Schlaglöcher, Grenzer und ein Tankwart

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Achtunddreißigster Tag - Freitag, 10.09.2021

Grenzübertritt Ukraine - Moldawien

Auf dem Parkplatz an der Wasserstelle in Tarutyne, ehemals größte Stadt der Bessarabiendeutschen in der Ukraine, hatten wir uns in absoluter Ruhe von den Strapazen des vergangenen Tages ausruhen können. Erst am morgen kamen die ersten Autos vorbei.

Nachdem die morgendliche Routine erledigt war, füllte ich noch mehrere Gießkannen des frischen Brunnenwassers in den Tank unseres Wohnmobils.
In der Wasserstelle waren drei Ikonen an den Wänden angebracht, vielleicht sollen die den Wasserholer auf seiner weiteren Fahrt über die schlechten ukrainischen Straßen vor allzu großem Unheil bewahren.

Wasserstelle
Wasserstelle in der Ukraine
Wasserstelle

Weit war es nicht mehr bis zur moldauischen Grenze, weit genug, falls wieder so ein Schlaglochdrama droht.
Doch zu unserer großen Freude ging es auf einer wunderschön neu asphaltierten Straße weiter. Allerdings trauten wir der Sache nicht, zu oft hatten wir gestern und vorgestern die allerschlechtesten Erfahrungen gesammelt.
Wie schön es ist, auf so einer guten Straße zu fahren weiß man erst, wenn man das Drama der vergangenen Tage durchgemacht hat.
Leider wurden unsere Befürchtungen war, doch wurde es nicht ganz so schlimm. Lediglich der Ashalt war weg, man fuhr auf unbefestigter Piste, die allerdings ziemlich rauh war. Alles im Wohnmobil rüttelte und schüttelte, am Ende dieser Reise werden wir alle Schrauben am und im Fahrzeug nachziehen müssen.

Im letzten Dorf vor der Grenze wurde es dann nochmal richtig übel. Gänse und Hühner saßen in den Schlaglöchern. Eine wahre Seefahrt stand an. Vor einem kleinen Lebensmittelgeschäft hielten wir an und kauften noch zwei Flaschen ukrainisches Bier, jeweils zwei Liter für insgesamt drei Euro.

Ukrainsche Grenzübergang
Ukrainsche Grenzübergang

Kurz danach sahen wir schon die Grenzanlagen. Jetzt geht es erstmals zur Ausreise. Ist das hier ein offizieller Grenzübergang oder nur für Einheimische?
Zunächst hieß es warten vor dem Schlagbaum der kleinen Grenzstation hier irgendwo im Nirgendwo. Dann hob sich der Schlagbaum, wir konnten vorrücken. Seltsamerweise redeten die Grenzer auf russisch auf uns ein, obwohl sie mitbekamen, dass wir nicht verstanden.

Erstmal wurde Lumpi, oder hier vielleicht Bello, der Drogenhund rund um unser Fahrzeug geschickt. Dann durfte er an allen Klappen riechen und in allen Fächern schnüffeln, zuletzt im Innenraum.

Üblerweise mussten wir unser gut verschnürtes Boot auf dem Fahrradträger, für das sich bisher niemand interessierte, herunterlassen und die Tasche öffnen, damit der Hund auch hier seine Nase reinstecken konnte.
Dann kam die Sichtkontrolle durch den Grenzer, er schaute überall mal kurz hin, wenn er es für in Ordnung befand, kreuzte er die Arme und ab zum nächsten Schrank oder Fach. Nun, wir hatten weder Drogen noch Waffen noch sonst irgend etwas Beanstandungsfähiges. Nun bitte die Pässe und den Fahrzeugschein.

Im Büro füllte der Grenzer einen Zettel aus, den ich unterschreiben musste. Was der beinhaltete, weiß ich natürlich nicht, kann kyrillisch zwar wie ein Erstklässler lesen aber nicht verstehen.

Nun mit den Pässen und dem Fahrzeugschein zum nächsten Fenster, hier wurde wieder irgendwas überprüft, der „Kontrol Talon“, den wir auch hier wieder gleich zu Anfang bekommen hatten, mit einem roten Stempel versehen, dann konnten wir endlich weiter. Hatte alles „nur“ 30 Minuten gedauert.

