Überwältigende türkische Gastfreundschaft

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Türkei– Vierundsechzigster Tag, Montag, 09.06.2025

Am Kratersee

Herrliches Frühstück hoch über dem See. Wer kann sowas schon genießen? Dann ging es die rumpelige Kopfsteinpflasterstraße weit in den Nemrut Krater hinein bis zum halbmondförmigen Kratersee. 

Eine großartige, weite Landschaft tat sich auf, ringsum der hoch aufragende Kraterrand und der Blick tief herunter auf eine riesige Ebene, teilweise mit Bäumen bestanden. Hier muss es vor Urzeiten mal eine gewaltige Lavaexplosion gegeben haben, die so ein riesiges Loch in den Berg gesprengt hat. Langsam ging es hinunter und als wir ankamen, standen dort schon eine Reihe Autos, manch ein Türke hat hier wahrscheinlich die Nacht verbracht.

Der Blick über den See auf den Kraterrand war sehr eindrucksvoll. Doch auch hier überall Menschen, schon jetzt, am noch nicht so späten Vormittag. 

Sofort allerdings fiel uns der hier überall herumliegende Müll auf. Schlimm sah es aus, die Leute machen Picknick und lassen einfach all ihren Abfall liegen. Wir können es nicht verstehen, wie man so die Natur seines Landes verschmutzen kann. 

Ein für uns unerträgliches Bild, und das im Naturschutzgebiet. Aber wenn sich niemand drum kümmert, niemand dafür sorgt, dass jeder seinen Müll wieder mit nach Hause nimmt, bleiben die Menschen so gleichgültig. Leider findet man diese Müllberge überall in der Natur und das nicht nur in der Türkei.

Zweites Frühstück

Trotz des Mülls streiften wir ein wenig umher, sahen eine großen Portion schwarzen Bärenkots, denn diese Tiere halten sich hier im Kraterbereich tatsächlich auf, und kamen dann an einer Familie vorbei, die zusammen Tee trank und frühstückte. 

Sogleich wurden wir dazu gebeten und Tee und Backwaren gereicht . Man sollte hier dieser gastfreundlichen Geste Folge leisten und nicht ablehnen, das wird als unhöflich und arrogant verstanden.

So saßen wir etwas mit der aus zwei Generationen bestehenden Familie zusammen und versuchten uns ein wenig mit Hilfe des Übersetzers zu verständigen. Klappte auch ganz gut.

Frühstück mit der türkischen Familie
Frühstück mit der türkischen Familie

Schließlich brachen wir auf und fuhren zurück. Immer mehr Autos drängten auf die kleinen Parkflächen, wären wir länger geblieben, hätte man uns bestimmt komplett zugeparkt.

Die gleiche Straße wie gestern rauf ging es nun wieder runter, der am Beginn der Kopfsteinpflasterstraße aufgerissene Bereich war nun noch viel schlimmer und schwieriger zu überwinden, aber danach ging es fast geräuschlos auf wunderbarer Asphaltstraße nach unten.

Mittagessen beim Wasserfassen

Unser Zwischenziel war die mittelalterliche Malabadi Brücke, doch zunächst hieß es mal wieder, den Wasservorrat aufzufüllen. Leider gibt es jetzt nicht mehr so viele Wasserstellen wie in Georgien oder Armenien, wir müssen sie schon gezielt anfahren. 

Die Straße wie gehabt vierspurig mit Mittelstreifen und Leitplanke, ohne Chance, eine auf der Gegenspur liegende Wasserquelle anzufahren.

Als wir unsere ausgesuchte Quelle erreicht hatten, füllten wir auf, doch dann bat uns eine gleich daneben sitzende Familie zu ihnen und forderte uns auf, mit ihnen zu essen. Sie hatten Brot, Melone, Käse, Obst und Oliven. Natürlich ließen wir uns auch hier nieder und nahmen das freundliche Angebot an. Kurden seien sie, keine Türken, das wurde besonders betont. Wir waren ja inzwischen auch im Kurdengebiet und die Leute hier legen großen Wert darauf, Kurden zu sein.

Kennen wir in Deutschland doch auch irgendwo her.

Unser Mittagessen bei den Kurdenfamilie
Unser Mittagessen bei den Kurdenfamilie

Nach einiger Zeit und ausgiebigem Essen ging es weiter. Die Landschaft wurde nun bergig und eng, nicht mehr so weitläufig wie zuvor. Das Tal, durch das wir fuhren, schmal und mit hoch aufragenden Bergen, dazu öd und braun gefärbt, das satte grün der vergangenen Tage verschwunden. 

