Georgien - Siebenundzwanzigster Tag, Samstag 03.05.2025
Anhand der Wetterprognose hatten wir eigentlich geplant, am Sonntag von Tiflis aus nach Stepansminda hoch im Norden kurz vor der russischen Grenze zu fahren, um dort dann am Montag bei Sonnenschein die berühmte Gergetier Dreifaltigkeitskirche zu besuchen.
Dieses Kirchlein hoch auf einem Berg vor der Kulisse der schneebedeckten Bergriesen des Kaukasus ist eines der meistbesuchten Sehenswürdigkeiten Georgiens und zudem das meistfotografierte Gebäude. Sie ist in jedem Prospekt und auf jedem Werbebild für Georgien zu sehen.
Doch der Blick heute morgen aus dem Fenster zeigte strahlenden Sonnenschein und auch in den Bergen bei Stepansminda versprach die Wettervorhersage Sonnenschein. Also kurzentschlossen entgegen der Planung – Planung ist alles, der Plan ist nichts – schnell gefrühstückt, alles zusammengepackt und Tiflis verlassen. Sehenswürdigkeiten unterwegs wie das Kloster bei Mzcheta ließen wir aus, vielleicht auf der Rückfahrt.
Bei Sonnenschein tief hinein in den Kaukasus
Die Fahrt verlief sehr angenehm auf der gut ausgebauten alten Heerstraße. Am Zhinvali Stausee trafen wir auf die mittelalterliche Befestigungsanlage Ananuri. Hier viele Kleinbusse und Taxen sowie entsprechend viele Besucher. Natürlich durften auch die zahlreichen Souvenierbuden und Essenstände nicht fehlen.
Wir hielten nur kurz an, machten ein paar Fotos und sparten uns den Besuch – mittelalterliche Festungen gib es auch bei uns.
Dann ging es weiter immer tiefer und höher in die Berge hinein. Irgendwann dann wurde die bisher sehr gute Straße immer schlechter, immer öfter mussten wir langsam über unebene Strecken fahren, über die sich auch hunderte Lastwagen von und nach Russland quälten.
Der gesamte Warenverkehr von der Türkei, Armenien, Aserbaidschan, Usbekistan und anderen östlichen Ländern nach Russland und von dort in diese Länder muss hier durch.
Durch die extremen Temperaturunterschiede im Winter und Sommer leidet die Straße natürlich sehr. Überall wird gebaut und ausgebessert, aber man kommt kaum nach.
Gudauri Panorama
Je höher wir kamen, umso mehr Wolken zeigten sich am Himmel über den Gipfeln. Vor dem Wintersportort Gudauri, der ohne Schnee genauso hässlich ausschaut wie österreichische Wintersportorte im Sommer, schraubte sich die Straße in vielen steilen Kehren bergauf.
Kurz vor der höchsten Stelle, dem Kreuzpass dann linker Hand das Gudauri Panorama. Eine halbrunde Mauer mit bunten Mosaiken aus der russischen und georgischen Geschichte in der bekannten sowjetischen patriotischen Darstellungsweise, die den Georgiern irgendwann mal von den Russen geschenkt worden ist.
Sehr gefreut werden sich die Georgier darüber nicht haben und deshalb wird es wohl auch nicht sehr gepflegt. Auch das Gelände drumherum war ziemlich dreckig und heruntergekommen. Hier natürlich auch Buden für alles mögliche, dazu die Möglichkeit, mit kleinen Geländefahrzeugen durch den Schlamm zu donnern oder auf dem Rücken von Pferden eine Runde zu drehen.
Von der Panoramawand aus hat man allerdings einen phantastischen Blick tief runter in eine Schlucht. Viele Russen waren hier und etwas unterhalb des Panoramas befand sich im Freien eine kleine Bar mit hochprozentigen Alkoholika, woran sich die Russen, aber wohl auch Türken kräftig bedienten.
Über den Kreuzpass
Wir fuhren weiter, es ging noch etliche Meter höher auf 2342 Meter, dann wieder hinunter. Die Straße war an zwei Stellen von Lawinen verschüttet, doch gerade dort waren auch Tunnel, sodass man die blockierte Straße umfahren konnte.
