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Kaskaden in der Hauptstadt Jerewan

Frage an Radio Eriwan – Im Prinzip: ja

Armenien – Fünfzigster Tag, Montag, 26.05.2025

Zum touristischsten Kloster Armeniens

Herrlich in der Sonne und frei von Wolken leuchteten die Araratgipfel in der Ferne und bescherten uns ein wunderbares Frühstück im Freien. Dann packten wir zusammen und fuhren den gleichen Weg wie vorgestern nach Garni. Dort jedoch bogen wir ab Richtung Kloster Geghard.

Ganz weit hinten im Talschluss befindet sich etwas am Hang liegend das Kloster. Hier sah man schon viele Busse und Kleinbusse, die ihre touristische Fracht ausgeladen hatten. Wie wäre das gestern, am Sonntag gewesen, wahrscheinlich kein Durchkommen. Auch hier viele Südkoreaner, Franzosen und Reisegruppen mit älteren Teilnehmern.

Der Name des Klosters leitet sich von Geghardawan ab, was Speerkloster heißt. Grund dafür ist, dass Judas Thaddäus den Speer, der Jesus Christus verwundet hatte, hierher gebracht haben soll. Allerdings befindet sich dieser Speer nicht mehr hier, es heißt er sei mittlerweile in Etschmiadsin ausgestellt.

In einer Säulenhalle des Klosters, die komplett aus dem Felsen gehauen wurde, fand eine kleine Gesangsdarbietung statt, der wir etwas lauschten. Dann ging es in den nächsten Raum, durch ihn fließt ein kleines Rinnsal, gespeist von einer Quelle. Heiliges Wasser soll es sein, weswegen viele Menschen hierher pilgern, um einen Schluck daraus zu trinken. Auch ich gönnte mir eine Handvoll Wasser. Mal sehen, ob es wirkt.

Römisch-griechischer Tempel

Unweit vom Kloster Geghard liegt der Garni Tempel, ein im römisch – griechischen Stil erbautes Gebäude, ähnlich der Akropolis in Athen, nur sehr viel kleiner. Ihn umgab früher ein Festungskomplex und eine Kirche, von denen aber nur noch wenige Ruinenreste vorhanden sind. Hier residierten im Sommer die armenischen Könige. Auch hier viele Menschen, die häufig nur sich selbst fotografierten mit dem Gebäude oder der umgebenden Landschaft im Hintergrund.

Wir blieben ca. eine Stunde, dann ging es weiter zum heutigen Hauptziel, der armenischen Hauptstadt Jerewan.

Nicht weit war der Weg, dann sah man schon die Hochhäuser der Stadt. In Jerewan leben knapp 1,1 Millionen Menschen, das ist fast die Hälfte der gesamten Bevölkerung.

Unser erstes Ziel war es, die Gedenkstätte Zizernakabert oberhalb der Stadt zu besuchen. Hier hat man einen zentralen Gedenkort für die ca. 1,5 Millionen durch die Türken im Jahr 1915 / 1916 ermordeten Armenier geschaffen. Dies gilt als der erste Völkermord des 20. Jahrhunderts, wird aber von der Türkei und vielen anderen Ländern nicht so gesehen. 

Der Gedenkort besteht aus einer riesigen Fläche mit einer hoch aufragenden Spitze und einem ewigen Feuer. Dem Bereich vorgeschaltet ist ein kleines Nadelwäldchen, wo bereits viele Staatschefs ein Bäumchen gepflanzt haben, auch unsere frühere Bundeskanzlerin Merkel im Jahr 2018. Sie hat allerdings der Abstimmung des Bundestages 2016 nicht beigewohnt, in der die Türkei des Völkermordes beschuldigt wurde.

Leider war das angeschlossene Museum am heutigen Montag geschlossen.

Anschließend quälten wir uns durch den Verkehr über ewig lange Straßen zu unserem ausgesuchten Nächtigungsort oberhalb von Jerewan im Siegespark beim Denkmal „Mutter Armeniens“.