Die Temperaturen stiegen auf 30 Grad, dann 33, 36, 38 Grad, mit unserer Klimaanlage im Wagen ließ es sich aushalten, doch draußen fast unerträglich.

Braungoldenes Land

Wir erreichten die hohe, steinerne Bogenbrücke bei der Ortschaft Malabadi. Nun hieß es aussteigen, den kühlen Fahrerraum verlassen und die Hitze ertragen.

Auch diese Brücke war Anziehungspunkt vieler Türken, die unterhalb und im Park drum herum ihr Picknick an diesem letzten freien Feiertag genossen. 

In den Fluss zum Baden, der etwas Abkühlung versprach, durfte man nicht und die kontrollierende Jandarma scheuchte auch alle Kinder, die es wagten, ins Wasser zu gehen, gnadenlos heraus. Selbst kleinste Kinder unter Aufsicht ihrer Eltern durften nicht die Füße ins kalte Nass stecken. Aber der herumliegende Müll und Dreck interessierte die getarnten Männer der Jandarma nicht.

Wir waren froh, nach einiger Zeit wieder im kühlen Wagen zu sein.

Bier in Batman

Nächste Station war die große, moderne, aufstrebende Stadt Batman, in der ich erhoffte, meine Biervorrat auffüllen zu können. Es gibt leider nur wenige sehr spezielle Geschäfte, die Bier und andere alkoholische Getränke verkaufen, obwohl es in der Türkei sogar mehrere Brauereien gibt, die bekannteste ist die Efes – Brauerei. 

Man muss schon gezielt im Internet suchen und diese Geschäfte direkt anfahren. So geschehen in Batman, nach etwas Suchen fanden wir das Spezialgeschäft und ich konnte wieder neues Bier in unseren Kühlschrank einstapeln.

Abendessen vom türkischen Grill

Die Fahrt ging aus der Stadt heraus, vorbei an vielen neuen Hochhäusern, zum Teil scheinbar wahllos auf dem Land verteilt nach Hasankeyf am Ilisu – Stausee. Die Landschaft nun ringsum gelb, viele bereits abgeerntete Getreidefelder und viele gelbbraune Wiesen. Hier scheint die Kornkammer der Region zu sein.

Der Stausee tat sich vor uns auf, im Jahre 2020 wurde hier der Fluss Tigris aufgestaut und die antike Stadt Hasankeyf geflutet. Ein kleiner Teil der antiken Stadt wurde an einer anderen Stelle wieder aufgebaut und die Bewohner in neue Häuser umgesiedelt.

Hier fanden wir auf der gegenüberliegenden Seite der Stadt direkt am See einen ruhigen Übernachtungsplatz. Zwar standen auch hier türkische Autos und eine Familie mit Kleinkindern bereitete das Abendessen auf dem Grill zu, doch die schalteten keine laute und nervige Musik ein.

Ilisu Stausee mit Blick auf Hasankeyf
Ilisu Stausee mit Blick auf Hasankeyf

Auch ich richtete den Grill, um unsere restlichen Köfte zuzubereiten, doch dann kam die junge Frau von nebenan und brachte uns erst einen Teller mit gegrillten Hähnchenstücken, dann noch einen Teller mit Salat und schließlich steuerte der Ehemann noch zwei Becher herrlich kalte Cola bei. So wurden wir heute zum dritten Mal verpflegt und konnten unser Grillfleisch sparen. Was für gastfreundliche Menschen.

Unser Abendessen
Unser Abendessen

Kurz nach unserer Ankunft gesellte sich noch ein Wohnmobil aus Holland zu uns und nach unserem Abendessen gingen wir zu ihnen hinüber und unterhielten uns noch eine ganze Weile nett auf Deutsch, da sie in einem kleinen Dorf bei Arnheim an der deutschen Grenze wohnen.

Der Abend draußen endete für uns, als die Mücken zu lästig wurden und wir nur durch Flucht ins Wohnmobil ihren Stichen entgehen konnten.

Trotz der sehr späten Stunde war es noch heiß im Fahrzeug, wahrscheinlich wird diese Hitze für die kommende Zeit unser ständiger Begleiter werden.

Gefahrene Kilometer: 247,6 km

Landkarte: Vom Kratersee nach Hasankeyf

Dieser Beitrag hat einen Kommentar

  1. Ruth

    Nicht schlecht, so viele Einladungen zum Essen 👍
    Wirklich sehr gastfreundlich die Türken und Kurden.

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