Die Tunnel sind stockdunkel und zudem mit schlechtem Straßenbelag versehen, man war froh, wenn man unbeschadet da durch war. Wir fuhren in ein breiteres Tal und erreichten den Ort Stepansminda. Hoch oben auf dem Berg unser Tagesziel, in der Sonne leuchtend.
Jetzt noch wenige Kilometer über enge Serpentinen und wir hatten den großen Parkplatz unterhalb der Dreifaltigkeitskirche erreicht. Ein Sehnsuchtsort von mir, von dem ich jahrelang ein Bild in meiner Büroaktentasche bei mir trug. Jetzt waren wir da.
Natürlich auch entsprechend viele andere Leute, hauptsächlich Russen und Südkoreaner. Erstaunlicherweise waren hier aber außer einem kleinen Kirchenlädchen keine der sonst üblichen Souvenir- und Essenstände. Dieser Ort ist davon verschont geblieben.
Das Wetter war so, wie ich es mir für diesen Ort erträumt hatte. Allerdings wehte an der Kirche ein kalter Wind, doch das ist in den Bergen nun mal so.
Wir besuchten das Kirchlein, sahen uns drumherum alles an und genossen den Ort und unser Hiersein. Wir hatten heute morgen genau die richtige Entscheidung getroffen.
Richtung Grenze in den Regen
Da es noch recht früh am Nachmittag war schlug ich vor, noch ein paar Kilometer weiter Richtung russische Grenze zu fahren.
Das Tal wurde enger, die Straße noch übler, aber wo die LKW durchkommen kommen wir auch durch. Leider zeigten sich je weiter wir in das immer enger werdende Tal kamen immer mehr tiefhängende Wolken, in die wir dann auch hineinfuhren.
Am Darialikloster dann unser Stopp. Hier liegt nur wenige hundert Meter entfernt der georgische Grenzposten, der russische noch zwei Kilometer weiter hinten im engen Tal.
Vor der Kontrollstelle stauten sich erstmal die LKWs, doch es ging eigentlich recht zügig durch. Allein die nicht abreißende Schlange von großen LKWs machte uns nachdenklich.
Was wird hier alles, z.T. sicher sinnlos, hin und her transportiert? Man könnte fast glauben, die Russen hätten nichts. Aber die meisten LKWs, die sich hier zur russischen Grenze quälen, kommen aus Armenien, Usbekistan und der Türkei. Da kann man doch glatt auf die Idee kommen, dass aus diesen Ländern alles das nach Russland geliefert wird, über das die tolle EU ihre Sanktionen verhängt hat.
Andererseits führt der irrsinnige Warenverkehr per LKW dazu, dass in Tiflis Milch aus Polen verkauft wird, als ob es in Georgien keine Kühe gäbe. Dazu war die polnische Milch billiger als die georgische. Was für ein Wahnsinn.
Weinprobe im Kloster
Wir bogen auf den Parkplatz am Kloster ein und parkten. Weiter ging es nicht. Während ich mich schon etwas vom Wohnmobil entfernt hatte, kam ein junger Mönch auf Beate zu und interessierte sich für unsere Flaggenaufkleber am Wagen. Als ich dazu kam, lenkte er das Gespräch auf Wein und dass im Kloster selbst auch Wein produziert würde. Er bot uns eine kleine Weinprobe an und wir verköstigten zwei herrliche Rotweine und einen supertollen, halbsüßen Weißwein. Die bisher probierten Weißweine waren uns alle fast zu trocken.
Jeweils eine Flasche der probierten Weine wanderten in unseren Wohnmobilweinkeller.
Dann schauten wir uns noch etwas das erst 2011 fertiggestellte Kloster mit Kirche an und bezogen, als es zu regnen anfing, unsere Behausung.
Der LKW – Verkehr auf der nahegelegenen Straße ebbte nicht ab. Leider ging das auch die ganze Nacht so, zudem prasselte der Regen auf das Dach, sodass es nicht leicht fiel, guten Schlaf zu finden.
Gefahrene Kilometer: 174,9 km
Landkarte: Von Tiflis in den Kaukasus
Ihr seid nicht über die Grenze nach Russland 🇷🇺 gefahren, seid nur nahe der Grenze?
Tolle Berglandschaft 😊
Ach ja…. Polskie mleko jest pyszne 😋