Türkei– Neunundsiebzigster Tag, Dienstag, 24.06.2025
Ballonalarm
Um 05:15 Uhr riss uns der schrille Ton meines Smartphones aus dem Schlaf. Ich hatte den Wecker so eingestellt, da wir heute morgen Heißluftballone in Pamukkale beobachten wollten. Zu hören war nichts und aus dem Fenster konnte ich auch nichts erkennen. Also wieder ins Bett.
Doch dann recht lautes, eintöniges, helles Motorengeräusch, irgendwas war da draußen los. Beim erneuten Blick aus dem Fenster sah ich zwei Ballonhüllen halb gefüllt am Boden und erste Ballons heranschweben.
Sie kommen. Schnell in Hose und Hemd gehüpft und raus, weit war es nicht zum Startplatz. Dort wurden gerade zwei Ballone startklar gemacht. Mit großen Ventilatoren, die dieses helle Motorengeräusch erzeugt hatten, wurde Luft in die Hülle geblasen, die dann mit dem Gasbrenner erwärmt wird, damit sich der Ballon aufrichtet. Nicht lange dauerte es, bis die Passagiere in den Korb klettern konnten und der Ballon abhob.
Eine Anzahl weiterer Heißluftballone schwebte über uns hinweg und direkt über die Kalksinterterrassen. So viele wie in Göreme waren es nicht, aber dennoch gab es ein schönes Bild.
Der frühe Tourist ist ziemlich allein
Da wir nun schon wach waren, richteten wir uns für den Besuch auf den Kalkterrassen. Ab 08:00 Uhr wurde das Südtor geöffnet, wenn wir früh da sind, kommen wir nicht in den Massenandrang.
Zügig passierten wir die Kasse, dass es hier wieder für Touristen überteuert zugeht, muss nicht erwähnt werden, doch diesmal zahlten wir den Preis, schließlich waren wir nur deswegen hier.
Am Beginn der Kalkterrassen muss man die Schuhe ausziehen, es darf nur barfuß gelaufen werden, um die Strukturen nicht zu beschädigen.
Ohne Gedränge und mit wenig anderen Besuchern liefen wir langsam den ansteigenden Weg hoch, ließen uns viel Zeit für Fotos und stiegen mit den Füßen in das eine oder andere wassergefüllte Becken. Von einem anderen Eingang aus kamen Besucher von oben herab, blieben aber mehrheitlich in dem Bereich, wo warmes Wasser einen Kanal hinabfließt und wo es in einem der angelegten Becken steht.
Auch hier natürlich wieder diese unsäglichen Modellfotos von posierenden jungen Frauen und Männern. Aber auch ältere machen das jetzt schon und hier in erster Linie Koreaner, die in Massen anzutreffen waren. Fast kam man sich wie in Asien vor.
Zu den uralten Griechen
Oben am Ende des Weges über die Kalkterrassen angekommen konnte man nun die Überreste der antiken griechischen Stadt Hierapolis besichtigen. Das Gelände ist allerdings riesig, sodass wir nicht überall hin gingen, zumal die Temperaturen kontinuierlich anstiegen.
Aber das Grab des als Märtyrer gekreuzigten Apostels Philippus mussten wir auf einer Anhöhe besuchen. Philippus selbst war nicht mehr anzutreffen, obwohl sein Grab erst 2011 entdeckt wurde.
Dann ging es über weite Wiesenflächen wieder hinunter zum sehr gut restaurierten Amphitheater. Erst 1957 begann man mit den Ausgrabungen der Stadt, federführend durch italienische Archäologen mit Unterstützung türkischer Behörden und viel ausländischem Geld. Die Arbeiten auf dem gesamten Areal sind immer noch nicht abgeschlossen.
Viele Besuchergruppen waren unterwegs, in erster Linie aus Russland, aber auch aus Italien. Die Russen sind in diesem Teil der Türkei äußerst stark vertreten.
Zu mehr Besichtigungen hatten wir keine Lust, es wurde zu heiß. So gingen wir dann zum oberen Einstiegspunkt auf die Kalkterrassen zurück und liefen nun durch die inzwischen stark angewachsene Besucherzahl zurück zum Eingang und dann zum Auto.
Spätes Frühstück und kein Bad im heißen Wasser
Jetzt gab es erstmal ein ausgiebiges und gutes Frühstück, besonders der Kaffee tat jetzt gut. Dann noch etwas „Haus- und Büroarbeit“, ehe wir nach 13:00 Uhr aufbrachen zu neuen Zielen.
Wir hatten gelesen, das es ganz in der Nähe im Ort Karahayit auch heiße Quellen geben soll, ganz umsonst und kaum bekannt, daher wenige bis gar keine Touristen. Die sogenannten roten Quellen sind eine eigenständige warme Quelle mit einer einzigartigen Mineralmischung. Dadurch sieht das Wasser rot aus und hinterlässt einen rostfarbenen Travertin. Zudem soll der Schlamm wie das Wasser eine heilende Wirkung haben.
Wir fuhren hin, stiegen ein paar Stufen zu den Wasserbecken auf und sahen leider sehr unappetitliche Brühe, in die man sich ungern hineinbegibt. Aber kurz die Füße eintauchen geht.
Doch das Wasser war so heiß, dass man noch nicht einmal mit den Füßen darin herumlaufen konnte, mit 58 Grad kommt es aus der Erde, viel zu heiß zum Baden. So packten wir unsere Badesachen gar nicht erst aus sondern gingen gleich zurück zum Wagen.
Endziel heute: Schattenplatz bei Akhisar
Dann ging es weiter, heute nur noch Strecke, soweit wir Lust haben. Die Straßen waren äußerst schlecht, eigentlich ungewöhnlich für die Türkei. Der Wagen wurde durchgerüttelt, dass ich Angst bekam, er fällt auseinander.
Wir kamen in das Tafeltraubenanbaugebiet und unendliche Felder mit Weinstöcken rechts und links begleiteten uns über mehr als 50 Kilometer. Das hier natürlich auch viel Wasser benötigt wird, damit wir große, dicke Tafeltrauben aus der Türkei essen können, versteht sich von selbst. Was das für ökologische Folgen hat, sahen wir etwas später.
Auf dem Navi war eine große blaue Fläche eingezeichnet, der Marmara See. Doch rechts der Straße, wo er sein sollte, nur ödes Grasland wie in der afrikanischen Savanne. Klimawandel ( der böse, böse Klimawandel) und Bewässerungsprojekte (wohl eher die) führten dazu, dass der See in den 2020er Jahren komplett austrocknete.
Dafür sieht man jetzt öfter Pumpen, die das Grundwasser nach oben holen, um die ganzen Rebstöcke und Olivenbäume, die hier auch in Massen stehen, zu bewässern. Nur Allah weiß, wie lange das gut geht.
Wir mussten mitten durch die Stadt Akhisar, um unseren Stellplatz etwas östlich außerhalb anfahren zu können. Es war noch nicht sehr spät, doch hier fand sich ein Platz mit Schatten spendenden Bäumen, unter die wir uns stellten. Hinzu kam ein erfrischender Wind, sodass wir gut draußen sitzen und unser Feierabendbier trinken und dort auch unser Abendessen zu uns nehmen konnten.
Gefahrene Kilometer: 190,3 km
Landkarte: Pamukkale nach Akhisar
Tja, nicht immer alles nur Klimawandel, auch Ausbeutung der Natur durch uns Menschen. Aber es ist dann sicher so, dass der ausgetrocknete See dann den Klimawandel wieder forciert. Das kann irgendjemand bestimmt irgendwann und irgendwie glaubhaft und sinnvoll erklären 😊🤔