltreppen benutzen, um nicht die über 500 Stufen hochlaufen zu müssen. Die wurden nämlich am heutigen Tag schon um 19:00 Uhr abgeschaltet, üblicherweise sind sie bis 20:00 Uhr in Betrieb.
Doch wir schafften es und setzten uns ganz oben noch draußen auf die Treppe, um die Aussicht auf die Stadt zu genießen. Neben uns saß ein Ehepaar aus Mannheim, mit dem wir ein wenig ins Gespräch kamen, bis es dann leider anfing zu regnen und wir möglichst schnell noch die verbleibenden ca. 200 Stufen hoch und dann durch den Park zum Wohnmobil zurückkehren mussten.
Im Vergnügungspark war wenig los, bei Regen will sich niemand vergnügen. Doch der Regen währte nicht lange, wir kamen fast trocken an unserer rollenden Unterkunft an.
Ein Schnäpschen noch, dann wurde es auch bald Zeit zum Schlafengehen
Gefahrene Kilometer: 0,2 km
Gelaufene Kilometer: 13 km
Landkarte: Stadtbesuch in Jerewan



Schöne Kaffeekannen, besonders die Bulldogkanne 😉
Und die 2,35 für die Schuhe 👞 haben sich sichtlich gelohnt 👍