Zur südlichsten Stadt des Landes

Armenien – Dreiundvierzigster Tag, Montag 19.05.2025

Wetter weg

Nach einer sehr ruhigen Nacht schaute ich heute morgen aus dem Fenster und sah – nichts.

Nur eine dichte hellgraue Nebelwand. Zwei Kuhhirten, einer zu Pferde, der andere zu Fuß, trieben ihre Tiere an unserem Wohnmobil vorbei, sie waren kaum zu sehen. Nanu, dass hatte meine Wettervorhersage nun nicht angezeigt. Ein kurzer Check ergab, es soll sonnig werden, spätestens um acht.

So frühstückten wir, schauten raus, der Nebel schien sich etwas zu lichten, doch leider schien das nur so. Also Aufbruch nach Goris, wird schon werden, ich habe Vertrauen in meine Wetter – App.

Von Goris Richtung Grenze

Wir schauten uns die Stadt Goris etwas an, sie ist geometrisch aufgebaut mit rechtwinklig sich kreuzenden Straßen und ziemlich langgezogen. Am unteren Ende der Stadt befindet sich das Stadtzentrum mit dem Rathaus und den Geschäftsstraßen. 

Hier bummelten wir ein wenig herum, kauften in einem Supermarkt noch etwas für den täglichen Bedarf ein und kehrten zum Fahrzeug zurück.

Unser Plan war es, ganz bis in den Süden Armeniens bis zur iranischen Grenze zu fahren, doch ich las, dass die frühere Verbindung Richtung Süden nicht mehr durchgängig befahrbar ist, weil etliche Kilometer südlich von Goris die aserbaidschanische Grenze nach dem Krieg 2020 so verschoben wurde, dass die Straße nun über aserbaidschanisches Gebiet führt und somit in „Feindesland“ liegt.

Wir wollten uns das anschauen, waren das einzige Auto, das Richtung Süden fuhr, doch so ca. zwei Kilometer vor dieser in der Karte markierten Grenze stoppte uns ein Schild, das die Weiterfahrt nur mit Erlaubnis ermöglichte. Also wenden und zurück.

Aufgrund dieser Sperrung, es sind wohl nicht mehr als drei Kilometer der Straße, die über nun aserbaidschanisches Gebiet führen, musste weiter im Westen eine sehr lange und kurvenreiche kleinere Straße ausgebaut bzw. Teilstücke neu gebaut werden, damit der gesamte LKW – Verkehr von und nach Iran hier durchfahren kann.

Warnung aserbaischanische Grenze
Warnung aserbaischanische Grenze

Tolle Landschaft, aber nichts zu sehen

Egal wie oft ich die Wetter-App bemühte, immer zeigte sie sonniges Wetter an, doch davon war nichts zu sehen. Die Berge in den Wolken, der Nebel so dicht, dass er keinerlei Weitsicht erlaubte.

Wir kamen an der Devil’s Bridge vorbei, einer wunderschönen Höhle in einer Schlucht, die wir besuchen wollten. Kaum hatten wir uns aufgemacht kam hinter uns ein Mann gelaufen, überholte uns und saß dann an der Schlüsselstelle zur Höhle, wo es an einem Seil etwas hinunterging und redete in armenisch und russisch auf uns ein. 

Was er wollte, außer Geld natürlich, verstanden wir nicht. Da Beate aber ohnehin leichte Bedenken hatte, dieses Seil hinunter zu klettern und nachher wieder herauf, kehrten wir um, tranken am Parkplatz noch einen frisch gebrühten armenischen Kaffee und setzten dann unsere Fahrt fort.

Es wurde, je höher sich die Straße den Hang hinaufschraubte, immer nebliger, man konnte keine 10 Meter weit sehen. Auf der Passhöhe drehten wir ein auf einen Platz abseits der Straße, da es uns zu gefährlich erschien, bei den Sichtverhältnissen weiter zu fahren. 

Doch auch nach etwa zwei Stunden hatte sich wenig am Wetter verändert, wir steckten fest in den Wolken. Also weiter, einen anderen, besseren Platz angefahren. Zunächst ging es auch runter, die Sicht wurde besser, doch dann mussten wir wieder rauf, um diesen ausgesuchten Stellplatz anzufahren. Leider saßen wir hier nun wieder in der Nebelsuppe fest und wir entschieden uns, noch die restlichen 20 Kilometer bis Kapan zu fahren, der südlichsten größeren Stadt in Armenien.

Arbeiterstadt mit gutem Bier

Wir konnten zwar bei der Fahrt nach Kapan dem Nebel entfliehen, der Himmel jedoch blieb grau.

In Kapan fanden wir einen größeren Parkplatz gegenüber einem verfallenen Fabrikgebäude und in eigentlich unschöner Gegend, doch ganz Kapan ist eine unschöne Gegend. Eine reine Industrie- und Bergbaustadt mit tristen Wohnblocks sowjetischer Bauart und brach liegenden Werksgeländen. Aber im Wohnmobil sieht man davon wenig.

 

Dennoch machten wir uns nach Ankunft auf Richtung Stadtzentrum. In nicht allzu großer Entfernung von unserem Parkplatz ist auf Google Maps die „Miners Brewery“ verzeichnet, der ich einen Besuch abstatten wollte. Wir mussten die Hauptstraße entlang und durch einen ziemlich stark befahrenen Tunnel gehen, dann standen wir vor den Toren der Brauerei. 

Ein relativ kleines Gebäude auf einem großen Industriegelände. Dort angekommen wartete auch schon ein junger Mann auf uns, der zwar kein englisch sprach und verstand, aber meine Gesten richtig deutete und durch ein Fenster drei Literflaschen der dort gebrauten Biersorten herausreichte.

 

Der Rückweg erfolgte durch etwas Wohnbebauung, in die man selbst keinen Fuß hineinsetzen möchte, zurück zum Wohnmobil.

Obwohl es bedeckt blieb war es doch recht warm, sodass wir noch lange mit geöffneter Tür den Abend im Wohnmobil bei gutem Craftbier aus Kapan verbringen konnten.

Gefahrene Kilometer: 112,2 km

Landkarte: Goris zur Grenze und über die Berg

 

Dieser Beitrag hat einen Kommentar

  1. Ruth

    Schön, wenn es bei bedecktem Wetter wenigstens gutes Bier 🍺 gibt 👍

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