Eiskalt im Eishotel

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Elfter Tag, Donnerstag, 16.02.2023

Eishotel Jukkasjärvi

Kiruna, eine Stadt muss umziehen

Heute morgen grau in grau, das schöne Wetter war weg. Dazu schneite es ganz leicht. Die morgigen Arbeiten wurden erledigt, erstmals hatten wir gestern Abend gegen den Frost eine Isolierdecke über Front- und Seitenscheiben gelegt und siehe da, weder Eis noch Kondenswasser bildeten sich an den Scheiben. Trotzdem erst halb zehn Uhr Abfahrt.

Die gestern so schöne Landschaft sah heute im Schneegrau ganz anders aus. Die Kälte der Nacht hatte auf den Bäumen Reif entstehen lassen, der sie jetzt wie überzuckert aussehen ließ. Gestern waren die Tannen dunkel, heute weiß. Ein wunderschönes Bild.

Unser erstes Ziel heute die Erzbergbaustadt Kiruna mit der einst weltweit größten Eisenerzmine. Schon in der Schule hatte ich von dieser Stadt gehört und der zugehörigen Erzbahn ins norwegische Narvik. Nun konnte ich mal hier sein.

Bei der Einfahrt in die Stadt sah sie nun nicht sehr schön aus, überall neue, recht schlichte und gleichförmige Neubauten mit hölzernen Verstrebungen an der Vorderfront. Hier entsteht schon das neue Kiruna.
Wir fuhren auf den zentralen Platz bei der Touristeninformation und gingen erstmal dort hinein.

Dort erklärte mir eine nette Frau einen Rundweg durch die alte Stadt und was es mit dem Umzugfauf sich hat. Bis ca. 2035 soll ein Großteil des alten Zentrums von Kiruna ca. fünf Kilometer weiter vom jetzigen Standort verlegt sein. Grund sind der durch den Eisenerzabbau unsichere Boden unter der Stadt, es droht die Gefahr des Absinkens ganzer Straßenzüge. Das Rathaus und andere Gebäude sind schon an einem anderen Ort neu gebaut worden und bilden jetzt schon das neue Zentrum. Aber man will auch komplette alte Gebäude umziehen, sodass diese erhalten bleiben.

Kiruna - Eisenerzstadt in Schweden
Kiruna - Eisenerzstadt in Schweden
Kirche von Kiruna
Kirche von Kiruna

Wir machten uns auf einen kleinen Rundweg durch das alte Zentrum und zur beeindruckenden roten Holzkirche von Kiruna. Sie ist insofern besonders, da der Erbauer sie nicht explizit als christliche Kirche errichten wollte sondern als Begegnungsstätte für alle Menschen. Deshalb ist auch nur ein kleines christliches Kreuz im Inneren der Kirche zu sehen. Dieser imposante Holzbau mit seinem separaten Glockenturm soll ca. 2025 als ganzes fünf Kilometer ins neue Zentrum verschoben werden. Was für eine technische Herausforderung.

Schon jetzt sieht man große Stadtbereiche verlassen und von einem Bauzaun umgeben, hier wird demnächst abgerissen. Im Gruvlandsparken ist dies schon geschehen, dort, wo einst das alte Rathaus stand nur noch eine Infotafel und ein paar Eisenträger.

Kiruna hier stand einmal das Rathaus
Kiruna hier stand einmal das Rathaus

Bezahlen muss das natürlich alles die LKAB, die Luossavaara-Kiirunavaara Aktiebolag, ein Unternehmen, das sich 100% im Besitz des schwedischen Staates befindet, somit also letztendlich der Steuerzahler.

Wir verließen dann das Zentrum, um etwas weiter im Industriegebiet LPG nachzutanken. Auch in Schweden gibt es das Gas längst nicht überall an Tankstellen, man muss schon in entfernte Winkel einer Stadt fahren, um noch etwas zu bekommen.

