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Khatski-Kloster in der Abendstimmung

Bergbaustadt und Felsenkloster

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Georgien - Dreiundzwanzigster Tag, Dienstag 29.04.2025

Weltkulturerbe, das keines mehr ist

Endlich mal strahlender Sonnenschein am Morgen und blauer Himmel. Ob das den ganzen Tag so sein wird? Nun, erstmal freuten wir uns, frühstückten wie immer und dann ging es los, vorbei an den typisch sowjetischen Bauwerken am Eingang des großen Parks der ehemaligen bedeutenden Kurstadt Tschkaltubo, die heute nur noch vom einstigen Glanz träumen kann.

Vorderansicht der Bagrati-Kathedrale
Vorderansicht der Bagrati-Kathedrale

Nicht weit war es bis zur drittgrößten Stadt Georgiens, Kutaisi. Hier fuhren wir zunächst steil bergauf zur Bagrati Kathedrale, die als riesiges Bauwerk im Reiseführer beschrieben wurde. 

Da haben wir schon größere Kirchen gesehen. Die Kathedrale wurde erst 2012 wieder komplett fertiggestellt, nachdem sie seit 1692. in Trümmern lag. 

Man hat allerdings, vielleicht aus Geldmangel, nicht alles wieder originalgetreu hergestellt, sondern mit moderneren Mitteln wie Stahlsäulen und einem Aufzug in einem kastenförmigen Anbau den Bau vervollständigt. 

Das führte dazu, dass die UNESCO, die vorher die Ruine als Weltkulturerbe eingestuft hatten, nun den fertigen Kirchenbau wieder von der Liste nahm. So ist das halt mit dem Denkmalschutz.

Große Stadt und kleiner Kern

Wir suchten uns in Kutaisi einen guten Parkplatz ohne Gebühren und der Gefahr des Abgeschlepptwerdens und gingen dann ins Zentrum. 

Hier waren auf engstem Raum alle wesentlichen Sehenswürdigkeiten versammelt. Der große Boulevardpark wurde gerade komplett umgegrabenen und auf die kommende Saison mit neuen Pflanzen und Bäumen vorbereitet, daneben der große Platz mit dem Kolchisbrunnen mit goldenen Pferden und anderen Tieren darauf, auch er wurde einer Reinigung unterzogen. 

Dahinter das Meskhishvili Theater und auf der anderen Seite des Parks das Opernhaus, das auch in anderen Umständen zu sein schien und Baustelle war.

Gegenüber des Opernhauses ein typisch sowjetisches Denkmal, wahrscheinlich gerichtet an Theaterschaffende, doch es sah ziemlich erbärmlich aus, beschmiert und heruntergekommen. 

Hier kümmert man sich nicht mehr um die sowjetischen Hinterlassenschaften, entfernt sie aber auch nicht. Die Georgier haben hier immer noch ein recht gespaltenes Verhältnis zu ihrer fast 70 jährigen kommunistischen Vergangenheit.

Übers Land zum Kloster und der Bergbaustadt

Wir verließen Kutaisi über kleine, enge Straßen, hier hatte uns Google wieder mal den kürzesten, aber nicht unbedingt besten Weg gewiesen. 

Ziel war das Kloster Gelati, doch vorher bogen wir noch ein Richtung des angezeigten Klosters Motsameta ab. Am Ende der Straße ein kleiner Parkplatz auf dem ein gelbbewesterter Mann Parkgebühren abkassierte. Da wir nur 100 Meter vorher einen riesigen neu angelegten Parkplatz gesehen hatten, fuhren wir auf den und sparten uns so einige Lari.

Das Kloster selbst ein kleiner Kirchenbau auf einem Felssporn oberhalb des brausenden Flusses Tskaltsiteli. In der Kirche war der Priester gerade damit beschäftigt, Wein und Brot und andere Gaben, die ihm zwei ältere Frauen gebracht hatten zu segnen. Dann trug eine Frau den Korb heraus in die Speisekammer des Klosters, nicht ohne jedoch noch schnell zwei Brötchen herauszunehmen und sich selbst einzustecken.

