Von Wein zu Wein zu zu viel Wein

Georgien – Dreißigster Tag, Dienstag 06.05.2025

Klöster und Paläste

Auf unserem heutigen Plan standen vier Klöster und zwei Burg- bzw. Palastanlagen, die besichtigt werden sollten. Doch es kam am Ende ganz anders.

Zunächst ging es recht früh vom Hof des Weingutes Naparauli, auch weil das Wetter schöner war, als es die Vorhersage gestern noch zeigte. Unser erstes Ziel war die Kirche und Palast der Herrscher von Kachetien in Gremi, der früheren Hauptstadt dieser Region.

Es waren nur wenige Kilometer zu fahren, dann sahen wir schon das kupferne Dach des Kirchturms der Erzengelkirche im Sonnenlicht leuchten. Auch diese Kirche und der daneben liegende turmartige Palast des einstigen Königs waren eingerüstet und wurden restauriert. 

Hier nehmen Kirche und Staat wohl einiges Geld in die Hand, um ihre Kulturgüter zu sanieren. In der Kirche fand gerade ein Gottesdienst statt, eine Liturgie, deren Ablauf sich mir noch nicht erschlossen hat. Man kommt und geht, zündet eine Kerze an, bekreuzigt sich und verlässt dann wieder die Kirche. Priester und Gehilfen wickeln ihre Zeremonie ab, egal wieviele Personen dem beiwohnen.

Wir sahen uns das etwas an und gingen dann wieder. Auf dem Weg zu einem guten Fotopunkt trafen wir dann zufällig Mutter und Sohn von der gestrigen Weinprobe wieder. Ein paar wenige Worte wurden gewechselt, dann ging jeder seines Weges.

Erzengelkirche in Germi
Erzengelkirche in Germi
Innen in der Erzengelkirche
Innen in der Erzengelkirche

Schweißtreibender Aufstieg

Nächstes Ziel auf der Liste war das nicht weit entfernte Kloster Nekresi. Schon von Weitem konnte man es zwischen Bäumen hoch auf einem Berg erblicken. Die Straße führte nur zu einem Parkplatz weit unterhalb, dann musste gelaufen werden. 

Die Straße den Berg hoch war äußerst steil und kurvenreich, dazu war es recht warm in der Sonne, sodass wir stark ins Schwitzen kamen. Die Aussicht auf die kachetischen Weinebene und die Berge war wunderschön. Hier wächst der Wein, der überall angeboten wird und der uns sehr lecker schmeckt. 

Sehr beeindruckend sind die über und über mit Laubbäumen bewachsenen Berge, fast wie im Dschungel. Der Wald ist hier gesund, vor allem, weil es keine Monokulturen aus Nadelbäumen gibt, die für den Borkenkäfer das reinste Paradies sind.

Nach fast 45 Minuten Aufstieg hatten wir endlich das Kloster erreicht. Schön im Sonnenlicht lag es da und bot zahlreiche Fotomotive. 

Irgendeine religiöse Feierlichkeit fand neben der Kirche statt und als wir uns dazu stellen, wurde ich von einer Frau gefragt, ob wir orthodox seinen, was ich verneinte. Daraufhin bat sie uns zu gehen. Wir verstanden ja eh nichts, also traten wir den Rückweg an, nun wieder steil hinunter, was aber weniger schweißtreibend war.

Auf zum ersten Wein

Nicht weit vom Kloster Nekresi entfernt liegt die Stadt Kvareli, das Zentrum des kachetischen Weinbaus. Dort hatte Beate ein großes Weingut markiert, das wir ansteuerten. Im Weingut Khareba gibt es einen langen Tunnel mit Seitenverzweigungen, der 1959 bis 1962 gebaut worden ist. Er erinnerte uns sehr an das moldauische Weingut in Milesti Mici, das auch in den Tunneln des ehemaligen Kalksteinabbaus errichtet worden ist.

Wir buchten ein Basispaket für 35 GEL p.P. (ca.11€) welches eine Führung und kleine Probe von drei Weinen enthielt. Wir bekamen sogar eine deutschsprachige Führung mit sehr interessanten Informationen zur Weinherstellung in Kvevries. Eine Flasche Wein erstanden wir, andere waren uns zu hochpreisig.

Wir verließen das Weingut und fuhren zurück Richtung Gremi, da noch drei weitere Kloster auf unserem Besuchsplan standen. Doch zuerst musste das Fahrzeug wieder gereinigt werden.

Überraschung nach der Wäsche

Es gibt in Georgien unglaublich viele Waschhallen, in denen man das Auto mit Hochdruckreiniger und Schaum selbst waschen kann. 

Selbst an den abgelegensten Orten findet man sie und dazu sind sie so hoch gebaut, dass unser knapp drei Meter hohes Fahrzeug locker darin Platz findet. 

In Deutschland gibt es sowas nicht, da bleibt einem bei Selbstwaschanlagen nur ein nicht überdachter Waschplatz.

