Türkei– Zweiundsechzigster Tag, Samstag, 07.06.2025
Über breite Straßen zum Wasserfall
Die Weiterfahrt vom Ishak-Pascha-Palast ging zunächst durch die Stadt Dogubayazit und dann über breite, autobahnähnliche Straßen hinaus aufs Land.

Unendlich weites Land breitete sich vor uns auf, sanfte, grüne Hügel. Die vierspurige Straße passte so gar nicht hierher, wo eigentlich nichts ist, warum solche Autobahnen? Verkehr war kaum, es ging hoch auf fast 2600 Meter über einen unspektakulären Pass und dann in flotter Fahrt in Richtung der Stadt Muradiye.
Ein paar Kilometer vorher war ein kleiner Wasserfall zu besichtigen. Als wir in die Zufahrtsstraße einbogen, sahen wir schon zahlreiche Autos den gleichen Weg nehmen. Oh je, das wird was, am zweiten Tag dieses islamischen Opferfestes. Und tatsächlich, überall geparkte Autos, hunderte, ein Meer von Autos. Beate meinte schon, wir sollten nicht halten und gleich weiterfahren, doch ich bog auf einen Parkplatz ein, wo man tatsächlich noch stehen konnte.

Tausende Menschen überall
Am Wasserfall dann Menschenmassen, überall Leute, die herumliefen oder sich niedergelassen hatte, um im Familienkreis zu grillen. Es war ein Getümmel ringsumher. Wir gönnten uns ein Eis und spazierten dann etwas herum. Im Wald zwischen den Bäumen ausgebreitete Decken oder Tische und Stühle und überall qualmte ein Grill.
Die Menschen hier nutzen die freien Tage des Festes, um sich draußen in freier Natur aufzuhalten und im Kreise der Familie zu sein. Ein faszinierendes Bild, wir kennen es auch bei uns, wenn es schönes Wetter ist, gibt es verschiedene Plätze, an denen sich vor allem türkische Familien aufhalten.
In dieser geballten Form aber haben wir es noch nie gesehen. Wir Deutsche versuchen, immer möglichst weit weg von anderen uns aufzuhalten, die Türken aber scheinen es zu lieben, dicht aufeinander zu hocken.
Nachdem wir dieses Treiben eine Zeit lang beobachtet hatten, ging es zurück zum Auto. Unterwegs wurde uns von einer Familie noch ein Stück Melone angeboten, ein Zeichen der Gastfreundlichkeit der Menschen hier.
Wir haben es nicht bereut, ein wenig Einblick in diese türkische Kultur bekommen zu haben.
Auf zum Vansee
Nächstes anzufahrendes Ziel war der Vansee, der größte See in der Türkei, sieben Mal größer als Beates geliebter Bodensee. Er liegt auf 1600 Metern Höhe und gehört damit zu den größten Gebirgsseen der Welt. Grünlich leuchtete das Wasser und zunächst führte die Straße direkt am Ufer entlang. Ich bekam Lust, im See zu schwimmen, obwohl er mit Sicherheit sehr kalt sein wird.
Kurz vor der Stadt Van ging es schleppend vorwärts, Schuld war eine der zahlreichen Kontrollstellen der türkischen Polizei, die wohl aufgrund der Grenznähe zum Iran und Armenien existieren. Schon kurz nach der Abfahrt aus Dogubayazit mussten wir in so einer Kontrollstelle unsere Reisepässe zeigen, jetzt allerdings fragte uns der Polizist nur, woher wir kommen und hieß uns in der Stadt Van willkommen. Nach einem freundlichen Lächeln konnten wir weiter.
Da wir durch die viele Grillerei der Türken animiert worden waren, heute Abend auch etwas Fleisch auf den Grill zu legen, mussten wir erst noch einkaufen. Noch frisches Brot zu bekommen erwies sich zunächst als unmöglich, alles ausverkauft.
Langsam raus aus der Stadt
Wir wollten raus aus der Stadt und am Ufer des Sees irgendwo grillen und die Nacht verbringen. Doch das mit dem Grillen wollten tausende andere auch und so staute sich der Verkehr auf der Ausfallstraße viele Kilometer lang. Häufig winkten und grüßten uns die Menschen aus ihren Autos, wenn wir langsam an ihnen vorbei fuhren oder sie an unserem Wagen. Sie freuten sich, uns aus Deutschland zu sehen.