Durch`s Niemandsland ging es auf enger Straße zur moldauischen Grenzkontrollstelle.
Hier erst mal wieder warten. Dann Schlagbaum auf, hinter einen Kleinbus gefahren und wieder gewartet.
Hier wieder die gleiche Prozedur: Lumpi, jetzt vielleicht Rex, um`s Auto, durch`s Auto, fertig. Pässe, Führerschein, diesmal sogar Impfpässe, grüne Versicherungsbescheinigung, Fahrzeugschein eingesammelt. Wieder warten.

Monadischer Grenzübergang
Moldauwische Grenze

Man muss wirklich viel Zeit, Geduld und Ruhe mitbringen, um das alles durchzustehen. Und da gibt es irgendwelche schwachsinnigen Möchtegernpolitiker einer unnützen Partei, die derartiges auch wieder zwischen den EU – Staaten einführen wollen.
Sollen die doch mal hier stehen, ohne Diplomatenpass oder Abgeordnetenprivilegien.

Moldau, endlich sind wir drin

Nach über drei Stunden hieß es dann endlich „Drum bun“ – gute Fahrt, und wir konnten nach Moldau einreisen. Geschafft. Doch das nächste Drama wartete schon auf uns.

In Moldau muss man auch wie in Rumänien eine Vignette kaufen, um die Straßen des Landes benutzen zu können. Die bekommt man hier nicht direkt an der Grenze, wie in Rumänien, sondern muss sie u.a. an Tankstellen kaufen. Also die nächste Tankstelle angefahren.

Wie soll ich dem Tankwart klarmachen, was ich wollte. Irgendwie kam er auf „Vigneta“ und schon ging das Drama los. Anscheinend wusste er nicht so genau, wie er das mithilfe seines Computers machen sollte. Rief also eine Kollegin zu Hilfe. Die musste erst mal telefonieren. Was ist das überhaupt für ein komisches Auto, wie soll das klassifiziert werden. Also wurde mit dem Smartphone ein Bild gemacht und irgendwo hingeschickt. Dann schien es zu klappen.

Die Rechnung hierfür belief sich auf 3700 und noch was Lei. Hmmm, ziemlich viel, aber was weiß ich, wie der der Kurs des moldauischen Lei ist. Also mit Karte bezahlt, den Zettel bekommen und etwas nachdenklich aus dem Kassenhäuschen gegangen.

Im Wohnmobil dann die Ernüchterung, ich hatte 180,-€ für eine Siebenmonatsvignette gezahlt anstatt für sieben Tage. Was nun, ich ging zurück, versuchte klar zu machen, das da was nicht stimmen kann, aber der Tankwart zuckte nur mit den Schultern, er könne nichts machen.
Nachdem Beate hinzu gekommen war, kam auch die Tankstellenkollegin zurück und hatte die Idee, mit google Übersetzer mit uns zu kommunizieren. Sie hatte angerufen, das Geld wird zurückgebucht, aber erst mal wird Mittag gemacht, ein Rückruf ist zugesagt.

Also warten. Die Zeit wollte ich nutzen, um eine Bank in der Nähe aufzusuchen, um die ukrainischen Griwna in moldauische Lei zu wechseln. Doch vor der Bank warteten schon Leute, immer wieder streckte ein Polizeibeamter den Kopf durch die Tür und holte jemanden herein.Dauerte immer furchtbar lang, bis der wieder herauskam.

Kurz bevor ich hätte hereinkommen können, kam Beate und beorderte mich zum Fahrzeug, inzwischen sei alles geklärt und richtiggestellt. Schnell konnte ich noch das Geld bei einer privaten Geldwechslerin umtauschen, allerdings zum gleichen Kurs, wie ich es bei der Bank hätte tun können, dann endlich ging es weiter nach Moldau hinein.

Comrat – Hauptstadt Gagausiens

Erstes Ziel in Moldau sollte Comrat sein, die Hauptstadt des autonomen Gebietes Gagausien. Man spricht es Gaga – usien. Die Gagausen sind eher Russland zugeneigt als der Republik Moldau, sprechen russisch und schreiben auch noch kyrillisch, während im übrigen Moldau, außer im autonomen Gebiet Transnistrien, rumänisch gesprochen und geschrieben wird.

