Türkei– achtundsechzigster Tag, Freitag, 13.06.2025
Staudammblick
Die Nacht war herrlich, nicht so heiß und gegen morgen musste ich mir sogar meine Bettdecke überziehen. Obwohl wir spät ins Bett gegangen sind, waren wir schon früh auf, geweckt durch die hell leuchtende Sonne. Frühstück gab es draußen im Schatten des Wagens, da war es auszuhalten.
Dann ging es nur wenige Kilometer zu einem kleinen Café am Aussichtspunkt auf den gewaltigen Atatürk Staudamm, den größten der Türkei. Von hier aus konnte man auch in das herrliche Flusstal des Euphrat blicken, an dessen Ufer wir die letzte Nacht verbracht hatten.
Nach diesem Blick auf das erste, wichtigste und größte der 22 Staudämme des Südostanatolien-Projektes in der Türkei gaben wir als nächstes Ziel die Zweimillionenstadt Gaziantep in unser Navi ein.
Auf schlechten Straßen dem Ziel entgegen
Natürlich führte es uns nicht auf dem besten Weg in Richtung der Stadt, sondern wir mussten kleine Dörfer auf engen Straßen durchfahren und dann plötzlich auf einem weißen, ungepflasterten Schotterweg weiter fahren.
Es ging vorbei an rauchenden und stinkenden Müllhalden, wo sich entweder der Abfall von selbst entzündet oder bewusst angesteckt wird. Die Rauchschwaden vernebeln dann große Gebiete.
In einem dieser kokelnden Müllabladeplätze sahen wir eine große, rechteckige Einzäunung und bei näherem Hinsehen lag in diesem Käfig ein Sportplatz, wahrscheinlich aufgrund seiner Größe nur für Handball.
Tolle Umgebung für sportliche Betätigung. Und vielleicht stammt der hier brennende Müll ja auch aus Deutschland, wir sind ihn los und rühmen uns des Umweltschutzes, während er hier munter vor sich hin stinkt und brennt.
Irgendwann nahmen wir dann Google Maps zu Hilfe, wo wir einen besseren Weg vorgeschlagen bekamen.
Rechts und links der Straße schon seit einiger Zeit nur kultiviertes Land, auf dessen schokoladenbraunem Boden akkurat in Reihe gepflanzte Bäume standen.
Wir fühlten uns an Andalusien erinnert, wo so weit das Auge reichte Olivenbäume standen. Hier allerdings waren wir im Anbaugebiet für Pistazien.
Bazar in Gaziantep
Wir erreichten am frühen Nachmittag die Zweimillionenmetropole Gaziantep. Die Temperatur lag bei 39 Grad, doch eine kleine Stadtbesichtigung musste sein. Den Wagen parkten wir etwas außerhalb des Zentrums, dann hatten wir einen 20 minütigen Weg in die Altstadt zum Basar.
Schon auf dem Weg dorthin etliche Geschäfte, in denen zu unterschiedlichsten Kilopreisen die verschiedensten Qualitätsstufen der in dieser Region angebauten Pistazien feilgeboten wurden.
Auch hörte man aus verschiedenen Läden Gehämmere und Geklopfe, hier waren Kupferschmiede am Werk, die die verschiedensten kupferglänzenden Gebrauchsgegenstände herstellten. Am häufigsten wurden die kleinen Stielkannen für die Zubereitung von türkischem Kaffee angeboten.
Wir erreichten den überdachten Basar durch die Fußgängerzone, in der neben zahlreichen Goldgeschäften auch viele Großhändler für Stoffe und andere Textilwaren zu finden waren.
Der Basar dann so eindrucksvoll wie andere türkische Basare auch, nur waren hier auffällig viele Geschäfte mit Pistazienprodukten und Kupferwaren zu finden.
Außerhalb in einer Werkstatt konnten wir beobachten, wie aus einer Kupferscheibe eine schöne Schale gezogen wurde. Es war beeindruckend anzusehen, wie dieser Kupferschmied mit einer Leichtigkeit an der uralten Drehbank und den verschiedensten Werkzeugen im Nu eine kleine Wasserschale herstellte. Am liebsten hätte ich so eine gekauft, doch wozu brauchen wir sie?
Wieder in den sehr verzweigten Basarhallen zurück, sahen wir einen Imbissstand, vor dem sich viele Menschen aufhielten und aus dem Fladenbrote mit Fleischspießen reihenweise herausgingen. Hier muss es gut sein, und so stellten wir uns ebenfalls an.
Doch was bestellen? Ein Mitarbeiter war aber sehr hilfsbereit und so bekam Beate ein Brot mit scharfer Hackfleischfüllung und ich mit Hähnchenfleisch, dazu zwei Becher Ayran, das türkische Nationalgetränk bzw. möchte Präsident Erdogan, dass Ayran zum Nationalgetränk wird.
In dieser Basarathmosphäre eine solche original türkische Speise zu sich zu nehmen hatte schon etwas Besonderes und gefiel uns sehr.
Dann ging es wieder hinaus in die Hitze und zurück zum Auto. Auf die Burg hinaufsteigen wollte keiner von uns, also nur ein paar Fotos und weiter.
Im Auto Brutkastenhitze, also schnell Motor und Klimaanlage an. Wir fuhren aus der Stadt heraus Richtung Kahramanmaras, wo es in einem Picknickwäldchen viele, auch schattige Plätze zum Übernachten geben sollte. Nach knapp einer Stunde Fahrt hatten wir den Park erreicht, suchten ein ebenes und einigermaßen im Schatten vom Bäumen liegendes Plätzchen und genossen als erstes jeder ein schönes kaltes Bier. Abendessen brauchten wir nicht mehr, genossen dann noch etwas den Abend draußen, bevor die Mücken und Beißfliegen immer lästiger wurden und gingen relativ früh ins Bett.
Temperaturen tagsüber immer nahe an der 40 Grad Grenze belasten den Körper ganz schön und ermüden ihn schnell.
Gefahrene Kilometer: 219,1 km
Landkarte: Vom Staudamm bis kurz vor Kahramanmaras
Schöner Basar 👍