Armenien – Zweiundvierzigster Tag, Sonntag 18.05.2025
Es geht hoch hinaus
Wir verließen unseren ruhigen Schlafplatz bei etwas verschleiertem Himmel und nicht ganz so schöner Fernsicht wie die Tage zuvor. Es hatte in der Nacht auch heftigst gestürmt, ein Zeichen, dass sich beim Wetter was tut.
Wir kamen wieder auf die Hauptstraße nach Südosten und nun ging es unbemerkt aber stetig nach oben. Einige wenige Kehren und wir waren in 2344 Metern Höhe auf dem Vorotanpass.
Dort ein kurzer Halt, etwas Wasser nachfüllen und schon ging es wieder runter. Diese Straße über diesen Pass ist die Hauptverbindungsstrecke von Süden nach Norden durch Armenien. Alle LKW aus dem Iran nach Georgien und weiter nach Russland müssen hier durch. Deswegen ist der größte Teil der Straße auch recht gut ausgebaut, dennoch gibt es einige sehr schlechte Stellen. LKW hatten wir heute, am Sonntag, nicht sehr viele getroffen, zu anderen Zeiten geht es sicher heftiger Zu.
Kleiner Wasserfall, viele Leute
Der Shaki Wasserfall ist zwar der höchstgelegene Wasserfall, aber sehr viel kleiner als der gestrige in Jermuk. Der Zugangsweg dorthin auch recht schmal und die Fläche vor dem Wasserfall mit Felsbrocken übersäht. Dennoch tummelten sich hier eine ganze Reihe Leute, vor allem junge. Als wir auf dem Parkplatz ankamen, fanden wir noch gut Platz, als wir zum Fahrzeug zurückkehrten war alles mit Kleinbussen gefüllt.
Wir kauften ein paar getrocknete Aprikosen, denn Armenien ist ein Aprikosenland und fuhren dann weiter nach Sisian, da ich noch etwas einkaufen musste. Auch in Armenien sind die Geschäfte sonntags geöffnet und es wird gearbeitet.
Viele Steine, wenig Leute
Es ging weiter nur wenige Kilometer von Sisian entfernt zu dem bronzezeitlichen Steinfeld Zorat Karer, das die gleiche archäologische Bedeutung hat wie Stonehenge in England, nur viel älter ist und daher als armenisches Stonehenge bezeichnet wird.
Zorat Karer wird in Armenien als heilige Stätte angesehen, dennoch waren nur wenige Besucher hier und auch für uns hat sich ein Besuch nicht gelohnt.
Da wir diese Strecke auch wieder zurückfahren müssen, es gibt leider keinen Rundweg durch den Süden Armeniens, entschlossen wir uns zwei weitere Besichtigungspunkte erstmal auszulassen und auf der Rückfahrt zu besuchen.
So stand für heute nur der Besuch der schwingenden Brücke von Chndsoresk auf dem Programm.
Viele Stufen, wackelige Brücke und sengende Sonne
Wir fuhren über die Stadt Goris in das Tal, dessen Straße Richtung Stepanakert in Aserbaidschan führt, wo man leider nicht hin kann, und bogen vor der kleinen Ortschaft Chndsoresk auf einen unbefestigten Weg zur schwingenden Brücke ab.
Es waren zwar nur noch knapp vier Kilometer bis dorthin, doch die Straße wurde derart schlecht, dass wir entschieden, nach rechts in einen Feldweg und zu einem Platz am Rande einer Schlucht zu fahren und dort unseren heutigen Stellplatz einzunehmen.

Die restlichen Kilometer bis zur Brücke können wir dann laufen
Gesagt getan, doch der Weg bei der heutigen heißen Sonne war nicht leicht zu bewältigen, länger als wir gedacht hatten doch kamen wir irgendwann am Parkplatz oberhalb der Brücke an.
Hier verspürte Beate erstmal Gelüste auf ein Eis am Stiel, das wir uns gönnten.
Dann hieß es 430 Stufen über eine Holztreppe hinunter zu steigen bis zum Beginn der 2012 von einem privaten Geldgeber finanzierten Hängebrücke. Sie ist 160 Meter lang und überquert eine Schlucht in einer Höhe von 63 Meter.

Der Blick auf die umliegende Landschaft ist atemberaubend. Sie zu überqueren ist ein Abenteuer für sich, denn gehen weitere Personen über diese Brücke, schwingt die Brücke auf Grund ihrer Konstruktion mehr oder weniger stark und durch das Gitter kann man immer in die Tiefe schauen. Hier sollte man schwindelfrei sein.
Auf der anderen Seite der Schlucht erreicht man die Höhlenwohnungen des alten Chndsoresk, die bis Mitte 1969 noch teilweise bewohnt waren und in den 90er Jahren beim Konflikt um Bergkarabach mit Aserbaidschan als Zufluchtsort für die Dorfbewohner dienten, um sich gegen befürchteten Artilleriebeschuss zu schützen.
Sämtliche Bauten des alten Dorfes wurden abgerissen, einzig die Kirche steht noch und wird sogar noch genutzt.
Rückweg in sengender Sonne
Dann galt es den Rückweg anzutreten, erst die 430 Stufen wieder hoch, dann die über vier Kilometer lange Straße in sengender Sonne zum Wohnmobil zurück.
Ich hoffte ja auf ein Fahrzeug, das anhalten würde um uns mitzunehmen, doch zunächst waren alle vorbeifahrenden Wagen vollbesetzt.
Dann kam ein SUV und tatsächlich hielt der Fahrer an, er hatte noch zwei Plätze frei. Wir waren gerettet, denn der Weg bis zu unserem Wohnmobil war doch noch recht weit und bei der herunter brennenden Sonne ein beschwerlicher gewesen.
Es sind halt sehr nette Menschen hier in Armenien und Georgien.
Wir hatten auf der Fahrt hierher eine Schüssel voll Pilze gekauft, die überall auf den Wiesen gesammelt und am Straßenrand verkauft werden. Was es für welche sind, wissen wir nicht, aber gut müssen sie sein, sonst würden sie nicht in diesen Mengen angeboten.
Bis zum Abendessen saßen wir noch in der Sonne vor dem Wohnmobil, dann ging es hinein und der Abend konnte kommen.
Gefahrene Kilometer: 125,2 km
Landkarte:zur schwingenden Brücke und Höhlendorf

Die „durchsichtige“, schwingende Brücke wäre nix für mich 🤦🏻♀️😊