Tag der Wendungen

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Zweiundzwanzigster Tag, Sonntag, 10.03.2024

Wie erwartet heute morgen grau und schon wieder Regen, der aber bald aufhörte. Als wir gegen 11:00 Uhr losfuhren, zeigte sich sogar etwas blauer Himmel und Sonne, die konnte sich aber nicht durchsetzen und so blieb es bei einem bedeckten Himmel den ganzen Tag.

Die versuchte Weinprobe und das beinahe Ende unserer Fahrt

Zunächst wollten wir noch etwas Wasser aufnehmen, doch der Brunnen funktionierte nicht, kein Hebel am Wasserhahn. Also das erste Mal gewendet und die eingegebene Route eingeschlagen.

Kurze Zeit später ein großes Schild am Straßenrand, dass auf die Möglichkeit einer Weinverkostung hinwies. Ohne zu Zögern bogen wir ab und folgen der Straße. Dann ein weiteres Schild, dass in Richtung eines unbefestigten Weges wies. Also dort entlang und die holperige Straße hinunter. Doch bald schon wurde uns der Weg doch zu mulmig und wir hielten. Hier konnte es nicht zur Weinprobe gehen.

Berge auf Sardinen
Landschaft so weit das Auge reicht
Berge auf Sardinen
Berge auf Sardinen
Berge auf Sardinen
Berge auf Sardinen

Wie dreht man nun ein so großes Wohnmobil auf einem engen, abschüssigen Feldweg um? Die Versuche, rückwärts in einen Querweg zu fahren, misslangen. Dann also weiter zurück und vorwärts in den Querweg, um dann rückwärts zu wenden. Doch der Boden war rutschig, das Gras nass, die Räder drehten durch.

Plötzlich stand das Fahrzeug nahe an einem Busch, rückwärts ging es nicht mehr, vorwärts auch nicht. Kurzzeitig dachte ich, das war’s, wir stecken fest. Doch der Frontantrieb und die guten Reifen führten dazu, dass sich der Wagen auf der Stelle um die Hinterachse drehte und wieder auf festerem Boden kam, allerdings immer noch in der falschen Richtung.

Einzige Möglichkeit nun, rückwärts den Weg wieder hochzufahren, bis zu einer besser geeigneten Wendestelle. Das ist gar nicht so einfach, nur mit den Rückspiegeln und einer relativ hohen Geschwindigkeit, damit der Wagen an der Steigung nicht stecken bleibt.
Doch es gelang mir an einer breiteren Hofeinfahrt hinein zu fahren und dann das Fahrzeug umzuwenden.

Glück gehabt.

Engstelle im Dorf – wir müssen zurück

Es ging weiter, sehr erleichtert waren wir. Doch nun kam das nächste Dorf und mit ihm kleine, enge Straßen. Wir mussten die Spiegel einklappen, um zentimetergenau durch eine Straße zu kommen. Einheimische in ihren kleinen Fiat Panda guckten schon ganz merkwürdig.

Dann kam eine Engstelle, durch die wir selbst mit angelegten Spiegeln nicht durchkamen. Also rückwärts und einen anderen Weg genommen.

Geschafft, Glück gehabt.

Wunderschöne Aussicht – wir müssen umdrehen

Nun ging es erstmal ohne Probleme weiter, solange, bis wir die falsche Abfahrt nahmen und umdrehen mussten. Dann auf einer schönen Passstraße hinein in die herrliche Bergwelt. Wir waren wirklich überrascht, hier auf Sardinen solch hohe und schroffe Berge zu sehen.

An einer wunderschönen Aussichtsstelle mit Blick auf einen spektakulären Canyon fuhren wir vorbei, doch kurzerhand entschloss ich mich, noch einmal umzudrehen, um ein paar schöne Fotos machen zu können.

Dann ging es weiter, das nächste Bergdorf kam. Bunte Häuser angeklebt an den Berghang, enge Gassen. Wir mussten da durch. Ein Verkehrsschild wies auf eine Engstelle mit maximaler Durchfahrtsbreite von 2,30 Metern hin, unser Wohnmobil ist 2,30 Meter breit. Doch wir wagten es, meistens sind die Durchfahrten doch etwas breiter. Und mit angelegten Ohren (Spiegeln) schafften wir es durchzukommen.

Berge auf Sardinen
spektakulären Canyon
Bergdörfer in Sardinens Berge
Bergdörfer in Sardinens Berge
Ort Sadali
Ort Sadali
Ort Sadali
Wasserfall im Ort Sadali
Wasserfall im Ort Sadali

Im Ort Sadali kam uns eine Tankstelle gelegen, sehr teuer zwar, doch mir war es lieber, nochmal aufzutanken, denn wir hatten noch ein ganzes Stück Passstraße zu fahren und ich wollte vermeiden, irgendwo im Nirgendwo wegen Spitmangels zu stranden.

Beate las derweil im Internet von einem kleinen Wasserfall im Dorf und dass er sehenswert sei. Also machten wir uns auf, zumindest mal den Wasserfall zu besuchen. Der Ort selbst machte am heutigen Sonntag einen absolut toten Eindruck, dazu kann man geteilter Meinung sein, was man unter sehenswert versteht.

