Abschied von Serbien

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Siebzehnter Tag - Freitag, 20.08.2021

Gegen Mitternacht wurde ich unsanft durch laute Musik von draußen geweckt, doch zum Glück verschwanden die Feiernden bald wieder und ließen uns in seeliger Ruhe schlafen,allein das Rauschen der Donau war zu hören.

Die Sonne weckte uns, Frühstück gab es im Wohnmobil, dann noch das WLAN ausnutzen, Beate beißt sich da immer fest, sodass ich irgendwann gegen 11:00 Uhr zum Aufbruch blies.

Von Kladovo ging es zurück zum Donausperrwerk und Grenzübergang. Hier hieß es bei der serbischen Kontrolle etwas warten, aber nicht lange. Wir legten unsere Pässe vor und die in Sombor am ersten Abend auf dem Campingplatz erhaltenen Meldebescheinigungen. Die Pässe wurde kontrolliert, ein Ausreisestempel eingedrückt und die Meldebescheinigungen noch nicht mal angeschaut sondern gleich weggelegt. Wir scherzten, ob damit das gleiche passiert wie mit den bis Mitte Juni vorzulegenden Impfberechtigungen im Impfzentrum Tuttlingen, die wir jedem Impfling abnahmen und dann später im Papiermüll entsorgten. Wahrscheinlich geschieht mit dem serbischen Meldebescheinigungen das gleiche.

Abschied von der Donau
Rumänien, wir kommen

Wir rollten gemächlich über den Damm des Sperrwerks Richtung Rumänien. Noch bevor wir den Kontrollposten sehen konnten, mussten wir halten. Von da ab ging es langsam weiter zur rumänischen Grenzkontrolle. Hier waren mehrere Grenzer damit beschäftigt, die Fahrzeuge abzufertigen. Vor uns reihte sich eine Gruppe Motorradfahrer ein, die einzeln überprüft wurden. Ein Grenzer kam nun zu unserem Fahrzeug, wollte Reisepässe und KFZ-Papiere, ging damit zum Grenzhäuschen und kam kurze Zeit danach wieder zurück. Vielen Dank und gute Fahrt.

Und was ist mit unseren Impfpässen, den elektronischen Impfbescheinigungen, die Beate beide auf dem Smartphone hat und wir sie auch in Papierform mitführen? Will die keiner sehen? Wofür wurden dann Millionen ausgegeben, um so was zur Verfügung zu stellen?

Nee, Fehlanzeige, interessiert niemanden. Eine kurze Befragung durch den Zoll folgte, dann waren wir in Rumänien. Hier ist es so, dass alle Autobahnen, Kraftfahrstraßen und Nationalstraßen mautpflichtig sind. Dazu wird das Kennzeichen erfasst, man zahlt für z.B. 30 Tage 7,-€ und fertig. Allerdings muss man zunächst erst mal an der Grenze zahlen. Ich ging also zum entsprechenden Häuschen, am Schalter saß aber niemand. Also zum nächsten Fenster, da sah ich jemanden sitzen, der offensichtlich Mittag machte. Ich gab mich zu erkennen und der Herr hinter der Scheibe schien nicht erfreut zu sein, bei seinem Mittagsmahl, offenbar Fischsuppe, gestört zu werden. Also wartete ich geduldig. Ein weiterer Grenzgänger kam hinzu, ein Rumäne aus Deutschland, der sehr gut deutsch konnte. Er fragte in die Bude hinein und bekam wohl zur Antwort, dass jetzt Mittagspause sei. Ich fragte, wie lange denn wohl noch und erhielt zur Antwort, dass man lieber nicht fragen sollte, sonst dauert es noch länger. Sage noch einmal einer was gegen deutsche Beamte.

Endlich war es dann soweit, ich konnte die 30 – Tage – Vignette kaufen und die Fahrt ging weiter.

Zum Kloster Sfanthu Ana

Erster Anlaufpunkt in Rumänien war das Städtchen Orsewa. Wir fuhren dorthin den auf rumänischer Seite ausgewiesen Donauradweg entlang, noch schlimmer, als auf serbischer Seite, da hier Lastwagen an Lastwagen Richtung Grenze donnern. Hier ist es lebensgefährlich mit dem Fahrrad auf dieser Straße zu fahren.

Straßen in Rumänen
Fahrradweg auf rumänischer Seite

In Orsewa kauften wir in einem Carrefour – Markt ein und verspürten hier schon den Unterschied zu Serbien. Das ist alles hier doch viel westlicher geprägt als das Nachbarland. Auch der Ort selbst erinnerte an seiner Promenade an eine italienische Stadt an der Adria. Und vor allem sind die Rumänen den Serben eine Stunde voraus. Also Uhr umgestellt, plötzlich war es halb drei.

 

Wir zogen noch Geld aus dem Automaten, alles neue Scheine und seltsam glatt. Rumänien hat 1999 als erstes europäisches Land Geldscheine aus Polymerkunststoff eingeführt, unzerrreißbar und wohl auch schwerer zu fälschen als Papiergeldscheine. Dann ging es hoch zum Kloster Sfanthu Ana, einem 1939 errichteten, aber erst 1990 eingeweihten Frauenkloster. Der Zweite Weltkrieg und die „gottlose“ Nachkriegszeit verhinderten eine frühere Eröffnung.

