Schock am Morgen, die Grenze und die Adlerschlucht

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Georgien – Zweiunddreißigster Tag, Donnerstag 08.05.2025

Wir sind platt

Das Wetter zeigte sich wieder von seiner guten Seite, die Sonne schien, es war warm. An unserem Wagen zog eine Schafherde vorbei, niemand interessierte sich für uns. Ich machte gerade den Abwasch, da grüßte mich von draußen ein Mann und deutete auf das linke Vorderrad. 

Was der wohl wollte? Ich stieg aus und war geschockt. Der Reifen stand ohne Luft auf dem Höhenausgleichskeil, auf den wir gestern, weil der Wagen doch arg schief stand, aufgefahren sind. Zum Glück war er nur unten platt. Dennoch war der Schreck groß, was nun tun, hier in dieser Gegend, abseits einer Stadt?

Mit Hilfe des Google Übersetzers konnten wir etwas mit dem Mann kommunizieren und er gab uns zu verstehen, dass ganz in der Nähe eine Reifenwerkstatt sei und er jemanden holen könnte, der uns dahin führe.

So montierte ich erstmal das Rad ab, schon kam der Freund des Mannes mit seinem alten Lada angefahren, wir luden das Rad ein und ab ging es nur wenige Kilometer zu einer ziemlich heruntergekommenen Hütte die da eine Reifenwerkstatt war. Der Inhaber saß gelangweilt davor, machte sich aber gleich an die Arbeit. Was war los mit unserem Reifen, warum war er so luftlos?

Schnell war die Ursache ausgemacht, ein spitzer Stein hatte sich hineingebohrt und ein kleines Löchlein verursacht, durch das die Luft über Nacht entschwand.

Auf professionelle Weise erfolgte die Reparatur und nach noch nicht mal einer Stunde waren wir abfahrbereit. Der Reifenreparateur kostete 30 GEL, etwa 10,- Euro, die beiden Helfer wollten weder Geld noch sonst etwas, doch wir zwangen ihnen zwei Fläschchen deutschen Kräuterschnaps und ein paar Kekse auf.

Kommentar unseres Ersthelfers: Wir Georgier und ihr Deutschen sind doch Brüder im Blut.

Überraschung am Kloster

Auf dem Weg nach Sighnagi kamen wir am Kloster Bodbe vorbei, dem wir natürlich einen Besuch abstatteten. 

Auf dem Weg dorthin kamen und überraschender Weise Mutter und Sohn aus Russland entgegen, die wir bereits bei der ersten Weinprobe in Naparauli kennen gelernt hatten. Natürlich begrüßten wir uns aufs Herzlichste. Was für ein Zufall. Der Sohn berichtete uns, dass beide morgen einen Besuch im Vashlovani Nationalpark unternehmen wollen und als ich auch unsere Absicht kundtat, meinte er, dass im Wagen noch Plätze frei seien und wir uns ihnen anschließen könnten. Gern nahmen wir das Angebot an.

Dann schloss sich ein Besuch des sehr schönen Klosterkomplexes an. Aber auch hier wird noch gebaut und restauriert, wie in so manchem anderen Kloster auch. Durch die Nähe zur Stadt kamen viele Touristen mit großen und kleinen Bussen, vor allem Russen und Südkoreaner.

Weiter ging es in das kleine aber schicke mittelalterliche Städtchen Sighnagi. Die Sonne brannte vom Himmel und beim Rundgang gelüstete es Beate nach einem Eis. In einem schönen Café mit Aussicht auf die Stadt gab es leckeres Eis mit Früchten und Rotwein, das wir uns gut schmecken ließen. Auch ein wenig Urlaub muss sein.

Zur Grenze

Nachdem wir das Städtchen etwas bei der Hitze erkundet hatten fuhren wir die etwas über 50 Kilometer nach Lagodekhi und wenige Kilometer weiter zur Grenze nach Aserbaidschan.

Vor dem Grenzübergang nur LKW, keinerlei PKW. Der Personenverkehr über die Land- und Seegrenzen nach Aserbaidschan ist seit Beginn der Coronapandemie nicht mehr möglich. Auch jetzt wird das immer noch mit Corona begründet, obwohl ganz andere Gründe dahinter stecken. Nur per Flugzeug ist die Einreise ins Land möglich. Eigentlich schade, wir wären auch gern mal nach Aserbaidschan gefahren.

Es ging den gleichen Weg zurück, dann kurz vor Sighnagi in die letzte Stadt vor dem Ende Georgiens ganz im Osten mit dem fast unaussprechlichen Namen Dedoplistsqaro. Von hier aus starten die Touren in den Nationalpark.

Und täglich grüßt das Nachtquartier

Wir suchten einen Platz für die Nacht nahe beim Eagle Canyon, dem wir auch noch bei wunderschönem Abendsonnenschein einen Kurzbesuch abstatteten. Adler flogen keine mehr, drei Geier sah ich am Himmel, die dann aber wohl alle in ihr Nachtquartier verschwanden.

Zu uns am Stellplatz hatte sich eine allein reisende junge Frau aus Österreich gesellt, mit der wir vor dem Abendessen noch etwas Konversation machten. Dann gab es Ravioli und die drei von gestern verbliebenen Kinkali und vor dem Schlafengehen noch guten Rotwein und ein Gläschen Eierlikör.

Morgen müssen wir früh los, hoffentlich ohne unliebsamen Überraschungen.

Gefahrene Kilometer: 142,7 km

Landkarte: Grenzfahrt

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