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Nichts geht mehr

Nichts geht mehr auf dem Weg nach Ushguli

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Georgien - Neunzehnter Tag, Freitag 25.04.2025

Regen über Regen

Leider hatte es nach dem schönen Wandertag am Abend angefangen zu regnen und auch in der Nacht nicht mehr aufgehört. Unaufhörlich trommelte es aufs Fahrzeugdach. Was also heute machen. Ich studierte ausführlich die Wetterprognosen, dann entschieden wir uns, den Weg nach Ushguli, dem mit 2200 Metern höchsten bewohnten Dorf zu fahren, gegen Nachmittag sollte es etwas aufklaren..

Ich erkundigte mich noch auf der Polizeistation, ob die Straße frei ist und ob der dahinter liegende Pass Richtung Kutaissi befahrbar ist. Nach Ushguli geht es, der Pass ist aber erst ab Juni geöffnet.

Also ging es los. Wir folgten der Straße raus aus Mestia, immer geradeaus am Flugplatz vorbei und plötzlich waren wir auf einer totalen Schlaglochpiste. Sollte das 42 Kilometer so weiter gehen, bräuchten wir ja Stunden. Ich bat Beate, mal auf dem Navi nachzusehen, ob wir überhaupt richtig sind und siehe da, es war der verkehrte Weg.

Reißender Wasserstrom über die Straße
Reißender Wasserstrom über die Straße

Also wieder zurück und mithilfe des Navi den korrekten Weg durch den Ort und die Straße nach Ushguli gefunden.

Es ging auf guter Betonpiste bei Regen zügig voran. Zwar mussten wir immer wieder einigen Schlaglöchern ausweichen, aber das ist man hier gewohnt.

Dann ein reißender Wasserstrom, der viel Steine mit sich führte direkt über der Straße. Mit etwas Schwung ging es über den lockeren Kies und durch das reißende Wasser hindurch.

Die Straße wird immer schlecher
Die Straße wird immer schlecher

Die Straße schraubte sich unmerklich höher und das Ziel näherte sich. Wir kamen jetzt in Regionen, wo wir recht nah an Felswänden entlangfuhren und immer wieder Steine auf der Fahrbahn lagen. An zwei Stellen dann so große Steine, dass sie erstmal aus dem Weg geräumt werden mussten, damit es weitergehen konnte. Dann plötzlich Ende des betonierten Weges, es wurde eine unbefestigte, mit riesigen wassergefüllten Löchern versehene Piste daraus. Immer wieder Steinbrocken auf dem Weg.

Dann sahen wir in der Ferne einen weißen Wagen stehen und links vom Berghang wie ein Wasserfall kontinuierlich Steine auf die Straße herunter rauschen. Da konnten wir nicht weiter, zudem lagen so große Brocken auf dem Weg, die wir nicht wegzuräumen in der Lage gewesen wären.

und noch schlechter
und noch schlechter

Es geht zurück ins Unglück

Also Ende der Fahrt nach Ushguli, es ging nicht weiter. Wir drehten um und konnten zügig zurückfahren. Ich wollte so schnell wie möglich aus dieser Steinschlaggefahrenzone heraus.

Nach einiger Zeit erreichten wir wieder die Stelle, wo der Gebirgsbach über die Straße läuft, aufgrund des Regens noch reißender als zuvor und noch mehr Steine auf der Straße.

Also durch, doch zu schnell konnte ich nicht fahren, der Wagen schaukelte und zitterte. Ich musste abbremsten und dann plötzlich Stopp, mitten im tosenden Wasser. Die Räder drehten durch, vorwärts wie rückwärts ging es keinen Zentimeter mehr. Wir waren gefangen. Die durchdrehenden Räder schleuderten Dreck und Steine hoch, es hatte keinen Sinn.

Was nun, hier war kaum auf starken Verkehr und schnelle Hilfe zu hoffen.

Wir zogen unsere Gummischuhe an und raus in kalte, schlammige Wasser. Mit Stöcken und einem Spaten versuchten wir, irgendwie den Wagen frei zu bekommen. Da wir im stärksten Strom standen, spülte das Wasser immer mehr Steine unter unseren Wagen, was den Durchfluss behinderte und das Wasser immer höher Richtung Eingangstür steigen ließ.

Beate versuchte verzweifelt, den Wasserstrom umzuleiten, damit er nicht mehr unter dem Fahrzeug hindurchströmt. Ich schaufelte ständig die Steine weg, um einen freien Durchfluss zu schaffen.

Dann sah man, das Wasser lief tatsächlich mehrheitlich hinter dem Auto vorbei.