Nun war ich also in der Stadt, dessen Name „Eriwan“ mir schon als Kind geläufig war, ohne zu wissen, wo diese Stadt liegt. Wir bemühten als Kinder sehr häufig bei Fragen die Floskel „Frage an Radio Eriwan“ und beantworteten dies mit „Im Prinzip ja, aber…..“

Dahinter steckten die in den sozialistischen Ländern sehr beliebten Witze zur Bloßstellung der Propaganda, ohne befürchten zu müssen, bestraft zu werden.

Radio Eriwan war ein fiktiver Radiosender und die Fragen an ihn gestalteten sich wie folgt:

„Anfrage an Radio Eriwan:

Stimmt es, dass Iwan Iwanowitsch in der Lotterie ein rotes Auto gewonnen hat?

  • Antwort:

Im Prinzip ja.

Aber es war nicht Iwan Iwanowitsch, sondern Pjotr Petrowitsch.

Und es war kein rotes Auto, sondern ein blaues Fahrrad.

Und er hat es nicht gewonnen, sondern es ist ihm gestohlen worden.

Alles andere stimmt.“

Stadtbummel und Abendessen

Wir durchquerten den Siegespark, an dessen Anfang die große Statue „Mutter Armeniens“ steht, eine riesige Frauenfigur mit Schwert in der Hand, wie sie in vielen Städten der einzelnen ehemaligen Sowjetrepubliken errichtet wurden. Drum herum befinden sich einige ältere Militärfahrzeuge.

Über eine breite, stark befahrene Straße erreichten wir den Platz des 50. Jahrestages der Oktoberrevolution. (Auf dem Rückweg stellten wir fest, dass man auch vollkommen ungefährlich durch eine Unterführung hätte gehen können)

Dem Platz, von dem aus man eine gute Aussicht auf die Stadt hat, schließt sich eine hässliche Baulücke an. Man wollte ursprünglich die berühmten Kaskaden bis hier hoch bauen, doch es fehlte und fehlt dass Geld, diesen Komplex fertig zu stellen.

Da im Inneren der Kaskaden noch die Rolltreppen in Betrieb waren, nutzten wir diese, um hinunter in die Stadt zu kommen.

Hier erstmal ein erster Eindruck einer jungen, quirligen Stadt, obwohl Jerewan als eine der ältesten Städte der Welt gilt. Doch gut 90% der sich zumindest gegen Abend in der Stadt befindlichen Menschen sind jung bis sehr jung.

Unser erster Gang führte zu einem Lokal, in dem es die verschiedensten Craftbiere gab, erstmal den Durst löschen.

Dann suchten wir ein Restaurant, in dem man die typische armenische Kost bekam und wir wurden fündig. In der Tumanyan Straße reiht sich ein Restaurant an das andere, wir mussten uns entscheiden, in welches wir gehen wollten.

Das Essen war sehr lecker, zunächst armenische Lahmacun  auf sehr dünnem Fladenbrot, dann ein als “Original“ bezeichnetes Fleischgericht, ebenfalls serviert mit Fladenbrot, dem Lavasch. Alles sehr lecker.

Nach dem Essen ging es dann durch die Stadt zurück. Überall fand das Leben statt, je mehr die Sonne versank. Wir mussten die insgesamt über 700 Stufen über die Kaskaden und angrenzende Treppen wieder hochlaufen, durchquerten den Siegespark, in dem sich ein immerwährender Vergnügungspark befindet und gelangten schließlich wieder zum Auto. Um diese Zeit füllte sich der Parkplatz, viele Besucher, auch mit Kindern kamen, um die Fahrgeschäfte und Buden des Rummels zu besuchen.

Wir mussten noch einen aufdringlichen Parkgebühreneintreiber abwehren, der nur abends Gebühren von den Autofahrern verlangt. Tagsüber steht man hier kostenlos.

Gefahrene Kilometer: 67,2 km

Landkarte: Fahrt von Kloster Geghard nach Jerewan

Gelaufene Kilometer: 7,5 km

Landkarte: Stadtbesichtigung Jerewan

Oper von Jerewan
Kaskaden bei Nacht
Kaskaden bei Nacht

Dieser Beitrag hat einen Kommentar

  1. Ruth

    Radio Eriwan ist mir auch ein Begriff 👍

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