Alte Ruinen und das Delta

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Vierunddreißigster Tag - Montag, 06.09.2021

Stürmisch ist`s

In der Nacht kam ein ziemlicher Sturm auf, der am Wohnmobil rüttelte und so manches zum Klappern brachte. Dennoch zeigte sich die Sonne, Regen wird es hier sobald nicht mehr geben, aber auch keine sehr hohen Temperaturen mehr.
Soll mir recht sein, 38° brauche ich nicht. Das gestern ins Auge gefasste Morgenbad fiel somit aus.

Wir machten nach dem Frühstück noch einen Spaziergang am Strand entlang, niemand war da, es scheint, dass die Saison sich dem Ende nähert.
Ringsum waren Bauruinen, angefangene Bauten und wohl gerade fertiggestellte Appartementhäuser zu sehen, einige mit Transparenten „Zu verkaufen“. Hier hatte man sich wohl auf aufkommenden Tourismus eingestellt, doch Corona hat im letzten und diesem Jahr wohl die Saisonen verhagelt.
Ob es nochmal aufwärts gehen wird, bleibt zu hoffen.

Badestrand am schwarzen Meer
Badestrand am schwarzen Meer
Badestrand am schwarzen Meer

Zu den alten Griechen und Römern

Die Fahrt ging weiter durch ziemlich flaches und ödes Land, alles beige-braun, manchmal auch dunkelbraun durch die frisch gepflügten Äcker.
Viele Sonnenblumenfelder bereits abgeerntet, der Mais steht noch gelb vertrocknet. Dazwischen in der Ferne große „Wälder“ von Windrädern. Die sanften Hügel erinnern in ihrer fahlgelben Farbe manchmal an eine Mondlandschaft, mindestens aber an so karge Gegenden wie im Jemen oder Pakistan.
Dazwischen dann grüne Oasen, die vereinzelten Dörfer mit ihrem grünen Baumbestand und den Gärten. Recht hübsch sind sie hier des öfteren, schöne Vorgärten und gepflegte Straßenränder. Die Straßen meist kilometerlang schnurgerade, man muss schon öfter auf`s Navi blicken, will man nicht den Abzweig verpassen.
Der kam dann auch, der Wegweiser wies zur archäologischen Ausgrabungsstätte Histra, der ältesten griechischen Siedlung am Schwarzen Meer, irgendwann nach Christi Geburt von der Römern übernommen und um 700 n.Ch. aufgegeben, weil der Hafen immer mehr versandete.

Obwohl Beate nicht so auf altes Gemäuer steht, schauten wir beide uns die ausgebuddelten Grundmauern der Häuser, Kirchen, Tempel und Thermen an.
Gleich zu Beginn des Rundgangs sahen wir eine Gruppe Archäologen bei der Arbeit und gingen hin. Der verantwortliche Archäologe, der die anderen arbeiten lies, sprach uns auf englich an und zeigte uns dann, was man da gerade ausgrub.
Nicht etwa altes Mauerwerk, nein ein menschliches Skelett lag da noch halb vergraben in der Erde. Hier war man auf einen alten Friedhof der Römer – oder vielleicht Griechen? – gestoßen, hatte schon drei Skelette vorher ausgegraben.
Wir sahen eine Weile zu, es macht einen schon nachdenklich, da ein so vollständig erhaltenes Skelett mit makellosen Zähnen im Oberkiefer zu sehen, das dort vielleicht schon seit fast 2000 Jahren liegt. Jetzt holt man es aus der Erde, den Mann oder die Frau, die mal hier gelebt haben, untersucht es und packt es dann in eine Kiste im archäologischen Institut in Bukarest. Hier wäre es sicher lieber geblieben.