Ein Mercedes kam, doch die beiden jungen Leute konnten nicht helfen, sie hatten ein Automatikfahrzeug, damit kann man schlecht jemanden anderen herausziehen. Sie versprachen aber, im nächsten Ort Hilfe zu verständigen.

Der Kampf ums Wohnmobil

Wir schafften beide verzweifelt weiter Steine beiseite, doch der Bach brachte immer neue heran. Ich fürchtete um Schäden unter dem Fahrzeug, wir saßen auf und immer mehr Geröll wurde unter das Auto gespült. Wenn jetzt nicht bald Hilfe kommt, könnten wir den Wagen verlieren.

Dann plötzlich drei Fahrzeuge auf einmal, einer fuhr gleich durch, ein Pickup mit zwei Straßendienstmitarbeitern und ein anderer Wagen mit japanischen Touristen hielten an.

Man wollte versuchen, den Wagen rückwärts rauszuziehen, doch da ist als Befestigungsmöglichkeit nur die Hinterachse, und die würde sicherlich abgerissen werden.

Ein riesiger Sattelschlepper mit Planierraupe darauf kam, doch der LKW-Fahrer winkte ab und fuhr weiter. Er hätte uns doch locker rausziehen können.

Der Versuch der Bergung durch den Pickup klappte nicht, das Wohnmobil bewegte sich keinen Zentimeter.

Dann fuhren auch die Männer davon, doch der Tourguide der japanischen Gruppe sagte mir, die Männer würden in einer Stunde mit einem Traktor wiederkommen und uns rausziehen.

Es gab also Hoffnung.

Dennoch setzten wir unseren Kampf gegen das Wasser fort und wir schaffen es auch ziemlich gut, es vor und hinter dem Fahrzeug umzuleiten.

Rettung ist da

Nach noch nicht einmal einer Stunde tauchte plötzlich ein riesiger Radlader mit dem Fahrer des Pickups am Steuer auf. Wir waren gerettet.

Der Fahrer setzte das Arbeitsgerät vor unser Wohnmobil, ich befestigte den Bergegurt und im Nu ging es aus dem Kies hinaus auf festen Boden. Wir waren erleichtert und glücklich.

Der Retter in der Not bekam drei Fläschchen von unserem Schnapsvorrat, dann machte er sich daran, mit dem Radlader den Kies von der Straße zu schieben. Unsere mühevolle Arbeit in Sekunden zerstört.

Nun hieß es erstmal, das Wohnmobil etwas zu säubern, und da es aufgehört hatte zu regnen und sich sogar die Sonne etwas zeigte, beschlossen wir umzudrehen, und es nochmal Richtung Ushguli zu wagen. Wir können es einfach nicht lassen. Die Planierraupe hat sicherlich den Weg freigeschoben.

Wieder umkehren

Doch als wir an der Stelle ankamen, an der wir das erste mal umgedreht hatten, sahen wir an einer Steigung die Planierraupe arbeiten und es warteten Fahrzeuge. Irgendwann war die Raupe weg und der Pickup mit den Straßenarbeitern kam zu uns und deutete an, das es nicht möglich war, weiterzufahren. Inzwischen waren hinter uns noch zwei PKW hinzugekommen, alle mussten umdrehen.

Das wars mit Ushguli.

Belohnungsessen

Zurück in Mestia fuhren wir erstmal zu einer Tankstelle mit Hochdruckwaschanlage und säuberten das Fahrzeug vom Schlamm und Kies. Dann nahmen wir wieder unseren Stellplatz beim Rathaus und der Polizeistation ein und beschlossen, zur Belohnung heute Abend ins Restaurant zu gehen.

Wir hatten zwar nicht viel gesehen aber sehr viel erlebt. Beate hatte großartiges geleistet und nur als Team kann man solche Situationen meistern

Gefahrene Kilometer: 113,8 km

Landkarte: Mestia nach Uschguli

Dieser Beitrag hat 3 Kommentare

  1. Ingo

    Ist eben ein ABENTEUER-Urlaub! Ist ja noch gut ausgegangen. Mehr solcher Abenteuer wünsache ich euch nicht!

    1. Beate

      Da hast du uns aus der Seele geschrieben. So wie es jetzt aussieht wird das Wetter besser. Aber es ist wie bei uns mal Regen mal Sonne.

  2. Sieker-Hoppmann, Ruth

    Oh je 🤦🏻‍♀️ das ist ja nochmal glimpflich ausgegangen.
    Manchmal braucht es auch etwas Glück 🍀 im Leben 😘😘

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