Das Delta und die Einsamkeit

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Fünfunddreißigster Tag - Dienstag, 07.09.2021

Kalt ist`s

Der Wecker klingelte früh um fünf vor halb sechs. In einer Stunde sollte die Fahrt ins Donaudelta losgehen. Schnell ein Frühstück eingenommen, sich warm angezogen und dann zur Rezeption, wo die Frau des Campingplatzbetreibers und weitere Gäste warteten. Es ging mit dem Auto zum Hafen, wo die Boote lagen.

Zu uns ins Boot setzte sich noch ein Ehepaar aus Mannheim, mit dem wir uns sogleich gut verstanden. Der Bootsführer legte ab, der kalte Wind pfiff uns sogleich um Nase und Ohren, der Himmel war an diesem frühen morgen wolkenlos blau.
Gut, dass die Frau vom Campingplatz mir noch dringend empfohlen hatte, eine dickere Jacke als meine dünne Strickjacke mitzunehmen. Ich hätte die vier Stunden auf dem Wasser vor Kälte nicht genießen können.

Im Delta

Kurze Zeit nach dem Ablegen fuhren wir in den Sankt-Georgs-Arm ein, den südlichsten der drei Donauarme, die ins Schwarze Meer fließen.
Der nördliche Arm, der Chila-Arm bildet die Grenze zur Ukraine und ist eigentlich der Hauptarm der Donau, der mittlere Arm, der Sulina-Arm ist ein Abzweig des südlichen Sankt-Georgs-Arm, aber der Einzige, an dessen Ende eine Stadt an der Schwarzmeerküste liegt.
Hier und am Strand am Ende des Chila-Arms befinden sich Kilometer-Null-Markierungen, hier fängt die Donau an oder hört sie auf.
Merkwürdigerweise werden die Kilometerangaben bei der Donau von der Mündung aus gemacht, normalerweise ist bei Flüssen die Quelle beim Kilometer Null.

Donaudelta Bootsfahrt
Sonnenaufgang im Donaudelta
Donaudelta Bootsfahrt
Das Wasser ist sehr warm
Donaudelta Bootsfahrt

Durch enge Wassersträßchen fuhren wir in einen riesigen See ein, umgeben von dichtem Schilfrohr und zum Teil bedeckt mit seerosenähnlichen, gelb blühenden Pflanzen mit mohnähnlichen Fruchständen.
Viele Vögel, angefangen von Möven, Grau- und Silberreihern bis hin zu Kormoranen flogen umher oder saßen am Ufer und in Bäumen oder auf Ästen im Wasser. Herrliches helles Morgenlicht schuf eine bezaubernde Landschaft, wir alle waren begeistert.

Donaudelta Bootsfahrt
Die Blaue Donau
Donaudelta Bootsfahrt
Donaudelta Bootsfahrt

Pelikane

Es ging durch einen recht engen Kanal, rechts und links hohes Schilfrohr und Bäume, deren Wurzeln durch Wasser ziemlich freigelegt waren und an Mangrovenwälder erinnerten.
Einfahrt in einen weiteren See, und schon in der Ferne große Mengen an Vögeln zu sehen. Viele kamen herangeflogen, alle hintereinander über das Schilfrohr hinunter auf die Wasseroberfläche.
Es erinnerte an Kunstflieger, die in Formation hinter einander zur Landung ansetzten.
Ein tolles, fast einmaliges Bild.

Die Menge an weißen Pelikanen mit ihren gelben Schnäbeln wurde schnell größer, sie schwammen im Pulk dicht geschlossen und es schien, als würden sie systematisch das Wasser mit ihren Schnäbeln durchfischen. Wir hielten uns lange in ihrer Nähe auf, schossen viele Bilder.

Auf der Fahrt über die Seen und durch die Kanäle stoppte der Bootsführer immer wieder, damit wir Reiher und Kormorane, aber auch versteckt im Schilf sitzende Vögel aus der Nähe beobachten und fotografieren konnten.

Donaudelta Bootsfahrt
Pelikane
Donaudelta Bootsfahrt
Donaudelta Bootsfahrt

Volldampf nach Hause

Langsam wurde es mir doch kalt, auch die Mitfahrer hatten sich in Decken gehüllt. Durch Kanäle und über Seen ging es nach über drei Stunden Fahrt zurück auf den Sankt-Georgs-Arm, auf dem wir mit Höchstgeschwindigkeit unserem Ausgangspunkt zurasten.

