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Friedhof von Elisabethtal

Von der sowjetischen Stadt ins deutsche Dorf

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Georgien – Fünfunddreißigster Tag, Sonntag 11.05.2025

Off-Road in die Stadt

Um in die südlich von Tiflis gelegene Stadt Rustavi zu kommen gibt es von Udabno aus zwei Möglichkeiten, eine sehr lange über Sagarejo und auf meistens guten bis sehr guten Straßen oder eine kurze Strecke off-road über Schotterpisten und schlechte Streckenabschnitte. Wir wählten die kürzere Variante, off-road – Erfahrungen hatten wir mit unserem Wagen bisher schon genug gemacht.

Also wieder Richtung Klosterkomplex Dawit Gareji, dann rechts ab auf einen unbefestigten Weg. Der führte aber nur zu einem Schafhirten, der uns dann den richtigen Weg andeutete.

Hier versagte zunächst das Navi und wir wussten nicht richtig weiter, doch es kam ein Auto entgegen, dessen Fahrer ich fragen konnte. Da es ein Italiener war, der gut englisch sprach, klappte die Verständigung. Er wies uns letztlich den richtigen Weg und wartete sogar an der Abzweigung auf uns bis wir richtig abgebogen waren.

Es ging durch eine schöne, hügelige Landschaft, aber recht langsam. Beate meisterte die ganze unbefestigte Schotterpiste mit Bodenwellen und tiefen Löchern sehr gut, sodass wir irgendwann dann einige Kilometer vor Rustavi wieder auf feste Straße gelangten.

Eisenindustriestadt mit sowjetischem „Charme“

Rustavi ist eine zu Sowjetzeiten rund um die eisenverarbeitende Industrie herumgebaute Stadt. Überall sieht man die Hüttenwerke und die Reste alter Industrieanlagen. Die Zufahrtsstraßen in die Innenstadt breit und baumbestanden.

Am zentralen Friedensplatz beim Rathaus parkten wir und gingen dann etwas durch die Straßen der sog. Altstadt. Man sieht überall die geplante Stadt, an einer Kreuzung an allen vier Straßenseiten der sich kreuzenden Verkehrswege die gleichen Häuser. Das Rathaus pompös mit großer Säulenfront, erinnerte an das Parlamentsgebäude in Tiflis. Doch hintenrum ziemlich verkommen, wie auch so manch anderes Haus in der Stadt.

Ein wenig bummelten wir eine breite Einkaufsstraße entlang, auf der die meisten Geschäfte trotz des Sonntags geöffnet hatten, sogar einen Friseur sah ich bei der Arbeit.

Wir fuhren zum großen metallverarbeitenden Betrieb in Rustavi, dem größten Industriekomplex in Georgien, gegründet 1948. Vom Werk sieht man nicht viel, nur vom pompösen, im Sowjetstil errichteten Verwaltungsgebäude.

Dann ging es über eine Brücke in die „Neustadt“, hier wurden die Wohnkomplexe für die Arbeiter errichtet. Einige der Wohnblöcke sind recht ordentlich hergerichtet, bei anderen bedauert man die Menschen, die hierin leben müssen. Die ganze Neustadt durchziehen breite Straßen, obwohl es doch in der UdSSR keinen sehr großen Individualverkehr gab.

Das große Hotel Rustavi in schönster Sowjetarchitektur, hier las ich, dass man dort auch noch so untergebracht ist wie früher.

Nächstes Ziel – deutsches Dorf Elisabethtal

Wir fuhren bei Gewitter raus aus Rustavi, doch kurze Zeit später war es wieder trocken. Es ging etliche Kilometer nach Westen ins kleine Dorf Asureti. Es wurde Anfang des 19.Jahrhunderts von Kaukasiendeutschen gegründet und trug den Namen „Elisabethtal“.

Den Namen Asureti bekam es dann zu Sowjetzeiten und nach dem Überfall der deutschen Wehrmacht auf die Sowjetunion 1941 wurden sämtliche deutschen Bewohner deportiert. Der Name „Elisabethtal“ ist jedoch immer noch präsent, ein Hinweisschild am Ortseingang weist auf den alten Namen hin und ein Kiosk wirbt damit.

2017 benannte man die Stalinstraße, die Hauptstraße des Dorfes in „Schwabenstraße“ um und sie erhielt eine durchgehend deutsch-georgische Beschilderung mit Hausnummern. Mitten im Ort steht die ehemals evangelisch-lutherische Erlöserkirche, die zwar innen und außen seit 2000 sehr schön renoviert wurde, aber nicht genutzt wird. Hier sind ein einige Bilder aus der Zeit der deutschen Besiedlung ausgestellt.

Wir fuhren noch an den Rand des Ortes zum ehemaligen deutschen Friedhof. Hier stehen in wilder Anordnung viele alte Grabsteine mit sehr verwitterten Inschriften. In einem Grab soll eine Frau „Aichholz“ liegen, eine deutsche Vorfahrin von Nadeschda Allilujewa, der zweiten Frau Josef Stalins. Leider konnten wir ihren Grabstein nicht finden.

Tagesende

Wir fuhren noch einige Kilometer weiter zu einem kleinen Parkplatz am Beginn des Wanderweges zum Birtvili – Canyon. Hinein wandern wollten wir aber nicht mehr, Beate war zu müde vom Fahren, zudem war alles nass und matschig.

Also gab es nur noch Abendessen und dann ging es sehr früh ins Bett.

Gefahrene Kilometer: 148,4 km

Landkarte: von Udabno zum Birtvili-Canyon

Dieser Beitrag hat 3 Kommentare

  1. Alfons

    Als wir dort waren, hatte ich gehofft, dass die Bilder am Boden in der Kirche ein Teil einer größeren kommenden Auststellung sind. Leider ist alles noch genauso, wie bei unserem Besuch. Schade

    1. Beate

      Ja das hatten wir auch schon in Rumänien festgestellt. Im Osten wird was mit fremden Geldern gemacht und dann nicht mehr gepflegt.
      Eigentlich schade, aber die Mentalität der Leute ist eben unterschiedlich.

  2. Ruth

    Interessant, wohin überall die Deutschen früher ausgewandert sind.

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