Das, was wir sahen, war einfach nicht hübsch, wie italienische Orte auf Sardinien halt sind. Zudem scheint hier jedes dritte Haus zum Verkauf zu stehen. Wir sind hier, außer im leider total verregneten Bosa, noch nie in einen schönen Ort gekommen.

So verzichteten wir auch nach dem Besuch des kleinen Wasserfalls auf einen weiteren Rundgang, auch das „Centro storico“, das alte Zentrum, hätte sich nach unserer bisherigen Erfahrung sicher als wenig hübsch erwiesen.

Grandiose Berglandschaften und ein Ruinendorf

Herrliche Bergwelt auf Sardinen

Weiter ging es über die enorm kurvenreiche Strecke, zunächst hinunter, dann schraubte sich die Straße über viele Kehren und Kurven wieder ganz nach oben, fast oberhalb der Baumgrenze kamen wir auf 1029 Metern als höchsten Punkt an. Recht gut war die Straße, eine ideale Motorradstrecke, und so überholte uns auch zweimal eine Gruppe Motorradfahrer aus der Tschechischen Republik.

Wir durchfuhren die am Hang klebenden Bergorte Seui und Ussassai und waren fasziniert von den mächtigen und schroffen Felswänden, die sich aus dem Grün des Waldes erhoben. Sie erinnerten mich etwas an Bilder von den riesigen und steilwandigen Tafelbergen in Venezuelas Urwäldern.

Berge auf Sardinen
steilwandigen Tafelbergen
Bergdörfer auf Sardinen
Bergdorf auf Sardinen
Bergdörfer auf Sardinen
Bergdörfer auf Sardinen
Bergdorf auf Sardinen
Ruinen des Ortes Gairo Vecchio
Ruinen des Ortes Gairo Vecchio

Auf der gegenüberliegenden Hangseite sahen wir unterhalb eines Bergdorfes eine Ansammlung von Ruinen, die wir uns anschauen wollten.
Durch einen Torbogen ging es auf einen Platz oberhalb des Ortes Gairo Vecchio, des alten Gairo.  Von hier aus konnten wir diesen Lost Place besuchen.

Mal keine Ruinenstadt aus der Antike, sondern der Neuzeit. Solche Ruinendörfer gibt es einige auf Sardinien, gegenüber am Berghang entdeckten wir noch eins.

Doch Gairo Vecchio soll dass berühmteste sein. 1951 bei einer Schlammlawine nach sechstägigem heftigstem Unwetter teilweise verschüttet, wurde der Ort aufgegeben und verfällt zunehmend. Die Bewohnter bauten oberhalb an einem sicheren Platz wieder neu.

Ruinendorf Ortes Gairo Vecchio
Ruinendorf Ortes Gairo Vecchio
Neues Haus in den Ruinen des Ortes Gairo Vecchio
Neues Haus in den Ruinen des Ortes Gairo Vecchio
Ruinendorf Ortes Gairo Vecchio

Ein Haus stach aus der Ruinenlandschaft besonders hervor, es war wieder schön aufgebaut. Wir liefen daran vorbei, der Hausherr unterhielt sich mit zwei jungen Leuten, gern hätten wir auch erfahren, warum er hier in diesem Geisterdorf sich sein Haus wieder herrichtet, ganz allein, umgeben von Zerstörung. Aber leider können wir kein italienisch.

Nach vielen Fotos und intensiven Eindrücken ging es weiter, zunächst durch das neue Gairo, dann entspannt über die nun nicht mehr allzu kurvige Straße hinunter, unserem Ziel Arbatax entgegen.

Schöner Stellplatz am Strand

Über eine breite Schnellstraße rollte wir an der Ortschaft Tortoli vorbei und in den kleinen Küstenort Arbatax. Über holprige, unbefestigte Straßen und durch eine Baustelle ging es zu unserem Übernachtungsplatz direkt am Strand einer kleinen Bucht. Tatsächlich kam jetzt noch die Sonne durch die weniger werdenden Wolken und tauchte die Landschaft in wunderschönes Abendsonnenlicht.

Spät war es geworden, eine lange und vor allem anstrengende Fahrt lag hinter uns. Wettermäßig hätte es besser aber auch viel schlechter sein können.

Wir waren zufrieden.

Gefahrene Kilometer: 172,8 km

Landkarte

Das Meer auf Sardinen
Blick von unserem Stellplatz
Das Meer auf Sardinen
Das Meer auf Sardinen
Auto mit toller Ladung
Auto mit toller Ladung das wir nicht überholen konnten.
Landschaft auf Sardinen
Landschaft auf Sardinen

Dieser Beitrag hat einen Kommentar

  1. Ruth

    Am Sonntag habt Ihr ja einiges erlebt, 2 x stecken geblieben, bzw. fast 😅 Keine Weinprobe 🧐 Aber ein schöner Übernachtungsplatz.

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