Armenien – Sechsundvierzigster Tag, Donnerstag, 22.05.2025
Die längste der Welt
Eigentlich wollte ich heute morgen wieder draußen frühstücken, doch schon sehr früh tummelten sich einige Leute auf dem Platz, wo wir standen, weil von hier ober der Blick auf den Klosterkomplex am Schönsten ist.
Also blieben wir drin, auch Beate zuliebe, da es hier auf fast 1000 Metern Höhe nicht ganz so warm war wie am gestrigen morgen.
Der Himmel begann sich wieder zu beziehen, sodass unser erstes Ziel die Seilbahn „Wings of Tatev“ war, nur 500 Meter weg von unserem Platz und gleich neben dem Kloster. Diese Seilbahn wurde 2010 in nur 10 Monaten erbaut und ist mit 5752m die längste Seilbahn der Welt.
Sie führt über die Vorotan Schlucht vom Kloster Tatev zur gegenüberliegenden Station in Halidzor. Die maximale Höhe über der Schlucht beträgt 320m. Es gibt drei Stützpfeiler, doch der längste Abschnitt ohne Stütze ist 2,7 Kilometer lang. Eine Fahrt dauert 12 Minuten und sie ist einfach Pflicht, wenn man in dieser Gegend ist. Sie ist ein einmaliges Erlebnis in einer phantastischen Bergwelt.
In Halidzor angekommen warteten wir ca. 30 Minuten, dann ging es wieder zurück. Man muss nämlich gleich die Zeit der Rückfahrt mit buchen, falls man denn hin- und herfahren möchte. Ganz billig ist das Vergnügen nicht, aber verglichen mit ähnlichen Seilbahnen in der Schweiz ein recht günstiges Unterfangen.
Wieder zurück in Tatev ging es ins Kloster, ein wunderschöner Komplex, der gleichzeitig auch als Festung diente, aber 1931 bei einem schweren Erdbeben sehr stark zerstört wurde. Die Restaurierungsarbeiten dauern an und der Erlös aus dem Fahrscheinverkauf der Seilbahn kommt dem Kloster zugute.
Über gute Straßen zurück
Wenn wir mit dem Wagen die Serpentinenstraße nach Halidzor gefahren wären, hätten wir nochmals die Devil’s Bridge passiert, wo wir Tage zuvor nicht in die Höhlenwelt eingestiegen sind. Doch leider war Beate auf dem Meghri Pass gestürzt und hatte sich das Knie verletzt, sodass für sie ein Abstieg an dem Seil hinunter in die Schlucht nicht möglich gewesen wäre.
Somit ließen wir diesen Punkt aus und fuhren vom Kloster Tatev eine neu angelegte, sehr gut für den LKW-Verkehr ausgebaute Straße nach Sisian.
Ein kurze Stopp an dem Dorf Worotan, das Beate auf der Karte aufgefallen ist, markant durch eine alte Steinbrücke und seinen gigantischen Basaltfelsen.
In Sisian erstmal in einen Supermarkt und einige Einkäufe erledigt. Als wir wieder zurück im Wohnmobil waren, sahen mich von außen einige Kinder und winkten.
Dann blieben sie in der Nähe des Wagens und als ich die Tür öffnete, waren sie sofort neugierig, wie es im Inneren aussieht. Ich bat sie herein und mit großem Hallo und Freude setzen sie sich an den Tisch und machten Fotos. Ein wenig konnten sie englisch, so wurden Fragen nach den Namen beantwortet und zum Schluss machte ein Junge noch ein Bild von uns. So ein Wohnmobil fällt hier immer auf und erregt Interesse, besonders bei Kindern.
Von Sisian fuhren wir dann einen bekannten Weg zurück, nur sieht man die Landschaft nun anders als auf dem Hinweg, sodass es trotzdem alles ziemlich neu ist. Am Vorotanpass mit seinen charakteristischen Turmbauten rechts und links der Straße machten wir kurz halt.
Der Abschnitt bis Jeghegnadsor, wo wir vor sieben Tagen unsere Nacht bei der Weinkellerei verbracht hatten, verging recht flott, dann weiter bis Areni und zu einem wunderschönen Übernachtungsort mitten in den Weinbergen beim Weingut Momik Wine Cube. Hier konnten wir auch eine wunderbare Weinprobe mit leckeren Häppchen genießen. Von den zwei besten Weinen nahmen wir je eine Flasche zum Wohnmobil mit und genossen eine davon vor unserem Fahrzeug bei herrlicher Sicht auf die Berge mitten zwischen Weinstöcken.
Zum Glück hatte sich das Wetter wieder gebessert je weiter wir gen Westen kamen, sodass wir eine herrliche Fahrt und einen phantastischen Abend bei strahlendem Sonnenschein genießen konnten.
Gefahrene Kilometer: 149,7 km
Landkarte: Vom Kloster Tatew nach Areni ins Weingebiet
Hoffe, dass sich Beates Knie wieder erholt (hat).
Interessant, dass ein WoMo für dortige Kinder so interessant ist. Die Kinder sind noch nicht so reizüberflutet wie bei uns.
Landschaftlich sehr schön 👍