Armenien – Vierzigster Tag, Freitag 16.05.2025
Wen sehen wir draußen?
Wie erwartet und erhofft, heute morgen sonniger Himmel, der Regen und das düstere Grau verschwunden. Wir sahen die Berge, die weißen schneebedeckten Gipfel rings um den See in der Ferne. Das Kloster Sewanawank auf dem Hügel der kleinen Landzunge setzte sich deutlich ab, unser erstes Ziel am heutigen Tag.

Der dreiste Parkwächter
Wir fuhren das recht kurze Stück von unserem Stellplatz auf die Landzunge und suchten unterhalb des Klosters einen Parkplatz. Auf dem Hauptplatz sah ich so einen gelbbewesteten Mann rumlaufen, wahrscheinlich wieder so ein selbsternannter Parkgebührenkassierer, obwohl nirgendwo ein Hinweisschild auf gebührenpflichtiges Parken zu finden war.
So stellten wir uns etwas abseits auf einen großen, leeren Schotterplatz. Dann machten wir uns auf zur Klosterbesichtigung.
Viele Souvenirstände säumten den Weg, viele Besucher, vor allem Südkoreanerinnen stiegen die Treppen zur Klosterkirche hinauf. Hier spazierten wir etwas herum, schauten die Kirche und die Ruinen der alten Mönchsunterkünfte an und gingen dann den Hügel hinunter zum Writers Cafe, einem tropfenförmigen Betonbau, der über einen Felsen hinausragt und mit einer Betonstütze abgestützt wird. Es wurde in den 50er Jahren auf Veranlassung von Chruschtschow für Schriftsteller und Dichter errichtet, die hier in schöner Umgebung in Ruhe ihren Gedanken nachgehen sollten. Angeschlossen ist ein kleines Hotel.
Dann kehrten wir zum Wagen zurück und schon sah ich, wie diese Gelbweste in unsere Richtung kam. Wir kümmerten uns nicht darum, ich startete den Motor und fuhr los. Er gestikulierte wild, stellte sich sogar in den Weg und wollte uns am Wegfahren hindern. Doch dann umrundete ich ihn und er blieb stehen.
Hier werden Besucher abgezockt, denn erstens steht nirgendwo etwas von Parkgebühren und zweitens kein Hinweis auf die etwaige Höhe.
Zweites Kloster, zweiter Versuch
Es ging ein paar Kilometer weiter Richtung Süden am See entlang zum Kloster Hayravank. Auch dieses nur ein kleines Kirchlein aus dem Mittelalter. Davor ein kleiner Parkplatz, doch auch hier so ein Kerl, der Geld kassieren wollte. Aber ohne uns, wir drehten um und stellten den Wagen 100 Meter entfernt ab. Dann ging es zu Fuß zur Kirche. Das Wetter wurde immer besser, in der Ferne leuchteten die schneebedeckten Berge.
Ein kurzer Besuch nur, dann weiter nach Noratus, wo wir gestern die tolle Käseprobe genossen hatten, nun aber zum dortigen Friedhof.
Riesiger Friedhof, riesige Gräber
Kaum waren wir ausgestiegen, tauchten wie aus dem Nichts ältere Frauen auf, die uns eine Führung über den Friedhof anboten, natürlich gegen entsprechende Zahlung. Wir lehnten dankend ab.
Das Besondere auf diesem Friedhof sind ganz alte Grabsteine, z.T. über 1000 Jahre alt, alle mit einer besonderen Form und filigranen Ornamenten und Kreuzen versehen. Erstaunlich, was die Menschen schon vor so langer Zeit konnten.
Dem alten Friedhof schließt sich der neue an, auch hier große Grabsteine und zum Teil riesige Grabstätten mit Säulen und Figuren, wie man sie auf einem Dorffriedhof nicht erwartet hätte. Aber hier werden vermutlich mehr Menschen beerdigt als nur die Dorfbewohner.