Irgendwann bekamen wir dann den Grund für den Stau mit, die dreispurige Straße verengte sich aufgrund einer Baustelle auf nur eine Spur, hinzu kam, dass von recht dann auch noch eine Fahrspur dazu kam. Hier an dieser Engstelle drängte sich nun alles, jeder versuchte als erstes durchzukommen, man drängelte von rechts und links hinein. Dieses wunderbare Reißverschlusssystem beim Einfädeln an einer Engstelle kennen die Türken nicht, es wird gedrängelt wie in Ischgl am Skilift.
Wir waren froh, ohne Beschädigungen am Wagen durchgekommen zu sein und konnten dann in flotter Fahrt in Richtung unseres ausgesuchten Zieles fahren.
Am Rande der Straße auf dem Grünstreifen waren überall Picknickpavillons errichtet, in denen sich die Leute niedergelassen hatten. Nicht unbedingt idyllisch, so direkt neben dem brausenden Verkehr und in den Abgasen, aber wenigstens draußen.
Wir stecken wieder mal fest
Nahe der kleinen Ortschaft Dilkaya direkt am See erhofften wir uns einen guten Stellplatz. Der erste angefahrene Platz war sehr gut, er gefiel Beate sehr, doch dachte ich, es gibt noch bessere, von wo aus ich vielleicht auch im See baden könnte. Also dorthin gefahren.
Die mögliche Parkfläche war auch schnell ausgemacht, doch als ich dorthin fuhr, merkte ich plötzlich, dass wir uns auf weichem Sand bewegten. Der Wagen verlangsamte sich, blieb stehen und dann ging nichts mehr. Vorwärts, rückwärts, nichts half und führte nur dazu, dass sich das rechte Vorderrad immer mehr in den Sand eingrub. Da steckten wir nun wieder fest, was tun?
Eine Gruppe ältere Männer näherte sich unserem Wagen und sie inspizierten das Malheur. Verständigen konnten wir uns nicht mit ihnen, nur Zeichensprache war möglich. Einer der Männer deutete an, ich müsse den Wagen anheben, damit unter das Rad unsere Auffahrkeile geschoben werden können.
Es war eine schwierige Aufgaben, der Wagen hing schräg und fast direkt auf dem Boden, erstmal musste viel Sand weggeschaufelt werden. Eine junge hinzugekommene Frau zeigte Beate eine Übersetzung auf ihrem Smartphone, dass in ca. 30 Minuten ein Traktor käme, um uns heraus zu ziehen. Doch offenbar glaubte daran niemand und es kam auch keiner.er
Die Männer beteiligten sich tatkräftig an der Arbeit, nahmen mir die Schaufel ab und gruben selber oder bedienten den Wagenheber. Wir schleppten Steine zum Unterlegen heran und schließlich setzte sich einer der Männer ans Steuer. Die anderen standen am Wagen und schoben. Durch den Türken am Steuer konnten sie kommunizieren und ihre jeweiligen Handlungen miteinander abstimmen. Nach ca. einer Stunde Arbeit gelang es tatsächlich, den Wagen aus dem Sand zu befreien und ihn wieder auf festen Grund zu bringen.
Zum Glück hatten wir am Nachmittag kleine Fläschchen Wasser gekauft, so konnten wir uns wenigstens mit etwas Wasser zur Erfrischung bei ihnen bedanken.
Da sich dieser Platz an anderer Stelle aber wieder mit Autos füllte, beschlossen wir, nun nicht hier zu bleiben sondern wieder unseren ersten Platz aufzusuchen.

Die türkischen Köfte wurden gegrillt, das kühle Bier schmeckte hervorragend nach diesem Abenteuer und der Abend war ruhig und still. Bis plötzlich aus dem Nachbarort am anderen Seeufer laute türkische Musik zu uns herüber drang und das Bassgewummere irgendwann nicht mehr auszuhalten war. Zum Glück sind diese „Feiertage“ bald vorbei und wir werden wieder unsere Ruhe finden.
Gefahrene Kilometer: 226 km
Landkarte: Vom Ishak Pascha Palast am Vansee entlang

Ihr seid schon vergnügungssüchtig, wenn Euch 1x steckenbleiben nicht reicht 🧐🥳
Aber immer hilfsbereite Menschen um Euch herum, das ist toll.