Du betrachtest gerade Es geht weiter und manchmal auch nicht
Kupferabbau in Armenien

Es geht weiter und manchmal auch nicht

Armenien – Fünfundvierzigster Tag, Mittwoch, 21.05.2025

Mal sehen, wie weit es geht

Heute morgen bei herrlichem Sonnenschein und Wärme konnten wir das erste Mal draußen frühstücken. Danach ging es los, zunächst hatten wir die Absicht, noch ein Stück weiter nach Westen durch ein tolles Tal Richtung Grenze der aserbaidschanischen Exklave Nakhchivan zu fahren, doch leider wurden wir schon kurze Zeit später durch ein Sperrschild und einen dahinter befindlichen Posten gestoppt.

Also kehrt und nach Norden hinein in die Berge. Zunächst durch den Ort Agarak zu einer Tankstelle, wo wir für umgerechnet 77 Cent pro Liter Diesel nochmal volltankten, dann hinein in die schroffe Bergwelt. Hier wir ringsum Kupferbergbau betrieben und auf Bildern im Internet war eine verfallene Kupfermine abgebildet, zu der wir wollten.

Zunächst ging es auch ganz gut, dann mussten wir auf eine unbefestigte Straße abbiegen und erreichten alsbald eine Schranke, die uns aber von einem Mann geöffnet wurde. Ich zeigte ihm auf der Karte unser Fahrziel, woraufhin er auf russisch irgend etwas murmelte wie „Maschina nix“ und unsere Reifen fixierte. Bedeutete wohl, mit dem Auto könnten wir zu unserem beabsichtigten Ziel nicht gelangen.

So war es auch, nur wenig später sahen wir Straßenbauarbeiten, die wir nicht hätten passieren können. Also kehrt gemacht und zurück. Schade, denn die Landschaft sah beeindruckend aus, wüstenähnlich und gewaltige, bunte Abraumhalden des Bergbaus im Hintergrund.

Auf guter Straße über den Pass

So blieb uns denn nichts als über Meghri die LKW-Route nach Norden zu nehmen, eine recht gut ausgebaute Straße, die dennoch durch den starken Schwerlastverkehr gelitten hat.

In Meghri wollte ich die dortige Festung ansehen, doch Bilder zeigten nur einen kleinen Rundturm auf einem Berg und bei der Hitze wollte Beate da nicht rauf. So ging es denn weiter, immer höher hinauf, kurvenreich und viele Serpentinen. Immer wieder waren LKW zu überholen, die sich z.T. im Schritttempo den Berg hoch quälten. An einer Wasserstelle füllten wir unseren Tank auf, dann immer weiter hinauf, mächtige Berge im Blick.

An der höchsten Stelle, dem Meghri Pass auf 2535 Metern, machten wir Halt für ein paar Bilder. Von hier aus sah man schon, wie tief es wieder hinab ging und über wieviele Kehren wir fahren mussten. Die schweren LKW, die ganz langsam hier hinaufgekrochen waren mussten nun ebenso langsam wieder hinunter. Für LKW-Fahrer sicher kein leichter Job.

Wir passierten die Kupferbergbaustadt Kajaran mit hässlichen, heruntergekommenen Wohnblöcken im Sowjetstil und erreichten alsbald die Klosterkirche Varanawank, bei der wir anhielten.

Eine ebenso interessante Kirche wie die anderen am Sewansee besuchten Klöster, doch hier war niemand. Zwei Frauen kamen, zündeten Kerzen an, beteten etwas und verschwanden wieder. Keine Koreaner, keine Busse, keine Souvenir- oder Essenstände. Hier in den Süden Armeniens kommen wohl nur ganz wenige Touristen, viele lassen sich wohl abschrecken von den Reisewarnungen in diese Gebiete.

Bier in Kapan und wieder zurück

Bald danach erreichten wir Kapan, eine langgezogene, im Talkessel liegende Stadt, von der wir vorgestern nur einen kleinen Teil und noch nicht mal das Zentrum gesehen hatten. Doch einen sehenswerten Eindruck machte die Stadt nicht, so fuhren wir durch bis zur „Miners Brewery“, wo ich mich nochmal mit vier Literflaschen Bier eindeckte und dann hinaus aus der Stadt.

An der nach Norden führenden und nicht mehr durchgängig befahrbaren Straße liegt noch ein durch die aserbaidschanischen Grenzverschiebungen geteiltes Dorf, in das wir fahren wollten, um von dort dann abzubiegen nach Tatev. Doch viele Kilometer vorher, am Abzweig zur Ortschaft Davit Bek eine Schranke mit Kontrollposten und bewaffneten Soldaten. Als sie uns sahen, kam ein junger Soldat auf das Fahrzeug zu. Jetzt passierte etwas seltsames, was mir bisher noch nicht aufgefallen war, Beate aber schon.

Der junge Mann steuerte auf die Fahrerseite zu, doch als er sah, das Beate am Steuer saß, wechselte er nach links und kam zu mir ans Fenster. Ich erklärte ihm, wohin wir wollten doch gab es da keine Möglichkeit für uns, die Strecke ist gesperrt, wohl nur noch Anwohner dürfen dorthin.

Das er nicht mit Beate sprach sondern mit mir hat seinen Grund darin, dass es hier eine sehr ausgeprägte Hierarchie gibt, wo die Männer das Oberhaupt der Familie und die wichtigsten Entscheider sind. Frauen und Kinder spielen nur eine untergeordnete Rolle. Das erklärt auch, warum der Tankwart immer erst auf mich wartet, auch wenn Beate am Steuer sitzt.

Zum Tagesziel

Nun also war es auch damit nichts, diese erbärmlichen Grenzen hindern einen daran, frei zu reisen wohin man möchte. Nur, weil sich die Politiker und z.T. auch die Menschen nicht verstehen.

So fuhren wir dann eine neu gebaute Straße hoch zum Kloster Tatev, in dessen Nähe wir auf einem kleinen Parkplatz einen guten Nächtigungsplatz mit toller Sicht auf die Berge, das beeindruckende Tal und das Kloster unseren Tag beendeten.

Gefahrene Kilometer: 185,3 km

Landkarte: von der iranischen Grenze zurück nach Tatev

Dieser Beitrag hat einen Kommentar

  1. Ruth

    Ja, das mit „der Grenze“ liest man in Euren Berichten jetzt öfter.
    Interessant auch die „Mann/Frau“ Hierachie 🧐

Schreibe einen Kommentar