Georgien – Siebenundfünfzigster Tag, Montag, 02.06.2025
Höhlenstadt und Tagesende
Bei schönem Sonnenschein verließen wir unseren Stellplatz in Achalkalaki und fuhren zunächst nordwärts. Nicht weit von der Stadt entfernt gab es einen ersten Haltepunkt, ein alter sowjetischer Eisenbahnwagon hatte vor vielen Jahren hier mal ein neues, gänzlich anderes Leben als Brücke über einen Fluss bekommen.
Inzwischen allerdings konnte er diese Aufgabe nicht mehr erfüllen, Bodenplatten fehlten oder waren so rostig, dass man ihnen keinen Halt mehr zutraute. Doch für ein paar interessante Fotos taugte er noch.
Dann ging es über eine Straße mit vielen recht großen Schlaglöchern weiter, man konnte kaum seinen Blick von der Straße wenden, sonst lief man Gefahr, in ein wirklich riesiges Schlagloch zu geraten. Was waren die Straßen in Armenien dagegen doch gut.
An der Burg Khertivisi hoch droben auf einem Felsen ging es links ab ins Tal des Flusses Kura, dem wir schon in Tiflis als breiteres Gewässer begegnet sind. Ein kurzer Halt an einer Hängebrücke unterhalb der Burg, dann weiter in das wunderschöne Tal hinein.
Schließlich erreichten wir Vardzia und damit die in einen fast senkrechten Felsen hineingehauene Höhlenstadt. Der Bau der Stadt wurde im 12. Jahrhundert begonnen und wenn man sieht, was für zum Teil riesige Höhlen in den Fels gehauen wurden, kann man nur staunen, zu was der Mensch schon damals fähig war, ohne Maschinen.
Einzelne Bereiche, die von außen nicht erreichbar waren, wurden mit einem Tunnelsystem, die Stollen in Bergwerken gleichen, verbunden. Gebaut wurden 3.000 Wohnungen auf sieben Etagen. Im Notfall konnten hier bis zu 50.000 Menschen Schutz finden. Eine Wohnung bestand in der Regel aus drei Räumen. Zusätzlich zu den Wohnungen sind allerlei Räume für die Gemeinschaft angelegt worden. Dazu gehörte eine Schatzkammer, eine Kirche, eine Bibliothek, Speisesaal, Sitzungsraum, mehrere Bäckereien und Weinkeller, Ställe und Badebereiche.
Im Jahre 1283 wurden viele Wohnungen zerstört und es verblieben nur noch rund 750 Räume. Die Kirche ist gut erhalten und besteht aus einem halbrunden Raum, Säulenportal, Tonnengewölbe und einer Vorhalle. Sie wird auch heute noch genutzt und ein paar Mönche leben noch in der 6. Etage, was an den mit Blumen und Pflanzen verschönerten Terrassen vor den jeweiligen Wohnräumen erkennbar ist.
Die Besichtigung dauerte eine ganze Weile, doch irgendwann mussten wir uns eilen, denn von Westen her zog Regen auf und der Weg zum Wohnmobil auf dem Parkplatz war noch weit.
Fast trocken schafften wir es dorthin und trafen zu unserer großen Überraschung das niederländische Paar mit ihrem Wohnmobil, denen wir nun schon zum fünften Mal auf unserer Reise durch Georgien, Armenien und wieder Georgien begegnet sind. Wie sich doch die Reiserouten der Wohnmobilfahrer gleichen.
Wir verließen den Parkplatz und fuhren wir nur einen Kilometer weiter zu einem in Google Maps verzeichneten Sulfur Bad, doch leider war es geschlossen. Zwar bestand es nur aus einer ziemlich heruntergekommenen Bude, doch im Inneren hätte warmes Wasser auf uns gewartet. So mussten wir unverrichteter Dinge wieder zurück.
Stellplatz für die Nacht
Gegenüber der Höhlenstadt befindet sich ein schönes Plateau, das als Übernachtungsplatz geeignet ist. Hier standen auch schon einige Fahrzeuge, sogar zwei Wohnmobile aus Deutschland.
Deren Besatzungen kehrten gerade von einer Wanderung zurück und wir kamen etwas ins Gespräch. Man gab sich gegenseitig wertvolle Reisetipps, doch leider verschlechterte sich das Wetter, es wurde windig, kalt und ungemütlich, sodass man nicht mehr draußen sitzen konnte. Jeder zog sich in sein warmes Reisemobil zurück.
Ich tauschte mit beiden Reisepaaren anhand der Karte noch ein wenig Informationen aus, doch zu einer gemütlichen Runde kam es nicht. Das wechselhafte georgische Wetter hatte uns wieder im Griff.
Die Reiserlebnisse von Michael, seiner Frau und ihrem VW Syncro Bus kann man hier nachlesen: www.magernetz.de
Gefahrene Kilometer: 45,3 km
Landkarte: Von Achalkalaki in die Höhlenstadt Vardzia
Die Höhlensiedlung ist wirklich beeindruckend 👍😊