Der lange Abschied

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Vierundvierzigster Tag, Freitag, 24.06.2022

Unseren heutigen Schlafplatz verließen wir wenige Minuten nach acht und noch vor dem Frühstück. Hier ganz in der Nähe befand sich eine Schule und massenhaft uniformierte Schülerinnen und Schüler strömten vorbei Richtung Schulhaus. Ein letzter Einkauf bei Lidl – diesen Markt scheint es überall in Europa zu geben – und raus ging es aus der Stadt. Ich hatte schon etwas weiter einen geeigneten Frühstücksplatz klar gemacht, nur noch ein paar enge und sehr enge Straßen mussten bewältigt werden, dann waren wir da, mitten im Grünen. Allerdings war er nicht geeignet, um draußen zu sitzen.

Nun hieß es, die letzten Meilen nach Dover zurück zu legen und zu schauen, ob wir eine Fährpassage kriegen. Eigentlich dürfte das kein Problem sein, es fahren mindestens vier Fährgesellschaften täglich zwischen 14 und 17 Mal zwischen Dover und Calais hin und her, da müsste doch was für uns dabei sein.

Es ging über die Autobahn und dann hinein nach Dover. Kaum hatten wir den Weg zu den Landungsanlagen eingeschlagen, türmten sich vor uns auch schon die „White Cliffs of Dover“, die weißen Klippen von Dover auf. Ein majestätischer Anblick, den ich schon einige Male genießen konnte, heute wahrscheinlich zum letzten Mal. Und da fällt einem dann auch gleich der Song von Vera Lynn aus dem Jahr 1942 ein:

There′ll be bluebirds over
The white cliffs of Dover
Tomorrow, just you wait and see
There’ll be love and laughter
And peace ever after
Tomorrow, when the world is free

Zugegeben, ich musste erst googlen.

Dover
Dover
Bye Bye England
Fähre
Unser Womo auf der Fähre
Dover

Wir fuhren die vorgegeben Fahrspuren Richtung Check-In, nahmen die Spur für Irish Ferries und bekamen tatsächlich sofort ein Ticket für die nächste Überfahrt 12:45 Uhr. Also direkt zur Fähre weitergefahren, war es doch schon zehn vor halb eins, somit ging es auch gleich weiter aufs Schiff.

Überpünktlich legte die Fähre ab und wir ließen England und die Inseln nun endgültig hinter uns. Die Sonne schien, es war warm und man konnte die Fahrt auf Deck genießen. Good Bye England, es war schön.

Dover

Etwa ein einhalb Stunden später waren wir im Hafen von Calais und konnten unseren Wagen wieder besetzen. Das Schiff war offenbar nur halb beladen, daher war es auch kein Problem gewesen, sofort ein Ticket für die nächstmögliche Überfahrt zu bekommen. Wenn man nun bedenkt, dass mindestens vier Fährgesellschaften jeden Tag sieben bis acht Mal halbvoll hin und her fahren und dabei Unmengen von Schweröl Treibstoff verbrennen und Auspuffgase in die Luft pusten, muss man sich fragen, ob unsere umweltpolitischen Maßnahmen, außer uns Bürgern das Geld aus der Tasche zu ziehen, sonst noch einen Sinn haben.

Frankreich
Frankreich

Von Calais aus ging es nun wieder auf der mittlerweile für uns ungewohnten rechten Fahrbahnseite weiter in Richtung Reims. Wir wollten heute noch ca. die Hälfte der Strecke Calais – Stetten schaffen, um morgen nicht allzu spät anzukommen. Es ging vorbei an riesigen Weizenfeldern, Wiesen und Wäldern, durch kleine, ganz anders als in England und Irland aussehende Dörfer. Am blauen Himmel türmten sich mächtige Wolkengebilde, so gewaltig, wie wir sie bisher selten gesehen haben. Aber es blieb trocken und für uns ungewohnt warm.

Wolkenformationen
Wolkenformationen
Wolkenformationen

Es ging am Reims vorbei und etwas südlich durch kleinere Ortschaften zu einem ausgesuchten, sehr versteckt im Wald an einem Bach liegenden Übernachtungsplatz. Für heute waren wir genug gefahren und durch die Stunde Zeitverschiebung war es nun auch schon später als all die Wochen vorher in Schottland und Irland. Noch einmal gab es leckeres Fleisch vom Grill, dann wurde es Zeit, diesen Fahrtag zu beenden.

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