Unterwegs folgten wir noch einem Wegweiser zur Basavin Weinkellerei, bewogen die dortige Angestellte nach einem Gespräch mit dem Direktor zu einer kleinen Weinprobe und erstanden 12 Flaschen leckeren moldawischen Wein für 60,-€.

Irgendwo

Jetzt ging es endlich weiter nach Comrat. Im Reiseführer ist sie als recht bedeutungslos beschrieben, ohne größere Sehenswürdigkeiten.
Einzig die orthodoxe Kathedrale sei einen Besuch wert. Und so hielten wir es denn auch, parkten auf dem großen Marktplatz, umgeben von Geschäften und gingen zur gleich dahinter liegenden Kirche. Die moldauischen und auch die gesehenen ukrainischen Kirchen tragen alle goldglänzende Kuppeln, die das Sonnenlicht wunderschön spiegeln.

Das innere der Kirche eigentlich ähnlich wie bei anderen orthodoxen Kirchen, wohl wurde gerade eine Messe vorbereitet. Das Glockengeläut, eher ein Glockenspiel, hörte sich nett an an diesem sonnigen Nachmittag.

Wir blieben nicht lange in Comrat, inzwischen war es nach fünf Uhr, fuhren bald darauf weiter auf einer schön ausgebauten Nationalstraße nach Norden.
Es ging durch zahlreiche Dörfer, aber eben auf breiter Straße, die besondere Atmosphäre dieser ehemals auch russischen Dörfer kam nicht herüber.

Ziel war die Stadt Hincesti, dort gibt es laut Reiseführer einen Palast des um 1800 reichsten Mannes des Balkans, Manuc Bei. Allerdings wird der Palast als wenig sehenswerte Ruine beschrieben.
Tatsächlich aber wurde er inzwischen hervorragend restauriert und kann besichtigt werden, was wir aber nicht taten, erstens war es schon nach 18:00 Uhr und zweitens sieht so ein Palast im Inneren auch nicht wesentlich anders aus als bisher gesehene Paläste.

Moldavisches Bier

Tagesausklang

Wir beschlossen, in Hincesti einen Übernachtungsplatz zu suchen, auf der Karte war ein See verzeichnet, an dessen Ufer eine Pizzeria sein sollte. Da könnte man ja zum Abendessen Pizza zu sich nehmen.
Also oberhalb des Sees einen schönen Platz angesteuert und dann runter zur Pizzeria. Dort wurde wohl gerade eine Hochzeit gefeiert, es ging recht laut zu und gegen 22:00 Uhr, wir waren schon zurück im Wohnmobil, gab es noch ein kleines Feuerwerk.

Gefahrene Kilometer: 130 km

Landkarte: Von der Grenze durch Moldau

Dieser Beitrag hat 2 Kommentare

  1. Andrea & Peter

    Hallo Beate und Stefan, wir haben gerade beim Frühstück mal in aller Ruhe eure Berichte ab dem Donau Delta gelesen. Mensch, das war ja alles sehr spannend und aufregend!
    Wir bewundern euch echt, dass ihr zwischendrin nicht aufgegeben habt.
    Wir mussten schon ab und zu mal schmunzeln und sind froh, dass wir hier im gediegenen Rumänien unterwegs sind.
    Aber irgendwann wollen wir ja auch mal so eine Tour machen und können dann glücklicherwe
    ise auf eure Erfahrungen zurück greifen.
    Weiterhin alles Gute und liebe Grüße
    Andrea & Peter

    1. Beate

      Liebe Andrea, lieber Peter,
      ja leider mussten wir doch kurz vor unserem Ziel aufgeben, die Straßen waren einfach für unser Wohnmobil zu schlecht.
      Seid gestern sind wir in Transnistrien und auch das ist eine Reise wert. Die Straßen sind zumindest in der Stadt Tiraspol sehr gut. Es ist auch eine sehr moderne Stadt.
      Liebe Grüße
      Beate und Stefan

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