Türkei– Fünfundsechzigster Tag, Dienstag, 10.06.2025
Im alten Hasankeyf
Die gastfreundlichen Türken hatten wie wohl fast alle ihre Landsleute nach dem Grillabend ihren gesamten Müll vor Ort gelassen. Ein für uns unerträgliches Bild, sodass wir uns erbarmten, die Gegend etwas vom Müll zu befreien und deren Kiste mit Abfällen auch noch mitzunehmen, der nächste Abfallbehälter wird sicher nicht weit sein.
Die Niederländer in ihrem Wohnmobil fuhren vor uns ab, ihr Ziel waren die Reste der alten Stadt Hasankeyf, deren größter Teil ja im Stausee versenkt worden ist, sehr zur Empörung der archäologisch interessierten Welt, da die Stadt Altertümer barg, die nun unwiederbringlich verloren sind.
Der Weg dorthin mal wieder schlechte Schotterstraße und Beate saß am Steuer. Es ging zunächst in Serpentinen den Berg hoch, dann wieder herunter zum See, an einer Stelle sehr steil und mit sandigem Untergrund.
Der Zugang zu den Resten des Ortes durch ein enges Tal ist sehr schön hergerichtet worden, mit vielen Bänken und Picknickmöglichkeiten, ein kleines Freizeitparadies, nur eben ist die Anfahrt bis hierhin lang und nicht leicht.
In der Hitze des Vormittags erkundeten wir etwas die Höhlenwohnungen und die Reste der alten Burg. Dann aber wurde es immer unerträglicher und wir kehrten zum Wagen zurück. Hier können wir es in der Kühle der Klimaanlage gut aushalten.
Holprig ging es zurück bis zu der sehr steilen und sandigen Stelle. Mit Schwung ging es hoch, doch der reichte nicht, die Räder drehten durch. Also zurück und mehr Anlauf. Hier nun geriet Beate beim Rückwärtsfahren zu weit nach links auf den erdigen und steinigen Böschungsrand nahe bei einem Strommasten.
Plötzlich ging nichts mehr, die Räder drehten durch, es ging nicht vorwärts und nicht rückwärts. Ich stieg aus und sah das linke Hinterrad in der Luft hängen, der Wagen saß auf einem großen Stein auf. Was nun, hier in der sengenden Hitze, kaum jemand wird hier heute vorbeikommen. Wir sitzen schon wieder fest.
Ich versuchte, noch etwas weiter rückwärts zu fahren, damit wir von dem Stein runter kommen. Etwas ging noch, dann inspizierte ich ihn, ich glaubte, der Wagenheber muss schon wieder her, doch bevor ich damit den Wagen anhob, stellte ich fest, dass der Stein beweglich ist.
Der Wagen saß nicht mehr drauf. Also mit größter Mühe ihn unter dem Fahrzeug rausgeschafft, meine Knie dabei zerschunden, doch er war weg. Nun müsste es rückwärts gehen, den Wagen wieder auf die Straße zu bekommen. Und tatsächlich, wir hatten uns wieder selbst befreit, was für ein Glück.

Das neue Hasankeyf – Disneyland
Wir fuhren erleichtert zurück und ins neue Hasankeyf, eine Retortenstadt mit lauter gleichen, grauen, kastenförmigen Häusern. Ob die Menschen sich hier wohl fühlen?
Am Rand der der neuen Stadt etwas unterhalb einer Reihe von Restaurants und Cafés wurde etwas von der alten, versunkenen Stadt nachgebaut, doch sah das alles sehr künstlich und nach Disneyland aus. Wer soll sich das anschauen, zumal dort niemand wohnt?
Das hätte man auch sein lassen können, das Geld an anderer Stelle sinnvoller ausgeben. Um in diesen Nachbaustadtteil zu kommen, in dem nur einige wenige historische Gebäude wie die Burg oder die Moscheen errichtet wurden, hat man einen Schrägaufzug neben Treppen gebaut, der aber schon längst nicht mehr funktioniert und vollkommen verdreckt und vermüllt ist, obwohl nur wenige Jahre alt.
Wir tranken eine kalte Cola und entfernten uns dann schnell wieder.
Besuch in Midyat
Die Fahrt zur knapp 90.000 Einwohner zählenden Stadt Midyat ging durch immer karger werdende gebirgige Landschaft und man merkte, dass hier tief im Süden der östlichen Türkei wenig Regen fällt. Alles sehr wüstenartig, manchmal erinnerte die Gegend an Bilder aus den weiten Wüstenlandschaften der USA.

Wir fuhren nach Midyat hinein auf einen zentralen Parkplatz, von wo aus man gut die moderneren Geschäfte und Stadtteile als auch die Altstadt erreichen konnte. In der prächtigen Altstadt stehen wunderschöne Herrschaftshäuser mit großen Innenhöfen und alles erinnert sehr an arabische Städte.
Wir stiegen auf die oberste Aussichtsterrasse eines früheren großen Gasthauses, das nun im Besitz der Stadt ist und man einen kleinen Eintrittsobolus zahlen muss. Von hier oben hatte man einen schönen Überblick über diese Altstadt und es kamen Erinnerungen an Sanaa im Jemen hoch oder andere Städte in Pakistan.
Auf vielen der flachen Dachterrassen waren Restaurants oder Cafés, in denen man gut sitzen und etwas der Hitze der Stadt entfliehen konnte.
Tagesende am Steinbruch
Nach diesem Besuch beschlossen wir, heute keine weitere Stadt anzufahren, eigentlich wollten wir noch nach Mardin, doch bei solcher Hitze in einer engen Stadt war uns zu viel.
Wir hatten Bilder gesehen von einer antiken Stadt südlich von Mardin ganz nah an der syrischen Grenze und dorthin ging unsere Fahrt. Die Landschaft wurde immer öder, kein grün mehr an den Berghängen oder in Tal, nur noch sandgelb ringsumher. Wir näherten uns dem äußersten Süden der Türkei an der Grenze zu Syrien, hier fanden wir tiefste Provinz vor.
Etwa zwei Kilometer vor unserem auserkorenen Ziel, dem kleinen Dorf Dara, fanden wir an einem antiken Steinbruch einen guten und ruhigen Platz für die Nacht, nur etwa einen Kilometer von der syrischen Grenze entfernt. Die Lichter einer Stadt am Horizont waren schon die der syrischen Stadt Amude.
Hier in der Weite Mesopotamiens wehte ein lauer Abendwind, sodass es sich bis spät am Abend gut draußen aushalten ließ, bevor wir uns ins heiße Wohnmobil zu einer weiteren heißen Nacht begaben.
Schön dort in der Türkei 🇹🇷 ganz anders als Strandbilder von Antalya 😊🙋🏻♀️