Ein eiskalter Drink

Hinaus ging es aus der Stadt zum ca. 15 Kilometer entfernten Städtchen Jukkasjärvi. Es ist bekannt für sein einzigartiges Eishotel. Jedes Jahr im Winter wird aus Eisblöcken und Schnee ein großes Gebäude errichtet mit vielen kleinen, zum Teil von internationalen Künstlern gestalteten Zimmern. Hier kann man auf Rentierfellen auch übernachten, nicht ganz billig und m.E. auch nicht sehr gemütlich, ist es doch arg kalt in den Räumen. Und wenn man 630,-€ p.P. für eine Nacht aufwenden will, ist man wahrscheinlich nur zum Schlafen dort, ansonsten bezieht man eine warmen Hütte. Interessant anzusehen ist es allemal.

Eishotel
Unser Drink
Eishotel
Eishotel

Nebenmann dann die Eisbar in einem Gebäude, das das ganze Jahr über steht und nicht im Frühjahr dahinschmilzt. Das hierfür benötigte Eis wird in einer nebenan befindlichen Eisfabrik immer frisch hergestellt. An die Energiekosten im Sommer mag ich gar nicht denken. Aber Schweden hat soviel Wasserkraftwerke, da dürfte die Eisherstellung dann drin sein.

In der minus fünf Grad kalten Eisbar kann man selbstverständlich aus Bechern aus Eis ein kühles Getränk zu sich nehmen. Ist nicht ganz billig, aber den Spaß gönnten wir uns. Auf einem Rentierfell sitzend genoß Beate ihren alkoholischen Drink, ich musste mich mit nicht alkoholischem zufrieden geben, dafür hatte ich aber mehr im Eisbecher.

Eishotel Jukkasjärvi
Eishotel Jukkasjärvi
Eishotel Jukkasjärvi

Letztendlich allerdings war ich froh, wieder im warmen Wohnmobil zu sein, einen langen, gemütlichen Abend kann man in der Eisbar nicht verbringen. Jetzt mussten wir schauen, ein Übernachtungsziel anzufahren. Zwar war es erst 15:00 Uhr, aber weit konnten wir nicht mehr fahren, da die Dämmerung sich schon leicht bemerkbar machte.

Exkurs für Wohnmobilisten

Schweden ist ein sehr Wohnmobil- und Camper freundliches Land. Wenn man nicht auf einem der sehr zahlreichen, zum Teil auch im Winter geöffneten Campingplätze übernachten will, kann man überall da, wo es nicht verboten ist, sein Wohnmobil hinstellen und die Nacht verbringen. Wo es geeignete Plätze gibt kann man auf den zahlreichen Stellplatz-Apps nachschauen. Verhält man sich ordentlich, wird man von niemandem gestört.

Die Versorgung mit Frischwasser und die Entsorgung der Kassettentoilette kann auch relativ problemlos erfolgen, wenn man etwas bedacht handelt. An den großen Europastraßen gibt es immer wieder schöne Rastplätze, wo extra Becken für die Toilettenentsorgung vorhanden sind mit Spülwasser zur Kassettenreinigung. An den Toilettenhäuschen befinden sich oft Wasserhähne, entweder mit Gewinde zum Anschluss eines Schlauchs oder mit Drucktaster für das Befüllen von Kannen. Gerade in Südschweden gibt es auch hier und da am Straßenrand spezielle Ver- und Entsorgungsstationen mit Bodenschacht für Grauwasser und Toilette sowie Frischwasserzufuhr. Auch hier helfen die entsprechenden Apps.

Findet man nichts dergleichen und benötigt dringend Frischwasser, so fragt man einfach an der nächsten Tankstelle oder dem nächsten Kiosk, hier wird man in den meisten Fällen nicht abgewiesen.

LPG-Tankstellen sind schwerer zu finden, am besten geeignet hierfür ist die Internetseite www.mylpg.eu. Dort sind alle LPG-Tankstellen europaweit verzeichnet, nicht immer aber auf dem aktuellsten Stand.

Alles in allem ist das Reisen mit dem Wohnmobil in Schweden sehr entspannt.