Tag der Kirchenburgen in Siebenbürgen

  • Beitrags-Autor:
  • Beitrags-Kommentare:0 Kommentare
Einundzwanzigster Tag - Dienstag, 24.08.2021
Valea Viilor - Wurmloch

Erstes Ziel heute nach dem Frühstück noch bei herrlichem Sonnenschein war die Kirchenburg in Valea Viilor, deutscher Name Wurmloch. Der Himmel hatte sich schon bezogen und es sah bedrohlich dunkel aus. Wir mussten 10 Minuten warten, bis der „Burgherr“ mit den Schlüsseln da war und uns einließ. Es war ein älterer Mann, der sehr gut das in Siebenbürgen gesprochene Deutsch sprach, etwas mit rollendem „r“.
Wir kauften zwei Eintrittskarten und unterhielten uns etwas mit ihm. In Wurmloch leben nur noch zwei Siebenbürgener Sachsen, wahrscheinlich er selbst und ein weiterer Angehöriger. Ansonsten keine deutsche Gemeinde mehr. Dennoch werden alle drei Wochen in der Kirche deutschsprachige Gottesdienste abgehalten, von einem Pfarrer aus der Umgebung. Auf unsere Frage, warum andere Deutsche weggezogen sind erhielten wir die frustrierende Antwort, dass die politischen Verhältnisse so unsicher seien, keine stabile und berechenbare Regierung, obwohl man doch in der EU ist. Für die Alten im Dorf sei es egal, aber die Jungen brauchen eine sichere Zukunft, und die ist wohl hier nicht zu finden. Wie schade, das Land ist wunderschön.

Irgendwo
Valea Viilor - Wurmloch
Kirchenburg
Kirchenburg Valea Viilor - Wurmloch
Siebenbürgener Sachsen

Die Bezeichnung Siebenbürgener Sachsen hat eigentlich nichts mit den Sachsen, wie sie im heutigen gleichnamigen Bundesland leben zu tun. Auch auf meine Frage hin, wo er rumänisch gelernt habe sagte der Mann, sowohl deutsch als auch rumänisch habe er in der Schule gelernt, seine Muttersprache sei sächsich. Allerdings eine Art platt, mehr als ein Dialekt und mit dem „ei vorbibscht“ – sächsisch nicht zu vergleichen. Die Bezeichnung „Sachsen“ kommt vermutlich eher daher, dass früher im Mittelalter Ritter, Adelige und andere freie Deutsche, die sich in Osteuropa niederließen als „Saxones“ bezeichnet wurden.

Die Kirchenburg in Wurmloch

Als Weltkulturerbe ist die Kirchenburg Wurmloch ins UNESCO – Welterberegister eingetragen. Eine vollständig erhaltene Kirchenburg, in deren Mitte die evangelische Kirche steht, umgeben von einer starken Wehrmauer. Der Turm ist über eine abenteuerliche Treppe zu erreichen, die in Deutschland bei jeden Sicherheitsexperten das kalte Grausen aufkommen ließ. Wo sind die Absturzsicherungen, wie viel Gewicht halten die hölzernen Treppenstufen aus, ist überhaupt je ein Sicherheitsgutachten für mindestens 100.000,-€ gefertigt worden? Spielt hier keine Rolle, wer da raufsteigt, handelt eigenverantwortlich.

Wasserschöpfen fürs Wohnmobil in Rumänien
Stefan beim Wasserschöpfen
Wasserschöpfen fürs Wohnmobil in Rumänien
Biertan - Birthälm

Weiter ging es zur nächsten Kirchenburg, an Beates Reaktionen konnte ich schwindende Begeisterung erkennen. Immer wieder schauten wir bei Ortsdurchfahrten nach öffentlichen Wasserstellen, da unser Wasservorrat langsam zu Neige ging. In Scharosch an der Kokel dann ein Brunnen, der anscheinend noch funktionierte. Viele Brunnen in den Dörfer sind stillgelegt, da auch hier die moderne Zeit Einzug hält. Das Wohnmobil zurückgesetzt, die Gießkanne herausgeholt und in alter Väter Sitte den Eimer in den Brunnenschacht herabgelassen, gefüllt wieder heraufgeholt und das herrlich klare Nass in die Kanne und dann ins Wohnmobil gefüllt. So ca. 10 Mal ließen wir den Eimer ins tiefe und dunkle Brunnenloch hinab und holten Wasser nach oben, bis unser Tank im Fahrzeug wieder aufgefüllt war. Kostenpunkt: keinen Leu.

So konnten wir dann weiter nach Biertan zu einer noch größeren und schöneren UNESCO-Weltkulturerbe Kirchenburg. Eintritt kostete sie diesmal nichts, dafür war aber auch die Kirche geschlossen und nur das Freigelände zugänglich.

Unten im Ort hatten wir an einer Wirtschaft WLAN, also sofort an die Arbeit, damit wir wieder auf aktuellem Stand sind.

Mal schien sich das Wetter zu bessern, mal wieder nicht, aber Regen blieb aus und warm war es ohnehin. Vorbei an Orten mit weiteren mehr oder weniger großen, aber keinesfalls für Beate interessanten Kirchenburgen mehr, sie meinte zwei Burgen am Tag reichen, ging es Richtung Sighisoara / Schäßburg, dem bedeutendsten Ort in Siebenbürgen.

Biertan - Birthälm
Biertan - Birthälm
Rumänien Kirchenburg Biertan - Birthälm
Sighisoara - Schäßburg

Wir suchten uns dort einen Übernachtungsplatz auf dem Parkstreifen einer Nebenstraße in Zentrumsnähe, erwies sich letztlich dann doch nicht so ruhig wie erhofft. Durch das Kopfsteinpflaster waren vorbeifahrende Autos, auch in der Nacht, doch recht laut.

Gleich nach Ankunft machten wir uns fertig zum Gang in die Stadt. Der Hunger veranlasste uns dann in der Unterstadt in einem recht guten Restaurant etwas zu essen, Beate Dracula`s stew, ich Dracula`s stew spezial, beides mit einem ziemlichen Haufen Polenta, zartes Schweinefleisch bei Beate, wunderbar weiches Rindfleisch bei mir. Hätte eigentlich blutig sein müssen – wegen Dracula.

Nach dem Essen gingen wir in die Oberstadt zur Burg und entdeckten dort in diesem wunderschönen Teil der Stadt auch etliche wunderschöne Lokale. Hatten wir uns also zu früh entschieden, doch nochmal essen oder etwas trinken wollten wir nun auch nicht.

Die Dunkelheit brach recht schnell herein, sodass wir zum Wohnmobil zurückkehrten und dort den restlichen Abend verbrachten. Leider fing es später dann doch etwas an zu regnen, die Wettervorhersage für den nächsten Tag sah leider nicht gut aus. Und das ausgerechnet im schönen Schässburg.

Gefahrene Kilometer: 117

Landkarte: Fahrt nach Schäßburg

Heuwagen
Bilder unterwegs
Irgendwo
Baustellenabsicherung

Schreibe einen Kommentar