Georgien - Fünfzehnter Tag, Montag (Ostermontag) 21.04.2025
Beate am Steuer – Chaosfahrt
Wir hatten eigentlich genug von Batumi gesehen, mehr Tage wollten wir hier nicht verbringen, denn so groß ist die Stadt nicht.
So verließen wir vor halb elf den Parkplatz und wendeten uns dem ersten Ziel außerhalb Batumis in Georgien zu. Beate hatte in der Nähe auf einer Höhe eine Kirche ausgemacht, von der aus man einen guten Blick auf die Stadt hat.

So ging es denn mit ihr am Steuer – immer, wenn es eng wird, sitzt sie dahinter – eine schmale und kurvenreiche Straße bergan. Dann viele parkende Autos rechts und links am Straßenrand. Wir passierten einen Friedhof und in Georgien ist es Brauch, dass die Angehörigen am Ostermontag mit Essen und Wein bewaffnet ihre Toten auf dem Friedhof besuchen und dort an den Gräbern ein Picknick veranstalten. Zuguterletzt lassen sie noch etwas für ihre Verstorbenen übrig.
Wir quälten uns mit unserem großen Fahrzeug zwischen den parkenden Wagen durch und fuhren weiter. Irgendwie aber verpassten wir den richtigen Abzweig zur Kirche, zu der wir ohnehin nicht hätten mit dem Wohnmobil fahren können und landeten ganz woanders. So versuchten wir dann die Kirche zu Fuß zu erreichen, aber erstens war es viel zu weit und zweitens lag sie noch wolkenumspielt da. Also zurück und wieder den Berg hinuntergefahren.


Dann kam die Stelle am Friedhof. Noch mehr Autos parkten dort und eine lange Schlange drängte von unten nach. Wir saßen erstmal fest, nichts ging mehr. Freundliche Georgier halfen uns dann und gaben Handzeichen, lotsten uns millimetergenau an den parkenden und im Gegenverkehr stehenden Fahrzeugen vorbei.
Doch wir kamen nicht recht vorwärts. Es wurde immer schlimmer. So blieb uns nicht übrig, als eine kurze Auffahrt hinauf zu fahren, in die sich schon ein anderes Auto geflüchtet hatte. Nun erstmal warten, ob sich das Chaos irgendwie auflöst.
Zwar sind die Georgier freundlich, aber als Autofahrer recht rücksichtslos.
Nachdem kein Wagen mehr den Berg hinauf kam, konnten wir weiter, doch schon wurde es wieder eng und rechts ein tiefer Graben. Doch die Gelassenheit und Geduld der Georgier half auch hier, niemand war etwa ärgerlich ob des blöden deutschen Wohnmobils, dass sich hier am Ostermontag auch noch zum Friedhof quälen muss. Alles ging gelassen vonstatten und irgendwann hatten wir das Chaos hinter uns gelassen. Beate hatte die Hosen dicke voll.
Die Küste entlang zum einstigen Badeparadies
Nun ging es problemlos weiter, immer an der Küste des Schwarzen Meeres entlang ohne es zu sehen bis zur nächsten etwas größeren Stadt. Hier wieder Verkehrsstau, insbesondere in der Nähe von Friedhöfen. An einer Straße mit Blumenverkaufsständen drängelte es sich wieder, dennoch gelang es uns bis nach Poti durchzukommen, einer größeren Stadt, wo wir noch etwas einkaufen wollten.
Trotz Ostermontag haben hier sehr viele Geschäfte geöffnet und die Menschen müssen arbeiten. Zwar ist Ostern in Georgien der höchste kirchlichen Feiertag, dennoch wird gearbeitet. Bei uns geht kaum noch einer in die Kirche, aber wehe, jemand kommt auf die Idee, einen kirchlichen Feiertag abzuschaffen und dafür arbeiten gehen zu müssen.
Von Poti aus ging es dann weiter nach Anaklia, einem einstigen pompös hergerichteten Badeort, dessen Hotels am Strand und die sonst noch geschaffenen touristischen Einrichtungen dem Verfall preis gegeben sind. Und das alles ist noch gar nicht solange her.
Wir ließen es uns nicht nehmen, über die längste Fußgängerbrücke Europas zu gehen (ja, Georgien gehört nicht zu Europa, dennoch der Vergleich), deren Holzbelag schon arg in Mitleidenschaft gezogen ist. Der berühmte Anaklia Tower am Strand wird in nächster Zukunft so unterspült sein, das er ins Meer stürzt und der schöne aber jetzt brachliegende Aquapark verfällt ungenutzt. Bauruinen großer geplanter Hotels prägen das Bild der Küste. Hier macht niemand mehr Urlaub.
Auf ins Nachtquartier
Wir verließen das Schwarze Meer jetzt für unbestimmte Zeit. Nur noch 23 Kilometer waren es bis nach Sugdidi und wir konnten diesen ersten Reisetag in Georgien beenden.
Der Himmel war anfangs noch sehr grau und bedeckt, doch am Nachmittag in Anaklia zeigte sich dann wieder die Sonne.
Gefahrene Kilometer: 196,8 km
Landkarte: Batumi über Anaklia nach Sugdidi

Interessant, so ein verfallenes Ferienparadies, muss googeln, warum es dort nicht weiterging 🙋🏻♀️