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Soganlital in Kappadokien

Ein Wandertag im Soganlital in Kappadokien

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Türkei– Siebzigster Tag, Sonntag, 15.06.2025

Kühle Nacht, sonniger Morgen

Hier auf über 1300 Metern Höhe ist es nicht mehr so warm und wir konnten gut schlafen, ohne zu schwitzen. Ich hatte den Wecker auf 05:00 Uhr gestellt, weil ich gelesen hatte, dass in unserem Übernachtungsbereich vor Sonnenaufgang Heißluftballone starten sollten. Doch nichts tat sich, es blieb ruhig, also konnte ich weiterschlafen. Doch lange währte der Schlaf nicht mehr, kurz nach 06:00 Uhr musste ich raus.

Frühstück dann vor dem Wohnmobil in angenehmer Frische und schließlich halb zehn nur wenige hundert Meter zu einem Parkplatz am Beginn des Wanderweges ins Soganlital gefahren.

Die Sonne schien herrlich und doch herrschten gute Wandertemperaturen, nicht zu heiß und nicht zu kalt.

Das Soganlital ist noch nicht touristisch erschlossen, hier begegneten uns keine Horden von Südkoreanern oder picknickende türkische Familien hinter jedem Baum oder Felsen.

Der Weg führte an zwei in die Tuffsteintürme hineingehauene Kirchen vorbei, bei denen man noch die mittelalterliche Freskenmalerei erkennen konnte, obwohl schon sehr viel abgekratzt und beschädigt wurde. Diese Bauten werden wohl nicht als archäologisch wertvoll angesehen, sonst würde man diesem Gekritzel von Daten wie „ich war hier am….“ sicher einen Riegel vorschieben. Doch es scheint auch so, dass die Türkei mit ihrem christlichen Erbe sorgloser umgeht.

Das Innere dieser Kirchen war überwältigend, viele Räume, enge Gänge, die zu großen Hallen führten, und das alles mit der Hand im 11. – 13. Jahrhundert von byzantinischen Mönchen aus dem Fels geschlagen. Diese Bauten begeisterten uns auf Anhieb mehr als die Felsenhöhlen im georgischen Vardsia.

Ausgiebig inspizierten wir die zahlreichen Räume und Gänge, dann erreichten wir ein wunderschön gelegenes Gartenlokal, in dem sich schon sehr viele Menschen befanden.

Auf dem Parkplatz standen Polizisten und andere Leute mit Kameras, als ein dunkler Wagen mit Standarte kam und ein Mann ausstieg, der jedem Anwesenden die Hand drückte. Wir gingen an der Menge vorbei durch den Lokalgarten und als wir am Haus ankamen, begrüßte uns der Wirt mit Handschlag, fragte wie es uns gehe und erklärte, dass der Bürgermeister von Kayseri gekommen sei und in etwa zwei, drei Stunden sich sein Lokal wieder leeren würde, wir sollten erst dann wiederkommen.

Sagenhafter Canyon

Eigentlich hatten wir gar nicht vor, hier zu essen, sondern weiter im Soganlital aufwärts zu wandern bis zum Canyon, der schon auf Bildern sehr beeindruckend aussah.

Zunächst ging es einen einfachen Fahrweg durch rechts und links gepflanzte Walnussbäume, dann wurde der Weg zu einem Fußpfad und man musste schon das eine oder andere Mal klettern. Zu beiden Seiten erhoben sich mächtige Felswände.

Dann verengten sich das Tal und die Felsen bildeten einen ganz schmalen, manchmal nur wenige Meter breiten Canyon mit hoch aufragenden Wänden. Ein unglaublicher Anblick, wir waren zwar schon in vielen Canyons, so etwas Spektakuläres hatten wir noch nicht gesehen.

Gebildet wurde er durch einen reißenden Fluss, der nun aber versiegt war oder vielleicht nur noch zu bestimmten Zeiten Wasser führt.

Beim Blick nach oben war kaum der Himmel zu sehen und oft steckten herabgestürzte Felsbrocken zwischen den Wänden rechts und links fest.

Der Canyon schien kein Ende zu nehmen, hinter jeder kleinen Biegung ein neuer, noch atemberaubender Blick. Wir machten Fotos über Fotos, es war einfach grandios.

Irgendwann traten wir aus der Enge des Canyons wieder hinaus, die Felswände weiteten sich wieder. Hier, nach eineinhalb Stunden Wanderung erstmal Pause. Wir überlegten, ob wir noch weiterlaufen sollten zum nächsten Ort, doch wie von da zurückkommen?

Rückweg in der Wandergruppe

Wir hörten Stimmen, Menschen näherten sich, zunächst fast ausschließlich Frauen, die von Norden durch den Canyon wanderten. Wir ließen sie vorbei, doch es kamen immer mehr. Eine junge Frau konnte Englisch und ich fragte sie, wie denn der Weg in den nächsten Ort sei, von dem sie ja wohl gekommen sind.

Lang sei er und wenig spektakulär, lediglich nach 15 Minuten von hier noch ein Stück enger Canyon, dann nur flaches Land.

Somit entschieden wir uns zurück zu gehen, nun aber mussten wir inmitten dieser Gruppe laufen.

Es gelang immer wieder einzelne Personen zu überholen bis wir dann fast wieder allein waren.

Türkischer „Biergarten“

Der Rückweg zum Restaurant schien kürzer als der Weg von dort zum Canyon, aber das ist meistens so, Rückwege kommen einem immer kürzer vor.

Beate scherzte schon, wie schön es wäre, jetzt in dem Restaurant im Garten ein schönes Weizenbier zu trinken, doch wird es dass im Land der Ayrantrinker nicht geben.

Kaum im Restaurantgarten kam der Wirt zu uns, zeigte uns einen schönen Tisch und fragte, was wir gern hätten.

Auf meine Frage, was es zu trinken gäbe antwortete er: „Bier, wir haben türkisches Bier“.

Also sofort zwei Bier bestellt, die kalt durch unsere Kehlen liefen. Hier aßen wir auch, eine wunderschöne Atmosphäre, ein herrliches Gartenlokal.

Beim Bezahlen sprachen wir noch mit dem Wirt über eine Heißluftballonfahrt und er versuchte über einen Freund in Göreme etwas zu organisieren, da hier im Soganlital aufgrund der Windsituation im Moment keine Ballons starten. Leider waren keine Fahrten in den nächsten Tagen mehr zu bekommen, nun, lassen wir es halt, ist ohnehin kein preiswertes Vergnügen.

Auf den kurzen Weg vom Restaurant zu unserem Wagen kamen wir noch an zwei Felsenkirchen vorbei und durch das verlassene alte Dorf Soganli.

Wir nahmen wieder unseren Stellplatz von gestern ein, saßen etwas draußen vor dem Wagen, doch es wurde leider sehr schnell kühl, sodass wir uns ins Wohnmobil verzogen.

Bei einer guten Flasche Wein und einem Spiel verbrachten wir einen gemütlichen Abend nach diesem spektakulären Tag.

Gefahrene Kilometer: 3,4 km

Gelaufene Kilometer: 8 km

Landkarte: Kurze Fahrt und Wanderung im Soganlital

 

Wunderschöne Wanderung
Wunderschöne Wanderung

Dieser Beitrag hat einen Kommentar

  1. Ruth

    Toller Biergarten 🍺

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