Die Stadt, der Pass und die Enttäuschung

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Achter Tag – Dienstag, 19.10.2021

Nochmal Turin

Tag für Tag wird es dunstiger, die Fernsicht schwindet zusehends. Dazu kam heute morgen noch ein leicht verschleierter Himmel, dennoch brachen wir erneut zur Stadtbesichtigung auf.

Es gab noch einige Sehenswürdigkeiten, die entdeckt und angesehen werden wollten. Mit dem Bus und der Metro ging es erneut zum Hauptbahnhof Turin, von wo es nur kurze Wege in die Innenstadt sind.

Wir liefen Richtung des großen Wahrzeichens Turins, des Mole Antonielliana, eines mächtigen Gebäudes mit einer alles überragenden Kuppel mit Spitzturm. Zu seiner Fertigstellung 1800 noch was, zunächst als Synagoge errichtet, war es das höchste Gebäude Europas. Jetzt beherbergt der Bau das nationale Filmmuseum.

Von dort ging es weiter zur Piazza Vittorio Veneto, dem größten städtischen Platz in Europa.

Seitlich davon suchten wir ein Café auf, um die Turiner Spezialität Bicerin zu trinken. Hierbei handelt es sich um ein Getränk aus sehr weichem Schokoladenpudding mit Kaffee und Sahne. Man darf es nicht umrühren, sondern muss es heiß durch die kühle Sahne trinken. Zum Schluss löffelt man den Schokopudding aus dem Glas.

Vom Piazza Vittorio Veneto ging erst mit der Straßenbahn zur Piazza Reale mit dem Königsschloss und der Kathedrale, in der das berühmte Turiner Grabtuch, zumindest eine Kopie davon, ausgestellt ist. Die Kathedrale war allerdings geschlossen, so ging es weiter zu einem laut Internet sehr renommierten Jugendstilcafé, in dem es ausgezeichneten Bicerin geben soll. Vor dem Café ein Bauzaun und der Hinweis, dass das Lokal bald wieder in neuem Glanz erstrahlen wird. Also auch hier Fehlanzeige.

Nächster Anlaufpunkt das Café und die Schokolaterie Caffarel, angeblich wird dort die beste Schokolade der Welt hergestellt.. Endlich mal was offen. Dort kauften wir einige Schokoladen und begaben uns dann zurück zum Bahnhof und zum Campingplatz.

 
 
Mole Antonielliana
Mole Antonielliana
Piazza Vittorio Veneto
Piazza Vittorio Veneto
Turiner Spezialität Bicerin
Turiner Spezialität Bicerin
Kathedrale
Kathedrale
Innenhof
Innenhof

Auf Richtung Heimat – die Enttäuschung

Wir verließen den Campingplatz und drehten auf die Autobahn Richtung Aostatal ein. Zunächst herrschte viel Feierabendverkehr rund um Turin, dann wurde es ruhiger. Die ersten Berge schauten aus dem Dunst hervor und wurden von der Abendsonne angeleuchtet.

Wir hatten geplant, über den großen San Bernardinopass Richtung Bern zu fahren. Ich freute mich auf eine sonnige morgendliche Passüberquerung. Kurz vor Aosta verließen wir die Autobahn, um nochmal Diesel nachzufüllen. Dann ging es weiter an einer Leuchtanzeige vorbei, auf der ich das Wort „Chiuso“ las. Sollte etwa der San Bernardinopass geschlossen sein? Irgendwann dann weiter oben ein weiteres Schild in rot mit dem Wort „fermé“. Doch es kamen uns viele Autos entgegen und fuhren auch vor uns Richtung Pass, vielleicht hatten wir uns verlesen.

Oben Richtung Passhöhe hatte Beate einen Übernachtungsplatz ausgemacht, den wir ansteuerten. An der Abzweigung Tunnel – Pass ein Hinweisschild auf den geschlossenen Pass. Deshalb fuhren hier keine Autos hoch und kamen uns auch keine entgegen. Doch der Stellplatz in den Bergen war verlockend. Also fuhren wir soweit hoch, bis ein endgültiges Sperrschild kam. Schade, dann wird es nichts mit einer sonnigen Passüberquerung und wir müssen den teuren Tunnel nehmen. Aber irgendwie müssen wir ja nördlich der Alpen kommen.

Gerade hier unterhalb des Sperrschildes gab es auch zwei schöne große Stellplätze, die in der inzwischen einbrechenden Dunkelheit aber kaum zu sehen waren. Wir stellten den Wagen ab, direkt in der Nähe einer hier eingezäunten Schafherde, dessen Hüter sich etwas weiter in einem Wohnwagen befand.

Beate stieg kurz aus, kam wieder herein und stank nach Schaf. Kurz öffnete auch ich die Tür, der Gestank der Schafherde erfüllte sofort den Raum. So beschlossen wir umzuparken auf einen etwas weiter unterhalb liegenden Parkplatz, wo es nicht mehr so stark roch.

Abendessen
Abendessen
Unser Abendessen

Beate bereitete ein leckeres italienisches Abendessen mit Tajerin, ganz dünnen Bandnudeln, Parmesan und Trüffel. Dazu gab es guten Barbera d’Asti Rotwein. Der sieben Euro teure Trüffel wurde fein über die Nudeln gerieben, doch weder Beate noch ich vermochten ihn zu schmecken. Mit den Trüffeln wird offenbar ziemlich viel Geld für eine Einbildung verdient und niemand will es zugeben, dass nichts dran ist an diesen Erdknollen.

Gefahrene Kilometer: 175 km

Landkarte: Fahrt von Turin zum San Bernardinopass

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