Waren wir heute in der Frühe noch ziemlich allein auf dem Wasser, nur vereinzelte Fischer fuhren in ihren Booten zum Fang raus, kamen uns nun jede Menge Ausflugsboote mit ihren Menschenladungen in orangeroten Schwimmwesten entgegen. Gut, dass wir so früh unterwegs waren, die Einsamkeit im Delta war berauschend.

Donaudelta Bootsfahrt
Donaudelta Bootsfahrt

Rückkehr zum Campingplatz

Viertel vor elf, nach vier Stunden auf dem Wasser, waren wir zurück und wurden im Wagen vom Hafen zum Campingplatz gebracht. Es empfiehlt sich sehr, Bootstouren durch das Delta über den Campingplatzbesitzer oder sonstige Unterkünfte zu buchen, die Transfers zum und vom Hafen sind inklusive.
Der Tag war noch jung, jetzt bloß auf dem Campingplatz zu sitzen wollten wir nicht, also packten wir zusammen, verabschiedeten uns von der neuen Wohnmobilbekanntschaft und fuhren weiter Richtung Tulcea.

Donaudelta Bootsfahrt

Campingplatz im Delta

Im Reiseführer hatten wir gelesen, dass es für wagemutige noch einen kleinen Campingplatz weiter drinnen im Delta gibt, der allerdings nur per Fähre und über eine lange, unbefestigte Straße zu erreichen ist.

Hörte sich interessant an, wollten wir machen. Also zunächst bis zur Fähre, eine kleine Pontonfähre, allerdings nicht selbstfahrend sondern gezogen von einem seitlich befestigten Schlepper. Sehr abenteuerlich, aber es funktionierte.

Die ersten zwei Kilometer auf der Straße auf der anderen Seite des Flusses waren haarsträubend, die Schlaglöcher ließen kaum mehr als 5 km/h zu, eine gute Übung vielleicht für zu erwartende Straßen nächstes Jahr in der Mongolei.

Zum Glück wurde sie besser und bald darauf erreichten wir den Platz in Partizani. Naja; wurde besser beschrieben und gelobt als er war, auch die Zufahrt war nicht einfach, mit unserem kleinen Wohnmobil aber gut zu meistern.

Hier saßen wir nun, am frühen Nachmittag, nicht viel weiter gekommen. War vielleicht eine Fehlentscheidung, aber einfach wieder zurückfahren und heute nochmal 45 Lei für die Fährüberfahrt zahlen wollten wir auch nicht. Zu allem Pech hatten wir hier noch nicht mal funktionierendes WLAN, um einige wichtige Dinge zu erledigen. Aber gut, der Vormittag entschädigt für alles.

Am Abend dann gab es im dem Campingplatz angeschlossenen Restaurant auf Vorbestellung leckeren Fisch, Donaukarpfen, natürlich mit Polenta, gehört in Rumänien wohl dazu wie bei uns Kartoffeln, und wiederum einer fürchterlich kräftigen Knoblauchsoße. Ich habe davon wenig genommen, nimmt der Knoblauch doch den gesamten Fischgeschmack.

Nach einem Gläschen Wein, einem gemeinsamen Spiel ging es dann zeitig ins Bett, vom Fernsehprogramm haben weder ich noch Beate viel mitbekommen.

Wieder ein Tag mit Höhepunkten.

Gefahrene Kilometer: 37 km

Landkarte: Bootsfahrt

Landkarte: Weiterfahrt an der Donau nach Partizani

Dieser Beitrag hat 2 Kommentare

  1. Andrea & Peter

    Toll geschriebener Bericht über die Bootstour im Donau Delta. Genau so wars. Auch die Fotos sind ganz klasse !
    Liebe Grüße die Mannheimer

    1. Beate

      Hallo Ihr zwei,
      Die Bootsfahrt fanden wir mit euch sehr schön. Hoffe ihr habt noch eine tolle Tour.
      Wir sind seid heute Mittag in Transnistrien und hatten schon tolle Erlebnisse. Im Bericht gibts dann mehr.
      Viele liebe Grüße
      Beate und Stefan

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