Am hinteren Ende des Friedhofs eine Gedenkstätte für die Gefallenen des Zweiten Weltkriegs und neuere Gräber für die Soldaten, die im Konflikt mit Aserbaidschan 2020 ums Leben kamen. Jedes Grab pompös ausgestattet und mit armenischen Fahnen geschmückt.
Über den Pass zur Karawanserei
Dann ging es weiter, immer am See entlang. An der Straße etliche Verkaufsstände mit Fisch, geräuchert oder frisch. An einem holten wir zwei Räucherfische für das Abendessen. Ich wollte nicht die ganze Zeit auf der gut ausgebauten Straße fahren sondern kurz vor der Stadt Martuni abbiegen, um dicht am erloschenen Vulkan Mount Armaghan vorbeizufahren.
Vorher folgten wir noch einem Schild zu einer besonderen Brücke, die wir aber nicht fanden. Dafür in dem Ort einen guten Brunnen zum Wassertanken. Hier waren auch gerade viele Schulkinder unterwegs und natürlich fielen wir mit unserem Wagen auf. Sogleich belagerten sie uns, fragten nach unseren Namen und gaben dann ihren in gutem deutsch bekannt. Man lernt hier in der Schule also neben englisch auch deutsch.
Wir fuhren zurück auf die Hauptstraße und dann eine kleine Nebenstraße Richtung Vulkankegel. Irgendwann mündete diese dann aber in den unbefestigten Weg hoch auf den Gipfel, wo sich allerdings ein Geländewagen empfiehlt.
Also umdrehen und das richtige Sträßlein zurück zur Hauptstraße gesucht. Das waren zwar nur knapp drei Kilometer, aber derart unwegsam, steil und steinig, dass sogar ich etwas Sorge hatte, da mit unserem Wagen durchzukommen.
Doch es klappte und wir waren zurück auf guter Hauptstraße.
Nun ging es durch fantastische Landschaft zum Vardenyats Pass und auf dem Weg über Serpentinen nach unten an der Orbelian Karawanserei vorbei. Natürlich hier ein kurzer Stopp. Es handelt sich um die besterhaltene Karawanserei aus dem Mittelalter, in der Pferde- und Kamelkarawanen auf ihren Weg entlang der Seidenstraße vor der Passhöhe Rast machen konnten.
Ein Souvenirverkäufer mit altem Lada stand hier und als Beate hinzutrat und sagte, sie sei aus Deutschland, erzählte der Mann gleich auf deutsch, dass er als Soldat zwei Jahre in Dresden stationiert war. Natürlich mussten wir ihm eine Kleinigkeit abkaufen.
Hinunter zum Wein
Nun ging es weiter den Pass hinunter, ein kurzer Tankstopp, dann erreichten wir bei wolkenlosem Himmel die Stadt Yeghegnadzor. Hier gibt es die Old Bridge Winery mit sehr guten Rezensionen im Internet und da es schon fast 18:00 Uhr war, beschlossen wir hier unseren Tag zu beenden und der Kellerei mit angeschlossenem Restaurant einen Besuch abzustatten.
Gesagt getan und gefragt, ob wir mit unserem Wagen auf dem Parkplatz vor der Kellerei über Nacht stehen dürfen. Es wurde uns gestattet.
Bei gutem Essen und sehr gutem Wein verbrachten wir den Abend draußen mit Blick auf die Berge.
Später kam wohl noch der Inhaber des Betriebes, sprach kurz mit uns und freute sich, dass wir seine Gäste waren und natürlich dürfen wir gern mit dem Wagen über Nacht bleiben.
Herzliche Gastfreundschaft, die über das Gebaren dieser selbsternannten Parkgebühreneintreiber hinwegsehen lässt.
Gefahrene Kilometer: 155,1 km
Landkarte: Vom Sewansee über den Pass

Das Tropfencafé finde ich super 👍
Abzocke gibt es überall 🤷🏻♀️ bzw. Bettelei, Ich denke nur an diejenigen, die beim Lidl neben den Einkaufswagen sitzen und auf den Euro warten 🧐