Irgendwo
Weites Land
archäologische Ausgrabungsstätte Histra,
archäologische Ausgrabungsstätte Histra,
Rumänien archäologische Ausgrabungsstätte Histra,
Rumänien archäologische Ausgrabungsstätte Histra,
Rumänien archäologische Ausgrabungsstätte Histra,

Auch hier auf der ganzen Ausgrabungsstätte viele Scheinwerfer und Lampen, gerichtet auf die alten Mauern, aber größenteils kaputt oder ohne Leuchtmittel. Da der Bereich der Ausgrabungen spätestens 19:00 Uhr schließt, bräuchte man zu keiner Zeit Lampen und Scheinwerfer.
Rund um diese Stätte wohnt auch niemand, der sich an beleuchteten Mauern erfreuen könnte.

Wahrscheinlich mal wieder viele EU-Gelder geflossen, die ja irgendwie ausgegeben werden mussten. Klar, dass noch viele Länder in Europa auf eine Mitgliedschaft scharf sind.

Fast eine Bootsfahrt

Ein Stück weiter, im Ort Jurilovca sollte es meinem Reiseführer nach die Möglichkeit des Übersetzens zu einer kleinen Insel mit Bademöglichkeit und einer Kormorankolonie geben.
Das wäre doch was, das könnten wir doch machen. Also kurzerhand am Hafen geparkt und auf eine Gruppe Männer zugegangen, von denen dann auch sofort einer den Preis für eine Überfahrt hin und zurück nannte. Aufenthaltsdauer auf der Insel wie wir wollten.
Hörte sich gut an, wir holten noch schnell unsere Badesachen, dann war der Mann verschwunden. Ich sah ihn etwas weiter weg an einem Kiosk sitzen, sprach ihn an, wir wären dann soweit und er meinte nur, es gäbe Probleme mit seinem Boot, wir sollen jemanden anderes fragen.
Dieser jemand anderes verstand uns aber nicht, sodass wir den Rückzug antraten. Sehr merkwürdig, erst bietet man uns so eine Fahrt an, dann kann man sie aber nicht durchführen. Vielleicht rechnen die gar nicht damit, dass man auf ihr Angebot eingeht.

Also noch etwas einkaufen, ein kurzes Gespräch mit einem deutschen Pärchen mit LKW-Wohnmobil und dann weiter Richtung heutigem Ziel.

Doch zunächst noch der an der Strecke liegenden Burg Enisala einen Besuch abstatten. Aber nur von außen, Eintritt für so ein altes Gemäuer zahlen wir nicht mehr.

Im Schatten der Burg gab es noch einen Kaffee, dann weiter nach Murighiol zum ausgesuchten Campingplatz. Nach einer Woche frei stehen mussten wir mal wieder einen Campingplatz mit seinen Ver- und Entsorgungsmöglichkeiten aufsuchen, auch zwecks Körperpflege.

Burg Enisala
Irgendwo

Camping Dan Fisherman

Eigentlich wollte ich den Campingplatz Lac Murighiol aufsuchen, von ihm hatte ich schon gehört und gelesen, von dort aus werden auch Touren ins Donaudelta organisiert. Also dem Navi nach, dann den Schildern im Ort. Ah, da ist er ja, also eingebogen, eingecheckt und mit der Besitzerin eine Tour für morgen früh ausgemacht. Der Platz war ziemlich gefüllt, vor allem mit deutschen Wohnmobilfahrern. Ich ging dann noch etwas umher und sah nur wenige Meter entfernt auf der anderen Straßenseite das Schild „Camping Lac Murighiol“. Waren wir auf dem falschen Platz. Doch auf dem gegenüberliegenden stand nur ein Wohnmobil während der unsrige sehr gut besetzt war. Ist wohl vielen so ergangen, die von Süden gekommen sind, hat der andere Campingplatzbesitzer wohl Pech gehabt.

Also heißt es nun den Wecker gestellt und früher ins Bett. Morgen 06:30 Uhr geht es ins Delta.

Gefahrene Kilometer: 104 km

Landkarte: Von Constanza ins Donaudelta

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