Alptraum Grenzübergang

Georgien / Türkei– Neunundfünfzigster Tag, Mittwoch, 04.06.2025

Festung Rabathi

Noch einen Besichtigungspunkt in Georgien hieß es noch anzuschauen, nur unweit unseres Stellplatzes in der Stadt Akhaltsikhe. Der Festungskomplex Rabathi, im Jahr 2011 vollständig restauriert und einen Besuch absolut wert. Eine wunderschöne Anlage mit Gärten, mehreren alten, allerdings nicht mehr benutzten Moscheen, einer Zitadelle hoch oben auf dem Berg, deren Räume wohl heute für Seminare und Konferenzen benutzt werden und ein Hotel. Es erinnerte uns alles sehr an die Alhambra in Andalusien.

Wir blieben eine ganze Weile hier, besichtigten jeden Winkel, stiegen bis hinauf auf den Turm der Zitadelle. Der Abschied von Georgien fiel uns sichtlich schwer, doch irgendwann muss es sein.

Einmal noch in eine Waschhalle, der letzte Dreck am Wagen musste entfernt werden, dann ging es hinaus aus der Stadt Richtung Grenze.

Schnelle Grenzabfertigung

Der Grenzübergang Vale – Posof kam in Sicht, die Straße dahin schmal und in keinem guten Zustand, wird also wohl nur ein kleiner Übergang sein. Auf der georgischen Seite standen einige LKW kreuz und quer, wie zogen daran vorbei, die georgische Kontrolle schnell und unkompliziert. Ich musste wieder separat durch die Passkrontrolle, Stempel rein, fertig. Auch Beate war schnell durch.

Türkischer Alptraum

Dann zum türkischen Posten, hier erstmal Kontrolle des Gepäckfachs, dann im Innenraum alles öffnen. Unsere gut versteckten Flaschen Wein, wir hatten halt ein paar Flaschen als erlaubt dabei, wurden nicht entdeckt. Wieder die gleiche Prozedur, ich separat durch die Kontrolle, Stempel rein, fertig.

Auch Beate sah ich schon weiterfahren, nach noch nicht mal 30 Minuten. Doch dann musste sie unseren Wagen zur Scannerhalle fahren. Ich konnte nur von draußen zusehen, wie jetzt wohl das Unheil hereinbrechen würde. In der Scannerhalle wird das Fahrzeug geröntgt und da wird man all unsere gut versteckten Flaschen finden.

Ich musste untätig warten, ein Versuch, zu Beate zu gelangen wurde durch einen wüst schreienden, bärtigen Zöllner sofort unterbunden. Auch nach Nachfrage, ob ich zu Beate könnte, wurde es mir verwehrt.

So wartete ich in der Sonne und wartete, versuchte immer mal wieder, irgendetwas von Beate zu entdecken oder den Wagen zu sehen.

Schließlich setzte ich mich in ein kleines Restaurant am Grenzübergang und trank einen ersten türkischen Tee. Dann sah ich den Wagen zur letzten Schranke fahren und lief hin. Doch hier musste sie wieder rückwärts fahren, der bärtige unfreundliche Zöllner im Kontrollhäuschen meinte, sie müsse zur Scannerhalle fahren. Hier nun intervenierte ich energisch auf englisch, dass sie da schon war. Eine junge Frau kam hinzu, ich versuchte, ihr auch in energischerem Ton und auf englisch klar zu machen, dass das bereits erledigt sei, doch sie tippte nur auf ihrem Smartphone herum. Dann zeigte sie uns die Übersetzung ihrer Tippeier und das wir gleich fahren könnten. Na endlich.

Nach zweieinhalb Stunden waren wir durch.

Beate berichtete mir über das Geschehene, dass in der Scannerhalle jede Flasche in unserem Wagen auf den Bildschirmen zu sehen war und Beate unseren versteckten Wein preisgeben musste, vier Zöllner hatten ihn nun nach und nach ans Licht befördert.

Leider mussten nun vier Flaschen geopfert werden, eigentlich wären es sechs gewesen, doch Beate konnte noch zwei heraus handeln.

Guter Wein war dabei, doch immerhin blieb es nur bei der Konfiszierung der Flaschen, keine Strafzahlung o.ä. folgte. Ich hatte eigentlich gelesen, dass man im Falle von Mehrmengen diese zu verzollen hätte, aber ich glaube, so haben sich die Zöllner einen schönen Feierabend mit unserem guten Wein machen können.

Unsere leckeren Weine, die wir opfern mussten
Unseren leckeren Wein den wir opfern mussten

Ziel Käsestadt

Erleichtert, nicht unbedingt zufrieden fuhren wir nun in unser drittes Reiseland ein. Erstes Ziel sollte die Käsestadt Kars in Ostanatolien sein. Da die Türkei um ein Vielfaches größer ist als Armenien oder Georgien sind hier die Entfernungen natürlich auch viel größer.

Es ging über den 2550 Meter hohen “Ilger Dagi Gecidi Pass“, wo uns ein leichter Graupelschauer begrüßte, es aber auch eine gute Wasserstelle gab, wo wir unseren Tank auffüllen konnten. Dann fuhren wir über wunderschöne Straßen, wie wir sie lange nicht erlebt hatten, hinunter nach Kars, wo wir uns einen Stellplatz für die Nacht suchten.

Stadtbummel und Käsekauf

Sogleich machten wir uns auf in die Stadt, unser restliches georgisches Geld umtauschen und Käse kaufen. Die Stadt ist berühmt geworden durch seinen Käse, hauptsächlich den Gravyer, der dem schweizer Greierzer oder Gruyere ähnlich ist.

In Kars machten wir auch gleich Bekanntschaft mit der großen Freundlichkeit der Menschen, sei es Wachmann in einer Bank oder Kellner im Dönerrestaurant, überall wird man freundlich behandelt, mit Handschlag verabschiedet.

Wir kauften ein wenig Käse und nahmen unser Abendessen in einem Dönerrrestaurant ein.

Dann noch ein kurzer Bummel zu zwei Moscheen in unserer Stellplatznähe, eine davon eine umgewandelte, frühere christliche Kirche.

Zurück am Wohnmobil tranken wir noch einen Wein, besser wir trinken ihn als die Zöllner, und da wir eine Stunde hinter der georgischen Zeit leben, waren wir bereits müde, als die Uhr erst 21:00 Uhr zeigte und wir uns ins Bett verzogen.

Gefahrene Kilometer: 178,4 km

Landkarte: Von Georgien nach Kars in die Türkei

Dieser Beitrag hat einen Kommentar

  1. Ruth

    …schade 🤨 um den Wein 🙋🏻‍♀️😘

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