Waschanlage
Waschanlage
Gästehaus Gzirishvili in Eniseli
Gästehaus Gzirishvili in Eniseli

Kaum waren wir in die Halle gefahren, kam der Betreiber und sprach uns gleich auf deutsch an. In der Nähe von Reutlingen hat er mal für einige Zeit gewohnt und konnte dadurch leidlich unsere Sprache. 

Er übernahm jetzt für uns die gründliche Wagenwäsche und meinte zwischendrin, unweit vom Waschplatz im Ort Enisli hat er sein Gästehaus und ob wir nicht Lust hätten, zu ihm zu kommen und zu essen.

Dann musste er weg, wir wuschen das Auto fertig und begaben uns auch in den Ort hinein. Wie beschrieben bogen wir in einen Hof ein und parkten. Zwei ältere Leute schauten heraus, ich fragt, ob hier das Gästehaus Gzirishvili sei, was bejahrt wurde. Von unserem Autowäscher war nichts zu sehen.

Nach einer Weile des Wartens schlug ich vor zu fahren, in dem Moment kam er schwer bepackt mit Brot und Fleisch um die Ecke. Also blieben wir. Er führte uns in sein Haus und seinen Weinkeller, in dem im Boden auch mehrere Kvevries vergraben waren. Ausgerüstet mit einem Glas und einem Schöpfgefäß konnte man nun roten oder weißen Wein dort herausschöpfen und probieren.

Im Keller waren noch vier weitere Personen, zwei junge Männer und zwei junge Frauen. Später machten wir uns bekannt, Igor und Natalia, Wassili und Anastasia, alle vier Russen aus Rostow am Don.

Nachdem auch wir uns vorgestellt hatten, bekamen wir einen 10 Rubelschein und eine 10 Rubel Münze geschenkt, wir revanchierten uns mit einem Euro und 50 Cent.

Echte georgische Supra

Dann bat der Hausherr zu Tisch, der voll gefüllt war mit den unterschiedlichsten Speisen, zum Biegen voll. Frisch auf dem Grill zubereitetes Fleisch wurde herangeschafft und Mengen von Wein. Dann konnte das große Fressen losgehen.

Wir kamen immer mehr mit den Russen ins Gespräch, auch weil Natalia recht gut englisch konnte. Immer wieder wurde sich zugeprostet, unser Wagenwäscher und Hausherr war der Tamada, der Leiter dieser Supra, dieses speziellen georgischen Festessens. Wir aßen soviel wir konnten, der Wein lief in Strömen, wobei Wassili und Beate nur Wasser tranken, beide waren Fahrer und man wollte ja nicht hier bleiben.

Irgendwann begann der Hausherr dann zu singen und auch Anastasia nahm das Mikrophon und sang nach Karaoke – Art. Natürlich wollte auch ich nicht hinten anstehen, suchte mir das Lied „Marmor, Stein und Eisen bricht“ heraus und sang nach einigen Anlaufschwierigkeiten.

Bei meiner zweiten Gesangseinlage gesellte sich Igor zu mir und danach tranken wir nach guter alter Manier Freundschaft.

Beate hatte noch kleine Fläschchen Kümmerling aus dem Wohnmobil geholt und ich zeigte dann, wie in Deutschland solche kleinen Klopfer getrunken werden, sehr zur Belustigung der Russen.

Es folgte eine kurze Gedenkphase, für die der Hausherr kleine Kerzen verteilte und eine getragene Ansprache hielt. Wir gedenken an unsere verstorbenen Familienmitglieder damit sie mitfeiern können. Dann wurde getanzt und wieder gesungen, die beiden jungen Russinnen konnten es besser als ich. Irgendwann musste Igor dann aufgeben, sank auf eine Hollywoodschaukel und schlief den Schlaf des Gerechten.

Das Ende des Festmahles kam, wir verabschiedeten uns, tauschten Adressen und Telefonnummern aus, für den Fall einer Reise nach Russland, und fuhren vom Hof.

Ein wundervoller und vor allem absolut unerwarteter Nachmittag und Abend mit einer echten georgischen Supra war vorbei.

Ruhiges Nachtquartier

Wir fuhren noch ein paar Kilometer bis zu dem großen Parkplatz unterhalb der Palast- und Klosteranlage von Gremi und richteten uns hier für die Nacht ein.

Ich hatte sichtlich zu viel getrunken, aber bei einer Supra muss man viel trinken, und sank weinselig ins Bett.

Das Wetter war den ganzen Tag über sonnig, ein kurzer Schauer nur während unseres Festmahles, danach wieder trocken.

Gefahrene Kilometer: 64,3 km

Landkarte: Kloster und Weinkeller

Schöner Verkaufsstand an der Straße
Schöner Verkaufsstand an der Straße
Schöne Landschaft
Schöne Landschaft

Dieser Beitrag hat einen Kommentar

  1. Ruth

    Das blanke Kupferdach muss neu sein, so St wäre es auch grün 😊 Scheint eine interessante Wein- 🍷 und Essprobe gewesen zu sein 👍

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