Im Land der Kirchenburgen – Siebenbürgen

  • Beitrags-Autor:
  • Beitrags-Kommentare:0 Kommentare
Zwanzigster Tag - Montag, 23.08.2021

Trotz der lauten Nacht hatten wir etwas geschlafen. Unsere Uhr im Wohnmobil hatte ich nicht umgestellt, so kommen wir immer etwas mit der Zeit durcheinander, es ist immer später als wir denken. Doch eigentlich kann uns das ja egal sein, wir haben Urlaub und Zeit.

Frühstück gab`s im Wohnmobil auf dem Parkplatz, dann packten wir Tablets und Laptop ein in der Hoffnung, irgendwo in der Stadt guten WLAN-Empfang zu haben. In der Tourist Information Fehlanzeige, außerdem war es da so stickig, dass wir uns alsbald wieder nach draußen begaben, um uns vor allem der Masken zu entledigen. Also auf zum Stadtrundgang.

Stadtbesichtigung Sibiu

Hermanstadt war 2007 europäische Kulturhaupststadt, was bedeutet, dass die Stadt für das damalige Ereignis wunderschön herausgeputzt wurde, was man natürlich immer noch sieht.

Erste Station war die orthodoxe Kirche, ein ziemlich großer Bau, wunderschön innen komplett ausgemalt und im Stadtführer mit der Hagia Sophia in Istanbul verglichen. Naja, Bescheidenheit täte hier gut.

Immerhin, wie schon so oft in der Nähe von Klostern und Kirchen, hier gab es WLAN und Beate konnte weitere Berichte einstellen. Weiter ging es durch die Unterstadt, Hermannstadt ist gegliedert in eine Unter- und eine Oberstadt, die Unterstadt war den einfachen Bürgern vorbehalten, in der Oberstadt wohnten die wohlhabenderen Leute. Man sieht diese Trennung deutlich an der Bebauung, unten die einfachen, kleinen Häuschen, oben die schmucken Bürgerhäuser und Palais.

Wir tranken noch einen Kaffee und ein Bier in einem Straßencafé, dann ging es zurück zum Wohnmobil.

Innenansicht
Evangelische Kirche
Hermannstadt in Siebenbürgen Rumänien
Salzbad in Ocna Sibiului

Die Fahrt ging hinaus aus Sibiu und nach Norden zunächst zum ca. 15 km entfernten Ort Ocna Sibiului, zu deutsch Salzburg. Der Name ergibt sich aus den früher vielen Salzminen, die aber längst stillgelegt sind. Durch Schachteinstürze und andere Umstände sind in der Umgebung mehr als 10 Salzseen entstanden, die nun als Badeseen genutzt werden. 2006 ist ein neues Kurbad entstanden, das wir ansteuerten. Eintritt mit Parkgebühr umgerechnet 20,-€, recht viel für Rumänien. Aber das Erlebnis war es wert.

Das Bad war zwar 2006 entstanden, versprühte aber doch etwas östlich – kommunistischen Charme. Nicht alles war fertig, nicht alles war auf dem neuesten und besten Stand, trotz der 15 Jahre schon an manchen Stellen etwas heruntergekommen. Aber das Wasser war herrlich. Der Salzgehalt liegt bei über 31%, höher als im Toten Meer und lässt einen nicht untergehen. Man liegt herrlich im nicht allzu warmem Wasser und möchte eigentlich gar nicht wieder raus. Für mich war dieses das erste Erlebnis dieser Art, Beate hatte schon mal auf einer Reise durch Algerien in einem derartigen Salzsee das Wasser am Körper gespürt. Nach ca. zwei Stunden duschten wir und weiter ging es.

Salzbad in Ocna Sibiului
Salzbad in Ocna Sibiului
Salzbad in Ocna Sibiului
Wir gehen nicht unter
Zu den Kirchenburgen

Hier im Kernland Rumäniens, in Siebenbürgen oder Transsylvanien, liegt das Land der deutschen Siedler im Mittelalter bis zum Ende des 2. Weltkrieges. Und es ist das Land der Kirchenburgen, der Trutzfestungen, in die man sich in den vielen kriegerischen Auseinandersetzungen mit allen möglichen feindlichen Völkern, vor allem den Türken, in Sicherheit zurückziehen musste. Fast jeder noch so kleine Ort hat auch noch seinen deutschen Namen, und dieser wird nicht versteckt. Hier ist auch alles mindestens zweisprachig, rumänisch und deutsch. In Sibiu trafen wir bei der Besichtigung der evangelischen Kirche auf ein junges Mädchen, das sich etwas als Kirchenführerin betätigte und fast akzentfrei deutsch mit uns sprach. Auch wenn nur noch wenige tausend Deutsche in Siebenbürgen leben, das Deutschtum wird auch von den jungen Leuten weitergelebt.

Salzbad in Ocna Sibiului
Stolzenburg
Stolzenburg

Erste Kirchenburg für uns war die Ruine in Slimnic oder Stolzenburg. Eine riesige Anlage, wohl früher nie richtig fertiggestellt worden, immer wieder zerstört, wieder aufgebaut und letztendlich im 19. Jahrhundert als Backsteinbruch benutzt. Sie ist immer noch beeindruckend und im Inneren richtig hübsch von den, nennen wir sie Burgbetreuern hergerichtet.

Irgendwo

Weiter ging es auf guter Straße durch mehrere kleine und größere Orte, oft langgestreckt an einer breiten Durchgangsstraße zur Abzweigung zum als sehenswert beschriebenen Ort Wurmloch.

Da wir vorgestern Steaks zum Grillen gekauft hatten, gestern Abend zum Essen waren, mussten wir sie heute machen. Also einen Stellplatz gesucht, auf Park4Night einen Eintrag gefunden und den angesteuert. Der Platz direkt an der Straße sah allerdings wenig einladend aus, doch etwas weiter den Feldweg hinein um eine Kurve bot sich ein schönes und von der Straße auch nicht einsehbares Plätzchen. Hier konnten wir auch Grillen, leider war schon wieder Stechgetier unterwegs, und was für Brummer. So blieb nur das Abendessen im Wohnmobil.

Die vergangene ziemlich schlaflose Nacht hatte an uns gezehrt, sodass wir noch nicht mal die Wettervorhersage des heute-journals um kurz nach 22:00 Uhr, hier ja bereits eine Stunde später, mitbekommen haben.

In so seliger Ruhe konnten wir diesmal einschlafen.

Gefahrene Kilometer: 77

Landkarte: Fahrt von Hermannstadt zu den Kirchenburgen

Schreibe einen Kommentar