Polen – zwanzigster Tag, Dienstag, 30.09.2025
Was tun an einem Regentag?
Es regnete und die Wetterprognose sah für den Tag auch nur Regen vor. Weitere Holzkirchen in der Gegend wollten wir nicht anschauen, denn sie sind irgendwie alle ähnlich. Also berieten wir, wie der Tag zu verbringen sei.
In einem Vorort von Krakau, in Wielicka befindet sich ein großes zu besichtigendes ehemaliges Salzbergwerk und Untertage regnet es bekanntlich nicht. Also machten wir uns auf zur ca. drei Autostunden entfernten nächsten Sehenswürdigkeit.
Zunächst fuhren wir nicht auf der Autobahn, doch die ständigen Geschwindigkeitswechsel und vielen Ampeln auf dem Weg nervten zunehmend. Zudem war die oft vierspurige Kraftfahrstraße fast wie eine Autobahn, nur eben führte sie ständig durch Ortschaften.
So entschieden wir uns dann etwa 70 Kilometer vorm Ziel auf die Autobahn zu wechseln und kamen so ein ganzes Stück schneller voran.
In den Tiefen des Berges
Kurz vor Wielicka verließen wir die Autobahn und fuhren in der Ortschaft direkt auf den Parkplatz des Salzbergwerks. Mehrere Fördertürme waren zu sehen und auch ein großes Gradierwerk mit Turm erhob sich hier, das man separat besichtigen konnte.

Wir gingen zum Eingang und holten an der Kasse zwei Eintrittskarten, leider gab es keine deutschen Führungen mehr. Aber englisch wäre noch möglich. Beim Bezahlen stellte ich einen großen Unterschied zur Preistafel fest und man erklärte mir, der fast 40 Zwoty geringere Preis pro Person beziehe sich auf Führungen in polnisch. Aha, nur weil jemand englisch spricht zahlen wir etwa 10,-€ p.P. mehr, schon komisch.
Dennoch nahmen wir die Führung in englisch um wenigstens etwas zu verstehen.
Punkt 15:00 Uhr ging es los, zunächst über Treppen ca. 60 Meter hinab. Dann ging es durch viele Gänge, alle mit Holz ausgekleidet wie es in Bergwerken üblich ist.
Wir besichtigten den ältesten Teil des Bergwerks, hier begann der Salzabbau bereits im 15. Jahrhundert. In den Tiefen der Schächte waren vereinzelt Szenen aus den frühen Bergwerkstagen mit Figuren und Gerätschaften dargestellt, aber auch hier und da verstreute Zwerge aus Steinsalz.


Immer weiter hinunter ging es über steile Treppen und immer wieder kamen wir in große Hallen. Auf ca. 110 Metern unter der Erde erwartete uns eine riesige Kapelle mit zahlreichen Steinbildhauereien an den Wänden und Kronleuchtern an der Decke.
Einfach unvorstellbar, wozu Menschen in der Lage waren und sind, leider oft auch auf der negativen Seite. Hier war nur Positives zu bestaunen, natürlich durfte auch eine große Statue vom Papst Jan Pawew II nicht fehlen, dem polnischen Papst.
Dann ging es weiter hinunter in eine Halle, wo sich Verkaufsstände für allerlei Souvenirs, aber auch Speisen und Getränke befanden.
Im Unterirdischen Labyrinth bogen wir mal rechts, mal links ab, zum Glück war der Weg markiert, sodass man sich nicht verlaufen konnte. In den einzelnen Gängen hatte man früher auch Markierungen der Himmelsrichtungen angebracht, damit man immer wusste, ob man nach Norden, Osten, Süden oder Westen ging.
Dann, in etwa 135 Metern Tiefe in einem weiteren großen Raum mit Verkaufsständen kam nach eineinhalb Stunden das Ende der Führung. Von hier aus konnte man sich selbständig weiter umsehen, in das Museum gehen oder den Rückweg ans Tageslicht antreten.
Wir kamen durch ein großes modernes Selbstbedienungsrestaurant und an neuen, sauberen Toilettenanlagen vorbei. Dann waren wir in dem Bereich, wo es Richtung Aufzüge nach oben ging. Eine junge Frau nahm eine Gruppe mit und führte uns noch einmal eine Treppe hinunter und durch viele Gänge bis zum Aufzugsschacht.
Hier fahren noch immer die alten Bergmannsaufzüge rauf und runter und man musste sich mit insgesamt acht Personen in einem Korb schon arg zusammenquetschen. Doch sehr schnell wurde man aus 140 Metern Tiefe wieder an die Oberfläche geholt. Nach zwei Stunden interessanter Besichtigung sahen wir das Tageslicht wieder.
Ausfahrtprobleme
Es regnete immer noch, der Himmel weiterhin bleigrau und trostlos.
Wir gingen zum Auto und zum Kassenautomaten. Einen Parkschein zum Einschieben gab es bei der Einfahrt nicht, das Kennzeichen wurde gescannt. Doch der Kassenautomat ließ eine korrekte Kennzeicheneingabe nicht zu und die Eingabe eines „U“ statt eines „Ü“ akzeptierte er nicht. Blieb also nur die Dame hinter dem Automaten zu rufen und um Hilfe zu bitten. Wir wurde auch gleich sehr freundlich bedient, bekamen einen Kassenzettel, mit dem wir bezahlen konnten und dann wurde uns von ihr die Ausfahrtsschranke geöffnet.
Die Kassenautomaten sind halt nur für polnische Kennzeichen ausgelegt, mit Sonderbuchstaben wie Ö, Ä oder Ü kommt er nicht zurecht.
Da es immer noch leicht regnete und bald dunkel wurde beschlossen wir, direkt in Wielicka einen Übernachtungsplatz anzufahren. Wir fanden einen Park and Ride Parkplatz etwas abseits der Hauptstraße und beendeten hier den Tag.
Gefahrene Kilometer: 215,5 km

Diese Beschreibung ist wirklich unterhaltsam! Die Nervenzusammenbrüche vor den Ampeln und die Autobahn-Misere klingen schon fast wie ein Roman. Der Salzbergwerk-Ausflug selbst klingt beeindruckend, aber die Preisgestaltung ist ja ein Meisterstück: Man zahlt extra fürs Englische – komisch, das sage ich Ihnen! Und der Kassenautomaten, der U nicht kennt, macht den polnischen Charme perfekt. Eine typische Reiseerfahrung, bei der man lernt, die Autobahn zu verachten und zu schätzen, dass man überhaupt das Tageslicht wieder sieht. Hervorragend und absolut realitätsnah!