Kloster in Rumänien
Kloster Sfanthu Ana
Herkulesbad Rumänien
Herkulesbad Rumänien
Herkulesbad Rumänien
Herkulesbad

Wir liefen etwas herum und setzten dann unseren Weg ins 2000 Jahre alte Herkulesbad fort. Heute allerdings ist Baile Herculane arg heruntergekommen, leere, verfallene Hotels aus der Ceaucescu-Zeit, Ruinen aus der Glanzzeit der Kuraufenthalte vor dem Ersten Weltkrieg. Man versucht jetzt mit EU-Hilfsgeldern den Ort wieder etwas aufzuhübschen und die Gebäude zu renovieren, aber letztlich wozu? Die Zeiten der Kuren sind überall vorbei. Das einst wohl wunderschöne Kur- und Badehaus eine heruntergekommene Ruine. Selbst wenn man es wieder herrichtet, wer kommt hierher zum Kuren? Die Landschaft ist großartig und es gibt auch warme Mineral- und Heilquellen, aber der Ort verliert an Einwohnern.

Im Flüsschen, dass den Ort durchzieht, sahen wir an mehreren Stellen Leute in abgetrennten Bereichen baden. Offenbar fließt an diesen Stellen Thermalwasser in den Bach ein. Im Ort roch es auch öfters nach faulen Eiern.

Wir genossen noch einen Kaffee im Restaurant und erfreuten uns an gutem freien Internetzugang. In Rumänien soll es ohnehin überall gutes WLAN und freies Internet geben. Ob die auch eine Digitalisierungsstaatssekretärin haben?

Herkulesbad

Schon ging es weiter die enge Ortsdurchfahrt hinein in die Berge. An einer Stelle parkte ein PKW derart ungünstig, dass ich überzeugt war, dort mit dem Wohnmobil nicht durchzukommen. Hinter mir mehrere PKW und die bisher gefahrene Straße so eng, dass ein Zurückstoßen unmöglich gewesen wäre. Beate musste aussteigen und versuchen, mich durch die Engstelle zu lotsen. Ca. 10cm blieben an beiden Seiten, doch sie lotste mich gut und wir kamen durch. Geschafft, dem Himmel sei Dank.

Wir hatten einen Stellplatz ins Auge gefasst, den wir für die Nacht anfahren wollten. Unterwegs an verschiedenen Wiesen neben der Straße haufenweise Campingzelte, Menschen und Fahrzeuge. Die Rumänen sind ein ausgesprochenes Campervolk und strömen wohl immer an den Wochenenden hinaus ins Grüne. So war denn auch unser angesteuerter Platz keineswegs eine einsame Idylle am Bach, sondern ein bereits gut mit Zelten und PKWs gefüllter Platz. Wir fanden noch eine Stelle zum Parken, ich erkundigte mich ob das in Ordnung sei und wurde freundlich empfangen. Die Rumänen scheinen dennoch etwas reservierter zu sein als die Serben, ist uns aber recht.

Nach dem Abendessen draußen saßen wir noch etwas beim Wein zusammen, ehe es Beate zu kalt wurde und ich ihr kurze Zeit später ins Wohnmobil folgte, weil die Mücken immer unerträglicher wurden.

Die Rumänen feierten noch eine Weile bei für unsere Ohren immer gleicher Musik, die sie allerdings auch ihrer eigenen schlafenden Kinder wegen auf moderater Lautstärke hielten. Unser erster Tag in Rumänien neigte sich dem Ende.

Gefahrene Kilometer: 77

Fazit Serbien

Serbien ist eine Reise wert. Leider hegen wir Deutschen und vielleicht auch viele andere Westeuropäer viele Vorurteile gegenüber dem Land, vielleicht, weil es einst als Jugoslawien kommunistisch regiert war, ohne dass es dem Warschauer Pakt angehört hatte und immer auch für westliche Urlauber zugänglich war. Vielleicht auch, weil in Deutschland viele jugoslawische Gastarbeiter waren (und noch sind), vielleicht aber auch des Krieges in den 1990er Jahren wegen, wo Serbien als Aggressor galt. Das alles aber sollte man außer acht lassen, die Landschaft ist fantastisch, die Menschen stets freundlich und hilfsbereit. Wir haben uns niemals in Serbien unsicher gefühlt, wurden immer freundlich empfangen und hatten dort auch ein sehr schönes Erlebnis mit einer Gruppe gastfreundlicher Serben. Das Land ist für uns Deutsche günstig, lediglich die Benzin- und Dieselpreise sind fast so hoch wie bei uns. Ich wäre gern noch weiter nach Südserbien vorgestoßen, aber unsere Reisepläne und die doch beschränkte Zeit ließen dies nicht zu.

Es wäre Serbien zu wünschen, wenn es mehr von Touristen beachtet würde, ohne allerdings überlaufen zu werden. Aufgrund der fehlenden Küste und des Meeres ist es aber wohl für den deutschen Massentourist uninteressant.

Gott sei Dank.

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