Die Gefangenen von Sommaröy

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Zwanzigster Tag, Samstag, 25.02.2023

Es geht nicht mehr weiter

Obwohl sich am gestrigen Abend die fahle Mondsichel und ein paar Sterne am teilweise klaren Himmel zeigten, war der Aurora Borealis Faktor Null, will heißen, es werden sich keine Nordlichter zeigen.

In der Nacht dann wachte ich auf, weil das Wohnmobil hin und her geschüttelt wurde und heftigster Regen, gar Eisregen auf das Dach herunter prasselte. Das Schütteln hörte nicht auf, der Sturm blies was er blasen konnte. Auch nach dem Hellwerden erwartete uns ein unschöner Anblick draußen. Regen und massives Tauwetter. Die gestern noch so schön weiße und schneebedeckte Straße voll Wasser und Schneematsch. Oje, was nun tun. Läge doch vor uns auf der Insel Senja der laut Reiseführer schönste Straßenabschnitt von ganz Norwegen mit steil aufragenden Bergriesen und phantastischer Gegend. Es wäre schade, das zu verpassen, denn hierher kommen wir in unserem Leben sicher nicht mehr. Zu viele andere Ziele gibt es in Europa und auf der Welt noch, die erkundet werden wollen, da wird keine zweite Norwegenreise mehr drin sein. Aber meine einzigartige Beate machte sogleich den Vorschlag, hier noch etwas zu verweilen und auf hoffentlich besseres Wetter zu warten. Wir haben ja Zeit. Ganz in der Nähe befand sich auf der Insel Sommaröy ein als gut beschriebener Campingplatz mit Stromanschluss, den wir anfahren und dort die Zeit verbringen könnten. Leider ist es ja so, dass aufgrund der intensiven Heizungsnutzung und weiterer Stromverbraucher unsere Aufbaubatterie irgendwann in die Knie geht, wie wir es bereits am Nordkap erlebt hatten. Daher wäre tagelanges Freistehen nur mit einhergehenden Frostbeulen möglich.

Brücke zur Insel Sommaröy
Brücke zur Insel Sommaröy

Auf zum Campingplatz

Frühstück erledigt, alles rund ums Fahrzeug ebenfalls und dann zum ca. 8 Kilometer entfernten Campingplatz gefahren. Laut unserer App sollte er auch im Winter geöffnet und sehr gut sein. Wir hofften daher natürlich, noch einen Platz vor allem mit Strom zu kriegen. In Tromsö war ja diesbezüglich alles belegt. Am Platz angekommen, keine Menschenseele da. Der ganze Platz leer, nur ein Kassenautomat, an dem man seinen Aufenthalt mit oder ohne Strom auswählen konnte, dann natürlich mit Kreditkarte zahlen, das war’s auch schon. Beate fuhr den Wagen an eine Stromsäule, wir schlossen das Kabel an und so waren wir nach weniger als 30 Minuten wieder im kommenden Nachtquartier.

Der Sturm tobte, Regen prasselte hernieder, der schöne Schnee auf dem Platz verwandelte sich in Schneematsch und Wasser.

Während ich ein wenig die Gegebenheiten und die nähere Umgebung erkundete, machte sich Beate an eine sehr fällige Wohnmobilinnenreinigung.

Inselhopping, die Zweite

Gegen Mittag besserte sich das Wetter etwas und wir zogen uns wetterfest an, um die Gegend zu erkunden. Wir überquerten die kurz hinter dem Campingplatz befindliche hohe Bogenbrücke – die sind hier alle ähnlich gebaut, damit auch größere Schiffe darunter hindurch kommen – und waren schon auf der nächsten Insel, der Insel Hillesöy, wobei „öy“ eigentlich „Insel“ heißt. So schnell gelangt man von einer zur anderen. Wir liefen die Straße entlang, an Häusern vorbei, bis es nicht mehr weiter ging. Der Himmel lockerte immer mal wieder auf, blau zeigte sich und sogar die Sonne, doch kurz darauf wieder alles dunkelgrau und leichter Regen. Wir machten Fotos, gingen zurück und besuchten den unserem Standplatz gegenüber liegenden Kiosk mit Café für eine Pause. Hier gab es auch gutes WLAN, das wir natürlich gleich und intensiv nutzten. Leider reichte es nicht bis zu unserem Wohnmobil herüber.

Der Sturm und die steigenden Temperaturen ließen den Schnee auf dem Platz sichtbar schnell schmelzen, leider ist sobald keine Wetterbesserung in Sicht.

Sommaröy
Sommaröy
Sommaröy
Sommaröy

Gefahrene Kilometer: 8 km

Landkarte: Brensholmen – Sommaröy