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Die Könige des Nemrut Dagi

Die Könige auf dem Gipfel

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Türkei– siebenundsechzigster Tag, Donnerstag, 12.06.2025

Bergbefahrung

Heute schon vor dem Frühstück ein herrlich kühles Bad im Stausee, sogar Beate traute sich nach anfänglichem Zögern ins Wasser. Es war so schön, man wollte gar nicht wieder heraus.

Während Beate nach dem Frühstück noch etwas am Laptop arbeitete, gönnte ich mir ein zweites Bad, durch die Tätigkeiten in der morgendlichen Hitze war ich doch schon wieder recht verschwitzt. Schwimmbäder mag ich nicht, aber das Meer und Seen sind wunderbar, wobei Baden im Meer immer den Nachteil hat, dass man sich hinterher abduschen muss. Bei begrenztem Wasservorrat im Wohnmobil kann man das dann natürlich nicht allzu gründlich.

Wir verließen den schönen Platz und fuhren zunächst Richtung Sanliurfa, dann bogen wir am Wegweiser zum Nemrut Dagi ab. Wir hatten Bilder gesehen von riesigen steinernen Köpfen alter Könige und griechischer Götter hoch droben am Gipfel des Berges. Das muss interessant anzusehen sein, zumal auch Gruppenreisen in die Osttürkei diesen Berg immer als Besuchsziel im Programm haben.

Oleanderblühende Sträucher am Wegesrand
Oleanderblühende Sträucher am Wegesrand

Die schmale Straße führte nun durch eine herrliche Bergwelt, schroffe Gipfel und Felswände links und vor uns und das graue Straßenband führte immer weiter hinauf. 24 Kilometer waren es vom Verlassen der Hauptstraße bis zum Gipfel, und die gesamten 24 Kilometer sind mit Knochensteinen gepflastert. Hunderttausende von solchen Steinen sind hier per Hand verlegt worden, wieviele Arbeiter waren da wohl wie lange beschäftigt?

Etwa einen Kilometer unterhalb des Gipfelparkplatzes das große Touristeninformationszentrum, wo Eintrittskarten für die als archäologische Ausgrabungsstätte klassifizierte Bergspitze gekauft werden mussten. Auch hier wie überall, 100 türkische Lira für Einheimische, 10€ für Ausländer, obwohl man gar nicht in Euro bezahlen kann. Warum dann diese Angaben und was sollen z.B. Südkoreaner damit anfangen?

Wir fuhren den letzten Kilometer hoch, dann ging es zu Fuß über einen gepflasterten Treppenweg zum Gipfel.

Götter und Könige

Die Spitze des Berges bildet ein 50 Meter hoher, riesiger Steinhaufen, der sog. Tumulus, man vermutet, das sich darunter ein Königsgrab befindet. Rund um diese Spitze kann man laufen und kommt im Osten an eine Terrasse mit großen steinernen Köpfen und Figuren aus der griechischen Mythologie sowie früherer Könige. Hier liegen die Teile der Figuren wild durcheinander, lediglich die Köpfe hat man sorgfältig aufgestellt.

Auf der Westterrasse gegenüber sind diese Statuen noch besser erhalten und man bekommt einen guten Eindruck, wie es mal ausgesehen haben mag. Für uns stellte sich allerdings die Frage, warum haben Menschen das vor über 2000 Jahren hier oben auf dem Gipfel in 2600 Metern Höhe gebaut? Wie viele Menschen waren wohl daran beteiligt? Die gleiche Frage wie hinsichtlich der Straße hier hoch.

Zurück durch wilde Berglandschaft

Wir fuhren einen anderen Weg hinunter, wieder mit Knochensteinen gepflastert und dann auf einmal wieder nur Schotterstraße und Beate wollte doch keine solchen Wege mehr fahren. Doch wir kamen durch beeindruckende, wilde Berglandschaft, es wäre schade gewesen, hätten wir diesen Weg nicht genommen.

Wieder mal Essen bei Türken

Tief unten im Tal sahen wir die alte römische Brücke über den Centere – Fluss, deren Modell wir schon im Touristenzentrum auf dem Berg gesehen hatten. Wir fuhren hinunter und parkten den Wagen unter der neuen Brücke. Hier saßen rechts und links zwei großen türkische Familien beim Picknick. Als wir ausstiegen, kam gleich eine Gruppe zu uns und bat darum, einmal in das Wohnmobil schauen zu dürfen. Wir zeigten alles, wobei sich nur die Kinder hineintrauten. Dann bat man uns zu sich auf die Picknickdecke und bot Tee und Nüsse an. Immer mehr Mitglieder der Familie kamen, einer brachte frische Kichererbsen am Zweig mit, hatten wir so noch nie gesehen geschweige denn gegessen.

Wir unterhielten uns per Übersetzer, wobei eine junge Frau auch englisch konnte. Im Hintergrund wurde gekocht und wir hätten zum Essen bleiben sollen, doch wir wollten weiter.

Eine herzliche Verabschiedung folgte, dann entschwanden wir Richtung Centere – Brücke.

Wir statteten dieser alten römischen Steinbrücke einen kurzen Besuch ab, dann schon ging es weiter in Richtung unseres heutigen Tagesendziels.

Die große Stadt Adiyaman musste durchquert werden, dann ging es nur noch durch flaches, ödes und gelbes Land Kilometer um Kilometer auf zum Teil sechsspurigen Straßen weiter Richtung Süden.

Nachtquartier mit Staudammblick

Wir wollten wieder ein Nachtquartier am Stausee aufsuchen, am Besten wieder mit Bademöglichkeit, doch das gab es nicht.

Unter einer Brücke durch und weit in ein Tal hinein, wo schon wieder, obwohl doch erst Donnerstag, überall Türken lagerten und grillten. Natürlich auch wieder überall fürchterlicher Müll. Ob Allah, der Erhabene, der einzige und allmächtige Gott das gut heißt, dass seine Anhänger seine wunderschöne Natur so vermüllen?

Ziemlich am Ende des Tales mit Blick auf die Staumauer des Atatürk – Stausees fanden wir weit ab von anderen türkischen Familien eine große freie Fläche, wo wir ruhig und einsam stehen konnten.

Die Temperaturen lagen heute zwischen 28 Grad auf dem Nemrut Dagi und 40 Grad in der Stadt Adiyaman und drum herum.

Doch irgendwie gewöhnt man sich an die hohen Temperaturen und der heutige Abend war auch der erste, an dem wir bei angenehmen Temperaturen lange draußen sitzen konnten. Die hier allgegenwärtigen Mücken und Beißfliegen vertrieben wir erfolgreich auf mongolische Art – durch vor sich hinglimmenden und rauchenden getrockneten Kuhmist.

Gefahrene Kilometer: 177,0 km

Landkarte: Vom Badeplatz über die Berge an die Staumauer

 

Dieser Beitrag hat einen Kommentar

  1. Ruth

    … und immer wieder die türkische Gastfreundschaft 😊

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