Motsameta Kloster
Motsameta Kloster

Als wir dann zu unserem Auto zurückkehrten, wollte der Kerl doch Parkgebühren von uns, obwohl wir doch gar nicht auf dem vorderen Parkplatz standen. Wir gingen zu unserem Wagen und er kam hinterher, immer mit der Forderung „Parking, parking“, doch wir kümmerten uns nicht darum, stiegen ein und fuhren ab. 

Hier ist es oft so, dass sich jemand eine gelbe Weste überzieht, ein Schild mit Parkgebühren malt und dann von den Autofahrern abkassieren will, obwohl das Parken gar nicht kostenpflichtig ist. Also nicht abzocken lassen.

Dann ging es weiter, in der Ferne sahen wir das Kloster Gelati, ein sehr bedeutendes Kloster des Landes, doch es war komplett eingerüstet und somit wohl nicht zugänglich. Also ließen wir einen Besuch fallen, fuhren erneut, diesmal auf besseren Straßen, durch Kutaisi und Richtung Chiatura, der alten sowjetischen Bergbaustadt.

Das Wetter war herrlich und wir genossen die Fahrt. Unterwegs noch einmal Wasserfassen, dann rollten wir kurvige Straßen hinunter in die Stadt Chiatura. 

Hier waren zu Sowjetzeiten über 70 Seilbahnen für Personen- und Materialtransport in Betrieb, da die Stadt in einem Kessel liegt und die Wohn- und früheren Bergbaubereiche auf der Höhe liegen während sich das Stadtzentrum im Tal am Fluss befindet. Heute sind nur noch vier neue Seilbahnen in Betrieb und wir gönnten uns für je 50 Tetri eine Fahrt mit der einen Bahn nach oben und mit einer anderen wieder runter.

Kleinstes Kloster auf hohem Felsenturm

Ich sah auf Google Maps, wo wir alle unsere Besichtigungspunkte gespeichert hatten, dass 11 Kilometer vor der Stadt noch das Khatski-Kloster auf einem Felsenturm eine Besichtigung wert sei. Wir sind auf dem Weg in die Stadt an den Wegweisern vorbeigefahren, ohne zu ahnen, was wir verpassen, wenn wir nicht einbiegen.

Also jetzt zurück. Dieses kleine Klostergebäude befindet sich auf einem 40 Meter hohen Felsenturm sehr prägnant aus grünem Wald emporragend. Am Fuße des Felsens eine kleine Kapelle und ein Museum mit obligatorischem Souvenirladen. 

Leider darf man nicht mehr die lange eiserne Leiter hochklettern auf das kleine 10 x15 Meter große Plateau, auf dem zwei Gebäude stehen, nur noch Mönchen ist das erlaubt. Aber deswegen extra Mönch zu werden ist es dann doch nicht wert.

Beate sah auf der Karte noch einem Punkt markiert, von dem aus man das Kloster von oben sehen könnte. Also dorthin gefahren, hätte sie gewusst, welche Straße da unter die Räder genommen werden musste, hätte sie den Vorschlag nicht gemacht. Aber mir macht das nichts aus und unser Wagen musste schon andere Strecken bewältigen. Der Abstecher hatte sich gelohnt, sehr schöne Bilder konnte man nun von oben vom Kloster auf seiner steinernen Säule machen.

Dann ging es zurück nach Chiatura, die Sonne senkte sich schon und verschwand hinter den Bergen, wir hatten diesen wunderschönen Tag bis zuletzt ausgekostet.

Hoch hinauf ging es durch die Stadt, bis wir nahe einer Seilbahnstation auf einem großen Parkplatz unser Nachtquartier beziehen konnten.

Gefahrene Kilometer: 135,3 km

Landkarte: Kutaisi zum Felsenkloster

Was mag dieses Schild wohl bedeuten?
Was mag dieses Schild wohl bedeuten? Ein Hinweis, dass in diesem Gebiet blinde Menschen wohnen.

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