Zigeunerpaläste und flotte Grenzer – Abschied von Rumänien

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Einundfünfzigster Tag - Donnerstag, 23.09.2021

Nochmal ein Zigeunerland

Gestern auf dem fröhlichen Friedhof in Sapanta trafen wir zwei deutsche Wohnmobilreisende, die uns ganz begeistert von riesigen Palästen mit enormen Dächern berichteten und auch Bilder zeigten. Diese Häuser seien in der Stadt Huedin zu finden, auf dem Weg nach Oradea Richtung Ungarn. Am Abend recherchierte ich dann im Internet, tatsächlich gibt es dort auch riesige Zigeunerpaläste, auf den Bildern sahen sie sogar gut aus, nicht so heruntergekommen und verfallen wie in Soroca. Also stellten wir unsere Route etwas um, ein Umweg über Huedin ins Zigeunerland.

Der Weg dorthin war lang, aber einfach, sehr gute bis gute Straßen und das Wetter sah gar nicht so schlecht aus. Wir kamen wieder in bergige Regionen, die nördlichen Ausläufer der Karpaten, eine herrliche Landschaft und nicht grau und wolkenverhangen. Die Sonne kam gar hin und wieder zum Vorschein. In Huedin suchten wir zunächst einen Parkplatz und wollten dann zu Fuß die einzelnen Häuser aufsuchen, doch sie waren recht weit entfernt. Also nahmen wir das Auto und fuhren noch ein Stück. Jetzt sah man eine größere Anzahl dieser gewaltigen Pagodendächer, je höher, je besser, oft silbern oder himmelblau gedeckt.

Stadt Huedin

Der bedrohliche Zigeuner

Nun hieß es,die Gegend zu Fuß zu erkunden. Bei einem dieser Paläste wurde im Vorgarten gerade an einem kleineren Häuschen gebaut, also genau wie in Soroca, hinten steht der unfertige Palast, vorne wohnt man in einer kleinen Hütte. Beate war gerade dabei, dieses Haus vor die Linse zu nehmen, da sauste so ein schwarzer fünfer oder siebener BMW herbei, ein junger Mann stieg aus, sagte etwas auf rumänisch, was wir natürlich nicht verstehen konnten. Dann wiederholte er auf englisch „no more pictures, no more pictures“. Er wirkte ungehalten und bedrohlich, falls wir weiter fotografierten. Also setzten wir unseren Weg fort, immer rückschauend, ob dieser Kerl noch da ist. War er nicht, so konnten wir weitere Bilder machen, aber wir ließen Vorsicht walten.

Diese Häuser in Huedin sind etwas besser in Schuss als die in Soroca, doch auch hier zeigen sich viele Baumängel, vieles ist noch im Rohbau, bis auf das Dach und den Zaun. Hier stehen sie aber nicht geballt zusammen wie im rumänischen Buzescu oder im moldauischen Soroca sondern verteilt in der Stadt. Wenn man in Rumänien ist, sollte man mindestens eine dieser Städte mit diesen pompösen Palästen besuchen.

Raumspartreppe
Hauptsache wir haben das größte Dach

Richtung Grenze – adé Rumänien

Wir setzten unsere Fahrt nach Oradea und weiter zum Grenzort Bors / Artand fort. Durch Oradea drehten wir noch eine Runde, die Wohnmobilfahrer in Sapantsa hatten die Stadt schöner als Wien beschrieben, konnten wir nicht feststellen. Lediglich um den Hauptplatz im Zentrum waren sehr schöne Gebäude zu sehen.

Wie näherten uns dem Grenzübergang und passierten eine Schlange von 85 großen LKW, die wahrscheinlich alle auf die Abfertigung warteten. Na, als LKW-Fahrer muss man wohl besonders viel Geduld aufbringen.
Wir konnten flott vorbeirauschen, kamen an den rumänische Ausreiseübergang, der unbesetzt war. Etwas weiter der ungarische Kontrollpunkt. Vier oder fünf Abfertigungsspuren, wir reihten uns ein, insgesamt ging es recht zügig.

Am ungarischen Kontrollposten arbeiteten rumänische und ungarische Grenzer zusammen. Unsere Pässe wurden eingesammelt und kontrolliert, dann wurden sie dem ungarischen Kollegen übergeben, der lediglich einen Blick in unseren Heckstauraum und ins Innere warf, dann erhielten wir die Papiere zurück und wir waren in Ungarn.

Mühevoll hatten wir unseren gekauften Wein versteckt, die gestern erstandenen 12 Flaschen offen im Fahrzeug stehen lassen, niemanden interessierte das. Am „ärgerlichsten“ war, dass wieder niemand unsere Impfpässe sehen wollte, weder in Papierform noch digital. Warum zum Teufel haben wir die dann, warum wurden Millionen ausgegeben, um digitale Impfnachweise zu erstellen, wenn sie an den Grenzen niemand sehen will? Wir waren „wütend“, doch das legte sich allerdings schnell wieder. Die ganze Grenzkontrollprozedur hatte gerade mal 20 Minuten gedauert.

Unterwegs in Ungarn

Nun waren wir also wieder in Ungarn. Serbien, Rumänien, Moldau, Transnistrien und wieder Rumänien lagen hinter uns. Wunderschöne und interessante Länder, die allesamt die Reise wert waren.

In Ungarn mussten wir nun unsere Uhr wieder eine Stunde zurück stellen, was ein etwas früheres Hereinbrechen der Dunkelheit bedeutete. Also schauten wir, einen guten Stellplatz zu finden, was uns abseits der Hauptstraße hinter einer Eisenbahnlinie auf einer großen Wiesenfläche auch gelang.

Gefahrene Kilometer: 305 km

Landkarte: Abschied von Rumänien

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